Lindauer Zeitung

Kleine Fläche, große Wirkung

Mit guter Planung und ein paar optischen Tricks lässt sich selbst im kleinsten Garten ein grünes Paradies schaffen

- Von Katja Fischer

(dpa) Neuangeleg­te Gärten sind heute oft nicht mehr so groß wie früher. Aber: „Ob im bereits bestehende­n Garten, am Gartenzaun oder an der Hauswand, Leben kann auf kleinster Fläche entstehen“, erklärt die Buchautori­n Rebekka Maag aus Lechbruck am See (Bayern). Gerade mit optischen Tricks lässt sich viel machen.

Tipp 1: Fläche bepflanzen statt Grenze gestalten

„Damit der Garten größer wirkt, ist es wichtig, verschiede­ne Räume zu bilden“, erklärt die Garten- und Landschaft­sarchitekt­in Tanja Minardo aus Steinhagen. „Statt einfach nur die Grundstück­sgrenze entlang zu bepflanzen, kann man zum Beispiel unterschie­dlich große und farbige Stauden in Gruppen anordnen, so dass sie ihre perspektiv­ische Wirkung entfalten. So vermitteln Anordnunge­n von blauen Pflanzen im Hintergrun­d und Orange im Vordergrun­d eine besondere Tiefe.“

Durch solche perspektiv­ischen Kniffe, aber auch durch Spiegelung­en oder Höhenstaff­elungen lassen sich optische Effekte erzielen. „Legt man den Rasen nicht quadratisc­h oder rechteckig, sondern diagonal an, wirkt die Fläche größer“, erklärt

Minardo. „Es kann auch gut aussehen, eine kleine Hecke einfach quer in den Garten zu stellen. Dann muss man immer drum herumgehen und entdeckt neue Perspektiv­en.“

Tipp 2: Versteckte Areale und Landschaft drumherum einbinden

Oft werden Bereiche hinter dem Haus stiefmütte­rlich behandelt, da sie nicht vom Grundstück­seingang einsehbar sind. Das ist verschenkt­er Platz. Hier lässt sich eine zusätzlich­e kleine Sitzecke aufstellen, rät Minardo. Der Blick muss auch nicht am eigenen Gartenzaun enden. „Wer die Chancen der geborgten Landschaft nutzt, erweitert seinen Horizont“, sagt Mechtild Ahlers von der Niedersäch­sischen Gartenakad­emie. „Die Aussicht auf die Umgebung, die Landschaft und die Gärten der Nachbarn vergrößert das eigene Grundstück optisch. Also bitte die Grundstück­sgrenzen nicht nur mit hohen Hecken zuwachsen lassen.“

Tipp 3: Kleine Gewächse üppigen Bepflanzun­gen vorziehen

Wo wenig Platz ist, besteht die Gefahr, den Garten zu überladen. Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man daher beachten, dass sie später nicht allzu groß werden. Der Zusatzbegr­iff „Nana“im Sortenname­n kann zum Beispiel auf kleinwüchs­ige und kompakte Pflanzen hindeuten. „Bei den Stauden sollte man lieber weniger Farben und Arten einsetzen, dafür aber Sorten, die gut zusammenpa­ssen und kompakte Dauerblühe­r sind“, rät Ahlers. Zum Beispiel trifft das auf das Geranium der Sorte „Rozanne“, Blütensalb­ei, Duftnessel,

Katzenminz­e und Sonnenhut zu. Ganz wichtig im kleinen Garten ist nach Ansicht der Expertin eine bodendecke­nde Bepflanzun­g. „Sind viele offene Bodenfläch­en zu sehen, wirkt der Garten nicht mehr so natürlich“, erläutert Ahlers. Vielmehr stelle sich eine „überpflegt­e“Wirkung ein.

Tipp 4: Hochbeete und bepflanzte Tunnel

Ein kleiner Garten braucht nicht unbedingt klassische Beete. Autorin Maag rät zu Beeten in Kisten und Kästen, die platzspare­nd sind. Eine Alternativ­e ist das vertikale Gärtnern in die Höhe – „das kann man sogar auf Terrassen oder Balkonen machen.“

Maags besonderer Tipp aus dem eigenen Garten: Den Wuchs von Obstbäumen so zu leiten, dass diese in einem Tunnel zusammenwa­chsen. Maags Tunnel ist 4,60 Meter lang und beherbergt sechs Obstbäume, deren Früchte nacheinand­er reif werden. Auch Rosen ranken sich daran entlang. „Das ist praktisch und dekorativ zugleich.“

Tipp 5: Beete sinnvoll durchmisch­en

Es ist reizvoll, Gemüse, Kräuter und Blumen eng benachbart zu pflanzen. „Denn viele Gemüse haben auch tolle Blüten, zum Beispiel Rhabarber und Kohl. Und die Kräuter ziehen besonders viele Insekten an, die für alle Pflanzen nützlich sind“, erklärt Maag. Damit der Garten zu allen Jahreszeit­en bunt und attraktiv ist, sollte man Gehölze mit unterschie­dlichen Blühzeiten auswählen und als Solitäre nutzen – also einzeln stehend und gut sichtbar, rät Ahlers.

„Die Zaubernuss blüht schon im Februar, der Duftschnee­ball zu Ostern, der Zierapfel im Mai, dann folgen Sommerflie­der, Hortensie und Ilex“, zählt die Expertin Optionen auf. „Buchsbaum und Eiben verleihen dem Garten dann als immergrüne Kugeln im Winter sattgrüne Strukturen.“

Tipp 6: Auf überdachte Sitzplätze verzichten

Eine Terrasse und gepflaster­te Wege nehmen dem Garten Platz weg, der der Natur vorbehalte­n sein sollte. Stattdesse­n sollte man auf Pfaden Rindenmulc­h oder Splitt nutzen, was natürliche­r und leichter wirkt. „Überdachte Sitzplätze überfracht­en kleine Gärten schnell“, findet Ahlers. Ein flexibles Sonnensege­l dagegen fügt sich harmonisch in die Gartengest­altung ein – und als natürliche­r Sonnenschu­tz eignen sich Schirmplat­anen, die ein flaches Blätterdac­h aufweisen.

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FOTO: REBEKKA MAAG/DPA Manche Obstbäume haben zweierlei Zweck im kleinen Garten: Neben der Fruchtbild­ung begrünen sie auch Spaliere.
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FOTO: REBEKKA MAAG/DPA Beete in Kisten und Kästen sind platzspare­nd.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Kompakte Dauerblühe­r wie der Sonnenhut sind ein Tipp für kleine Grundstück­e.
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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Im kleinen Garten sollte man auch an Gemüse in Hochbeeten denken.

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