Bauern kommen mit blauem Auge davon
Leichte Schäden nach Frost in dieser Woche – Frostberegnung schlechte Idee
- Die Obstbauern in der Region sind laut dem Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee mit einem blauen Auge davongekommen, was den Nachtfrost in dieser Woche betrifft. Die meisten Blüten sind derzeit noch nicht so weit entwickelt und damit noch geschützt. Die Temperaturen waren außerdem nicht so tief wie befürchtet. Dennoch gab es leichte Schäden, bei den Pfirsichen auch größere. Die Frostberegnung in einigen Anlagen könnte außerdem geschadet haben. „Wir sind zuversichtlich, da wir die Situation für diese Woche schlimmer erwartet hatten“, sagt Manfred Büchele, der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau-Bodensee (KOB) in Bavendorf. Man habe laut Wetterbericht Temperaturen von minus 4,5 bis minus 5,5 Grad erwartet, „die Befürchtungen am Sonntag waren groß.“. Am Ende waren es aber „nur“etwa minus drei Grad. Die seien am Mittwochmorgen, um sechs Uhr ist jeweils der kälteste Zeitpunkt, auch in Immenstaad erreicht worden, obwohl es Richtung See häufig ein halbes Grad wärmer sei. Man sei deshalb mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Büchele. Lediglich bei den Pfirsichen gebe es größere Schäden, hier sei die Blüte schon offen gewesen. „Pfirsiche wird es in diesem Jahr weniger geben.“Die meisten Kirschen zeigten dagegen bisher nur eine weiße Spitze an der Knospe, „da ist noch Schutz da“, sagt Büchele. Auch Birnen und Äpfel seien noch weitgehend geschützt. Nur die Königsblüte, also die erste, könnte verfroren sein. Was aber nicht so ins Gewicht falle. „Insgesamt leichte Schäden“, bilanziert Büchele. Wichtig werde dann die nächste Woche, „es soll ja nochmal kalt werden“. Letztlich müssten die Obstbauern bis Mitte, Ende April bangen. Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass die Eisheiligen (11. Bis 15. Mai) nicht mehr gefährlich seien. Der schlimme Frost 2017 kam damals am 21. April. „Wenn der 23., 24. April rum ist, dann bin ich froh“, sagt Büchele.
Grundsätzlich komme es darauf an, wie weit die Blüte geöffnet und wie kalt es dabei sei. „Ich werde nervös, wenn es minus zwei, minus drei Grad hat, und die Blüte offen ist“, sagt er. Von einer offenen Blüte kann man aber derzeit noch nicht sprechen. Bei minus vier Grad bekommt das Obst dann Schäden und bei noch tieferen Temperaturen gibt es große Ausfälle.
Größere Schäden könnte es laut KOB hingegen in den Anlagen gegeben haben, in denen diese Woche beregnet wurde. „Das war eine schlechte Idee“, sagt Büchele, „bei Wind darf man nicht beregnen.“Er befürchtet, dass die Frostberegnung in einigen Anlagen kontraproduktiv war. „Wenn man nasse Haare hat und steht im Wind, wird man auch krank“. Genauso wehe der Wind das Wasser von den Blüten, man dürfe also nur bei Windstille bewässern, oder bei einer Windstärke von weniger als einem Meter pro Sekunde. Grundsätzlich befürwortet Büchele die Frostberegnung, in der Regel sei aber das Wasser dazu nicht vorhanden. Es gebe drei Projekte am See, etwa in Immenstaad. Man brauche 40 Kubikmeter Wasser pro Hektar und
Stunde für die Frostberegnung.
In Sachen Grundwasser sieht Büchele kein Problem für die Landwirte. In vielen Teilen von Baden-Württemberg sei das Grundwasser nach dem trockenen Jahr 2018 wieder aufgefüllt. „Wir sind gerade im Bereich Bodensee-Oberschwaben wieder auf dem normalen Stand“, sagt er. „Die größere klimatische Gefahr sehe ich in der Erwärmung.“Und dem damit häufiger auftretenden Blütenfrost. Durch die wärmeren Temperaturen entwickeln sich die Blüten schneller und sind dann für Frost anfällig. Es gebe derzeit unterschiedliche Prognosen, manche gingen davon aus, dass die volle Blüte in diesem Jahr etwa zehn Tage vor dem 20. April komme. Klar ist auf jeden Fall: „Je früher es blüht, desto größer ist die Gefahr für Spätfröste.“