Mathias Hotz weiß noch nicht, ob er die Wahl anfechten wird
Der Kandidat von CSU, JA und FB ist vom Ergebnis enttäuscht – Claudia Alfons feiert wegen der Coronakrise besonnen
- Sie freue sich natürlich über das Ergebnis zu ihren Gunsten. Doch so richtig zum Feiern ist Lindaus neuer Oberbürgermeisterin Claudia Alfons am Sonntagabend nicht zumute. Nicht, wo viele Lindauer gerade mit Zukunftsängsten zu kämpfen haben. „Das wird eher ein besonnener Abend“, sagt sie im Gespräch mit der LZ, kurz nachdem der letzte Briefwahlbezirk ausgezählt ist. Ihr Konkurrent Mathias Hotz dagegen ist alles andere als besonnen. Ihn hat das Ergebnis so schockiert, dass er erst einmal an die Luft musste.
„Ich bin natürlich enttäuscht“, sagt Hotz. Ihm sei zwar klar gewesen, dass es für ihn knapp werden könnte. „Aber ich habe gehofft, dass ich knapp gewinne.“Dass es nicht reichen würde, hatte er am Sonntagabend bald gespürt. „Für mich war es nach sieben Bezirken klar“, sagt er.
Als dann etwa Dreiviertel der Stimmen ausgezählt waren, musste Hotz erst einmal raus. „Ich bin zu einem Freund gefahren.“Weil er mit der LZ aber einen Termin für ein Foto verabredet hatte, kam er bald nach Ende der Auszählung wieder auf die Insel zurück.
Wie er seinen restlichen Abend verbringen würde, das weiß Hotz zurück auf der Insel dann auch nicht mehr so recht. „Ich warte jetzt erstmal, bis Maximilian schläft“, sagt er. Auch, ob er die Wahl juristisch anfechten wird, kann der 35-jährige Rechtsanwalt am Sonntagabend noch nicht sagen. „Ich halte es für den falschen Zeitpunkt, das jetzt aus der Emotion heraus zu entscheiden, ohne mich mit der Sache vertieft auseinandergesetzt zu haben“, sagt er. Allerdings hätten ihm diese Frage auch im Vorfeld schon mehrere gestellt. Denn wegen der Coronakrise fand die Oberbürgermeisterwahl als reine
Briefwahl statt. Am Samstag hatten allerdings noch nicht alle Wähler ihre Unterlagen im Briefkasten. Die Stadtverwaltung musste das Wahlamt am Wochenende doch noch öffnen.
Claudia Alfons freut sich indes über die hohe Wahlbeteiligung. „Ich hatte Sorge, dass die Wahlbeteiligung geringer wird, jetzt, wo andere Themen den Alltag bestimmen“, sagt sie. „Es ist toll, dass die Verwaltung das stemmen konnte. Allen Helfern gilt ein großes Dankeschön.“Sie sei sich bewusst, dass sie nun eine große Verantwortung
trage. Als Oberbürgermeisterin sowieso. „Aber jetzt hat das natürlich noch einmal eine andere Qualität.“
Zu großen Jubelschreien sei ihr mitten in der Coronakrise einfach nicht zumute. „Es gibt ganz viele Lindauer, die Zukunftsängste haben. Viele sind in Kurzarbeit, Selbstständige und Hoteliers bangen um ihre Existenz.“Auch deswegen sei es nun wichtig, „schnell die Reihen zu schließen“, damit Lindau so unbeschadet wie möglich aus der Krise komme.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen verbringt die 37-Jährige den Abend in ihrer Lindauer Wohnung allein mit ihrem Lebensgefährten. Mit ihren Eltern, Geschwistern, deren Partnern und Kindern sei sie aber über eine große Skype-Konferenz verbunden. In den kommenden Tagen möchte sie sich bei Mathias Hotz noch einmal persönlich für den fairen Wahlkampf bedanken.