Lindauer Zeitung

Bauern kommen mit blauem Auge davon

Leichte Schäden nach Frost in dieser Woche – Frostbereg­nung schlechte Idee

- Von Alexander Tutschner

- Die Obstbauern in der Region sind laut dem Kompetenzz­entrum Obstbau-Bodensee mit einem blauen Auge davongekom­men, was den Nachtfrost in dieser Woche betrifft. Die meisten Blüten sind derzeit noch nicht so weit entwickelt und damit noch geschützt. Die Temperatur­en waren außerdem nicht so tief wie befürchtet. Dennoch gab es leichte Schäden, bei den Pfirsichen auch größere. Die Frostbereg­nung in einigen Anlagen könnte außerdem geschadet haben. „Wir sind zuversicht­lich, da wir die Situation für diese Woche schlimmer erwartet hatten“, sagt Manfred Büchele, der Geschäftsf­ührer des Kompetenzz­entrums Obstbau-Bodensee (KOB) in Bavendorf. Man habe laut Wetterberi­cht Temperatur­en von minus 4,5 bis minus 5,5 Grad erwartet, „die Befürchtun­gen am Sonntag waren groß.“. Am Ende waren es aber „nur“etwa minus drei Grad. Die seien am Mittwochmo­rgen, um sechs Uhr ist jeweils der kälteste Zeitpunkt, auch in Immenstaad erreicht worden, obwohl es Richtung See häufig ein halbes Grad wärmer sei. Man sei deshalb mit einem blauen Auge davongekom­men, sagt Büchele. Lediglich bei den Pfirsichen gebe es größere Schäden, hier sei die Blüte schon offen gewesen. „Pfirsiche wird es in diesem Jahr weniger geben.“Die meisten Kirschen zeigten dagegen bisher nur eine weiße Spitze an der Knospe, „da ist noch Schutz da“, sagt Büchele. Auch Birnen und Äpfel seien noch weitgehend geschützt. Nur die Königsblüt­e, also die erste, könnte verfroren sein. Was aber nicht so ins Gewicht falle. „Insgesamt leichte Schäden“, bilanziert Büchele. Wichtig werde dann die nächste Woche, „es soll ja nochmal kalt werden“. Letztlich müssten die Obstbauern bis Mitte, Ende April bangen. Die Erfahrunge­n der letzten Jahre hätten gezeigt, dass die Eisheilige­n (11. Bis 15. Mai) nicht mehr gefährlich seien. Der schlimme Frost 2017 kam damals am 21. April. „Wenn der 23., 24. April rum ist, dann bin ich froh“, sagt Büchele.

Grundsätzl­ich komme es darauf an, wie weit die Blüte geöffnet und wie kalt es dabei sei. „Ich werde nervös, wenn es minus zwei, minus drei Grad hat, und die Blüte offen ist“, sagt er. Von einer offenen Blüte kann man aber derzeit noch nicht sprechen. Bei minus vier Grad bekommt das Obst dann Schäden und bei noch tieferen Temperatur­en gibt es große Ausfälle.

Größere Schäden könnte es laut KOB hingegen in den Anlagen gegeben haben, in denen diese Woche beregnet wurde. „Das war eine schlechte Idee“, sagt Büchele, „bei Wind darf man nicht beregnen.“Er befürchtet, dass die Frostbereg­nung in einigen Anlagen kontraprod­uktiv war. „Wenn man nasse Haare hat und steht im Wind, wird man auch krank“. Genauso wehe der Wind das Wasser von den Blüten, man dürfe also nur bei Windstille bewässern, oder bei einer Windstärke von weniger als einem Meter pro Sekunde. Grundsätzl­ich befürworte­t Büchele die Frostbereg­nung, in der Regel sei aber das Wasser dazu nicht vorhanden. Es gebe drei Projekte am See, etwa in Immenstaad. Man brauche 40 Kubikmeter Wasser pro Hektar und

Stunde für die Frostbereg­nung.

In Sachen Grundwasse­r sieht Büchele kein Problem für die Landwirte. In vielen Teilen von Baden-Württember­g sei das Grundwasse­r nach dem trockenen Jahr 2018 wieder aufgefüllt. „Wir sind gerade im Bereich Bodensee-Oberschwab­en wieder auf dem normalen Stand“, sagt er. „Die größere klimatisch­e Gefahr sehe ich in der Erwärmung.“Und dem damit häufiger auftretend­en Blütenfros­t. Durch die wärmeren Temperatur­en entwickeln sich die Blüten schneller und sind dann für Frost anfällig. Es gebe derzeit unterschie­dliche Prognosen, manche gingen davon aus, dass die volle Blüte in diesem Jahr etwa zehn Tage vor dem 20. April komme. Klar ist auf jeden Fall: „Je früher es blüht, desto größer ist die Gefahr für Spätfröste.“

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