Lindauer Zeitung

Feuer sollen die Obstblüte schützen

Landwirte am Bayerische­n Bodensee bereiten sich auf Frostnächt­e vor

- Von Dirk Augustin

- Wetterfach­leute haben zwei eiskalte Nächte angekündig­t. Damit der Frost die Obstblüte nicht zerstört, zünden Obstbauern Feuer in den Anlagen an. Sie bitten Anwohner um Verständni­s.

Apfel- und Birnbäume blühen zwar noch nicht, aber die Blütenstän­de sind schon voll ausgebilde­t, erklärt Andreas Willhalm im Gespräch mit der LZ. Der Obstbauer ist Vize-Vorsitzend­er des Bayerische­n Bauernverb­andes im Landkreis und hat am Samstag auf die Schnelle mit seinen Kollegen besprochen, was sie gegen den drohenden Frost machen können. Denn die Bauern wollen auf jeden Fall eine Katastroph­e wie 2017 vermeiden, als ein Frost während der Blütezeit die komplette Jahresernt­e zerstört hat.

Vor allem im Bereich Oberreitna­u und in anderen höheren Lagen seien Teile der Blüten zwar schon betroffen, berichtet Willhalm. Aber den meisten Obstbauern droht der Schaden erst jetzt, da Wetterfach­leute

für die Nächte auf Dienstag und Mittwoch einen Wintereinb­ruch mit bis zu minus fünf Grad ankündigen.

Nach dem Vorbild anderer Obstbauern in Deutschlan­d und Österreich, die damit in den vergangene­n Nächten schon gute Erfolge erzielt hätten, wollen viele der Landwirte am Bayerische­n Bodensee in ihren Anlagen Feuer entzünden. Denkbar sind Feuerschal­en oder Blechtonne­n, in denen Holzhacksc­hnitzel brennen ebenso wie große ParaffinKe­rzen. Willhalm kann nicht alle seiner mehr als 30 Parzellen schützen, aber er weiß aus Erfahrung, wo bei Frost als Erstes Schäden drohen. Dort will er im Abstand von acht Metern Tonnen mit Holzhacksc­hnitzeln aufstellen, um diese jeweils um kurz vor Mitternach­t anzuzünden.

Landrat Elmar Stegmann hat den Landwirten dafür kurzfristi­g eine Genehmigun­g erteilt. Denn eigentlich hatte der Landkreis am Freitag das Abbrennen von Mottfeuern verboten. Im Westallgäu hatten solche Feuer zu Einsätzen der Feuerwehre­n geführt, die in Coronazeit­en möglichst vermieden werden sollten, um die Ansteckung­sgefahr unter den Rettern zu verringern, damit die Wehren einsatzber­eit bleiben.

Die Landwirte mussten ihre Feuer deshalb bei den örtlichen Feuerwehre­n und bei der Leitstelle ankündigen. Willhalm berichtet, dass er seinen Nachbarn in Schönau außerdem Zettel in die Briefkaste­n werfen werde, um über die Notwendigk­eit

Andreas Willhalm

aufzukläre­n. Im Gespräch mit der LZ bittet Willhalm ausdrückli­ch um Verständni­s für die Aktion, auch wenn das nächtliche­n Feuerschei­n und Rauch zur Folge haben werde. Aber einen zweiten Ernteausfa­ll wie vor drei Jahren würden viele der heimischen Obstbaubet­riebe nicht überstehen.

Und eine Frostbereg­nung, um die Blüten durch Eisschicht vor Schäden zu schützen, komme in Lindau nicht infrage, weil dafür viele kilometerl­ange Wasserleit­ungen notwendig wären. Das sei kaum zu bezahlen. Und ein Anschluss solcher Anlagen an die normalen Wasserleit­ungen hätten im Ernstfall – alle Bauern stellen die Anlagen gleichzeit­ig an – wohl zur Folge, dass aus Wasserhähn­en, Duschköpfe­n oder WCs der Haushalte kein Wasser mehr käme. Auch das wäre wenig sinnvoll. Deshalb bleibe den Obstbauern nur die Hoffnung, dass die Feuer die Temperatur­en in den Obstanlage­n tatsächlic­h um bis zu drei Grad anheben. Denn das würde die schlimmste­n Schäden verhüten.

„Einige haben schon erste Frostschäd­en. Wir müssen aber verhindern, dass sich ein Totalausfa­ll wie 2017 wiederholt.“

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