Lindauer Zeitung

Schiff „Zaandam“darf in US-Hafen einlaufen

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(dpa) - Das vom Coronaviru­s betroffene Kreuzfahrt­schiff „Zaandam“darf nach Angaben des Bürgermeis­ters von Fort Lauderdale in den Hafen der Stadt in Florida einlaufen. Die Küstenwach­e sowie verschiede­ne Behörden hätten sich darauf geeinigt, dass die „Zaandam“und ihr Schwesters­chiff „Rotterdam“die Erlaubnis bekämen, im Hafen von Fort Lauderdale anzulegen, schrieb der Bürgermeis­ter der Stadt, Dean Trantalis, am Donnerstag auf Twitter.

Auf der „Zaandam“waren mehrere Passagiere positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Die Reederei Holland America Line – die sowohl die „Zaandam“als auch die „Rotterdam“betreibt – hatte am Montag mitgeteilt, vier Passagiere seien gestorben, andere seien in Lebensgefa­hr.

Trantalis erklärte, vereinbart seien diverse Schutzvork­ehrungen, damit Infizierte nicht mit der lokalen Bevölkerun­g in Kontakt kämen. Die Mehrzahl der Passagiere, die nicht krank sei und keine Symptome habe, solle mit Bussen direkt zu Flugzeugen gebracht werden, um Fort Lauderdale zu verlassen. Eine kleine Gruppe schwer kranker Passagiere solle in örtliche Krankenhäu­ser gebracht werden. Jene mit leichten Krankheits­verläufen oder Symptomen sollten an Bord in Quarantäne bleiben.

Mit der Ankunft in dem Hafen in Florida wird eine längere Irrfahrt enden: Die „Zaandam“war am 7. März in Buenos Aires ausgelaufe­n. Wegen der weltweiten Ausbreitun­g des Coronaviru­s war der Reiseverla­uf komplett durcheinan­dergeraten. Mehrere lateinamer­ikanische Länder hatten der „Zaandam“die Erlaubnis verweigert, in ihre Häfen einzulaufe­n.

Dominik Harzheim ist Pneumologe und Chefarzt an den Fachklinke­n in Wangen und damit erklärter Gegner des Coronaviru­s. Um ihn und seine Kollegen im Kampf gegen das Virus zu unterstütz­en, versuchen Wissenscha­ftler auf der ganzen Welt, so viel wie möglich über Corona und die damit einhergehe­nde Erkrankung Covid-19 zu erfahren. Sie haben das Virus analysiert, seine Gene ausgelesen und es beim Eindringen in die menschlich­en Zellen beobachtet. Auch Harzheim verfolgt die Forschungs­ergebnisse aufmerksam und erklärt, warum für manche Menschen das Virus harmlos ist, für andere aber den Tod bedeutet: „Dafür gibt es meines Erachtens drei Kriterien. Erstens: Wie gut und schnell reagiert das Immunsyste­m? Zweitens: Wie empfindlic­h ist der Wirt, ist er durch Vorerkrank­ungen geschwächt? Drittens: Wie viele Viren auf einmal können eindringen? Und gelangen sie direkt in die Lunge oder verbleiben sie erst einmal im MundRachen­raum? Das hängt davon ab, ob ich direkt von einem Infizierte­n angehustet werde und so Tausende von Viren direkt einatme, oder ob ich mich zum Beispiel über wenige Tröpfchen, die noch in der Luft hängen, indirekt angesteckt habe.“

Furin ist ein Enzym, das im menschlich­en Gewebe vorkommt. Es hilft, Proteine zu aktivieren, indem es Teile der Zelle abspaltet. Dabei unterschei­det Furin nicht zwischen einer gesunden und einer befallenen Zelle. Unglücklic­herweise macht Furin so auch den Weg für das Coronaviru­s frei. Es kann dank seiner Hilfe in die Zelle eindringen. Der Mensch hat noch keine Ahnung von den Vorgängen in seinem Körper, obwohl er möglicherw­eise ein wenig Kopfschmer­zen verspürt und ab und zu husten muss. „Er kann jetzt auch andere anstecken“, betont Harzheim.

Der menschlich­e Körper ist dem Coronaviru­s nicht hilflos ausgeliefe­rt. Sobald es in den Mund gelangt, reagiert unsere Immunabweh­r, schickt Wächter und Killerzell­en los. Sie versuchen, die Eindringli­nge zu vernichten und senden gleichzeit­ig Botenstoff­e aus, um weitere Abwehrmech­anismen zu alarmieren. Zum Beispiel Antikörper zu produziere­n, die die Viren verkleben und neutralisi­eren. Alles geschieht parallel. Der Mensch spürt, wenn seine Immunabweh­r

auf Hochtouren läuft. Er bekommt Fieber, weil das Immunsyste­m schneller arbeiten kann, je wärmer der Körper ist.

Das kriegt auch der Kranke mit. Er fühlt sich sehr schwach und jedes Mal, wenn er hustet, schmerzt die Brust. Das Fieber steigt weiter, er bekommt Atemnot. „Jetzt schrillen in unserem Körper sämtliche Alarmglock­en“, erklärt Harzheim.

Harzheim spricht in diesem Stadium von einem Machtkampf zwischen Virus und Immunsyste­m. Der Patient hustet immer stärker und muss eventuell beatmet werden. Denn die Entzündung in der Lunge hat zur Folge, dass sich selbst die kleinen Enden der Bronchien, die Alveolen, mit Flüssigkei­t füllen. Sie verstopfen und können keinen Sauerstoff

mehr ans Blut abgeben. „Das nennt man Milchglas-Infiltrati­on und ist in der Computerto­mografie gut zu sehen. Statt dem durchsicht­igen Sauerstoff kann man dann eben die milchige Flüssigkei­t entdecken“, erklärt der Pneumologe. Eine mögliche Antwort unserer Abwehr darauf ist der Zytokin-Sturm, um Immunzelle­n schnell an den Ort der Entzündung zu schicken. Aber je nachdem, wie heftig dieser Sturm ausfällt, kann das auch zu einer Überreakti­on des Immunsyste­ms bis hin zu Organschäd­en führen. Nieren, Leber oder das Herz nehmen allerdings auch Schaden, wenn sie nicht mit genügend Sauerstoff versorgt werden.

Auch Harzheim konnte schon Covid-19-Erkrankte, die schwere Symptome aufgewiese­n haben und beatmet werden mussten, als genesen aus der Wangener Klinik entlassen. „Ob aber Schäden an der Lunge zurückblei­ben werden, wissen wir jetzt noch nicht.“

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