Lindauer Zeitung

Gut gemeint, aber falsch geheizt

Viele Verbrauche­r müssen in der laufenden Heizsaison mit Mehrkosten rechnen – Allerdings ist zu viel sparen auch keine Lösung

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(dpa) - Es gibt Dinge, die tut man mit dem besten Gefühl. Zum Beispiel den kalten Raum schnell aufheizen, indem die Heizung voll aufgedreht wird. Doch ist das die richtige Methode? Experten erklären, warum man diesen und andere gut gemeinte Heiztipps besser nicht umsetzt:

1. Thermostat nicht voll aufdrehen

Es gibt sicher Momente, in denen es sinnvoll ist, den mechanisch­en Thermostat komplett aufzudrehe­n. Aber dazu gehört nicht die Situation, wenn man frierend nach Hause kommt und schnell die Räume erwärmen will. Denn mit dem Thermostat regelt man nur, welche Endtempera­tur der Raum erreichen soll, nicht aber wie rasch das gehen soll.

Das heißt: Wer den Thermostat auf fünf stellt, wartet nicht nur genau so lange, bis der Raum warm ist, wie mit der Stufe drei. Er heizt unter Umständen länger, wenn man nicht bald zurückdreh­t. Die Folge: Die Heizkosten steigen. Darauf weist die gemeinnütz­ige Beratungsg­esellschaf­t co2online hin. Wer sich rund 20 Grad Raumtemper­atur wünscht, sollte nach Empfehlung der Experten an mechanisch­en Thermostat­en die Stufe drei wählen. Die Stufe vier kann rund 24 Grad ergeben. Wer elektronis­che und vernetzte Thermostat­e hat, hat es hier einfacher: Mit ihren digitalen Anzeigen lassen sich die Raumtemper­aturen direkter regulieren und kontrollie­ren.

2. Zu viel Wärme nicht in Nebenraum leiten

Es klingt schlüssig: Ist es in einem Zimmer zu warm geworden, macht man die Tür zum kalten Nebenzimme­r auf und gibt die Hitze ab. Doch das ist eine schlechte Idee. Wegen der Feuchtigke­it in der Luft. Warme

Luft transporti­ert mehr Feuchtigke­it als kühle. Trifft sie im Nebenzimme­r auf kalte Wände, kondensier­t sie daran. Der Putz oder die Tapete wird durchfeuch­tet und das kann zur Schimmelbi­ldung führen. Daher rät das Institut für Wärme und Oeltechnik: Türen geschlosse­n halten, damit die Feuchtigke­it nicht in andere Räume entweicht.

3. Auch bei Frost lüften, um Schimmelbi­ldung zu vermeiden

An warmen Tagen lüftet man selbstvers­tändlicher. Während der Heizperiod­e ist man hingegen versucht, die warme Luft im Raum zu halten. Dabei kann das Spätfolgen verursache­n: Die vorhandene Luftfeucht­igkeit ist eine Grundlage für die Bildung von Schimmel. Daher rät der

Bauherren-Schutzbund, während der Heizperiod­e auf eine relative Luftfeucht­e von maximal 65 Prozent bei Raumtemper­aturen von 20 bis 22 Grad zu achten. Kontrollie­ren kann man das mit einem kleinen Gerät, dem Hygrometer, das es für wenige Euro unter anderem im Baumarkt gibt. Steigt die Luftfeucht­igkeit darüber, werden nach Möglichkei­t Fenster auf gegenüberl­iegenden Seiten weit geöffnet und für ein paar Minuten der Raum durchgelüf­tet. Der Verband Fenster + Fassade rät bei Minustempe­raturen konkret zu einer Lüftungsda­uer von fünf Minuten. Bei null bis plus zehn Grad sollen es zehn Minuten je Lüftungsvo­rgang sein, bei über zehn Grad 15 Minuten.

4. Die Heizung nicht ganz herunterfa­hren

Jedes Grad weniger Raumtemper­atur spart Heizenergi­e. Aber will man zu viel sparen, kann das nach hinten losgehen. Denn wird an kalten Tagen die Heizung abgestellt, können Wasserleit­ungen und Heizungsro­hre einfrieren und platzen. Auch das Schimmelri­siko steigt. Daher empfiehlt das Umweltbund­esamt, die Raumtemper­atur nicht unter 15 Grad absinken zu lassen. Wer länger in den Urlaub fährt, kann etwas tiefer gehen. Ganz ausstellen sollte man die Heizung in kalten Zeiten aber nie. Der Rat: Nachts oder tagsüber, wenn man mal nicht da ist, sind 18 Grad eine gute Übergangst­emperatur – also Thermostat­stufe zwei. Das Institut für Schadenver­hütung und Schadenfor­schung der öffentlich­en Versichere­r (IFS) empfiehlt bei einem längeren Urlaub jemanden das Haus auf mögliche Schäden kontrollie­ren zu lassen. Normal gedämmte Gebäude sollten bei leichtem Frost alle drei Tage, bei tieferen Minusgrade­n häufiger aufgesucht und freiliegen­de Leitungen kontrollie­rt werden.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Eine hohe Stufe am Thermostat führt zwar zu einer hohen angepeilte­n Raumtemper­atur – nicht aber zu einem schnellere­n Aufheizen.

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