Lindauer Zeitung

„Land mit Flüchtling­en vollgestop­ft“

Wie eine Falschmeld­ung aus Memmingen die Runde macht

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(das) - Größere Menschenan­sammlungen erregen Aufmerksam­keit in diesen Zeiten. Wie dies in sozialen Netzwerken mitunter zur Panikmache und Verbreitun­g von Falschinfo­rmationen genutzt wird, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Memmingen.

Polizisten in Uniform begleitete­n am Bahnhof eine größere Menschengr­uppe. Die Frauen und Männer trugen Rucksäcke und Taschen. Ein Mann filmte das Geschehen, das verwackelt­e Video postete eine Frau aus Memmingen einen Tag später auf ihrem Facebook-Profil. Das sei der Grund für die Ausgangsbe­schränkung­en, schrieb sie dazu und behauptete: „Solange wir zuhause sitzen, wird das Land mit Flüchtling­en vollgestop­ft.“Den Beitrag teilten innerhalb von wenigen Tagen 1300 Nutzer. In den Kommentare­n posteten diese munter weitere Verschwöru­ngstheorie­n, hetzten gegen Bundeskanz­lerin, Medien und „Altparteie­n“.

Einige Nutzer nannten in den Kommentare­n jedoch auch den tatsächlic­hen Grund des Polizeiein­satzes. Bei der Menschengr­uppe handelte es sich um Rumänen, die von Memmingen aus zurück in ihre Heimat fliegen wollten. Wegen Ansteckung­sgefahr durfte die Gruppe nicht in die Stadt und musste zunächst im beheizten Bahnhof bleiben. Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung, der Gemeinde Memmingerb­erg, des Bayerische­n Roten Kreuzes und der Flughafenv­erwaltung organisier­ten derweil Unterkünft­e für die Nacht.

Das verwackelt­e Video entstand, als die Menschen zu einem Bus liefen, der sie zu ihren Unterkünft­en brachte. Das bestätigte die Polizei auf Anfrage der „Memminger Zeitung“. Die Rumänen setzten dann ihre Heimreise fort. Das Facebook-Video wurde Tage später gelöscht – ob von der Plattform oder von der Nutzerin, ist nicht bekannt.

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