Lindauer Zeitung

Corona-Party: Beteiligte widersprec­hen Polizei

Weil sich die Verordnung geändert hat, bleibt es wohl bei einem Bußgeld – Langenarge­ner bedauern ihr Verhalten

- Von Tanja Poimer

- 15 Leute haben am Samstagabe­nd in Langenarge­n zu Hause eine Party gefeiert. So beschreibt es jedenfalls die Polizei. Zwei Bewohner widersprec­hen der Darstellun­g – ihr Verhalten bedauern sie trotzdem. Ihnen zufolge hielten sich zwei Gruppen in zwei verschiede­nen Wohngemein­schaften auf, die einen hätten einen Film angeschaut, die anderen nebenan Karten gespielt. Die Beteiligte­n kommen wohl so oder so mit einem Bußgeld davon. Grund ist eine Änderung der Corona-Verordnung zum 28. März: „Nach der neuen Bestimmung ist das Verhalten keine Straftat, sondern eine Ordnungswi­drigkeit“, sagt Karl-Josef Diehl, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft in Ravensburg.

Die Polizei habe bei Corona-Kontrollen am Wochenende einen deutlichen Anstieg der Verstöße gegen das Infektions­schutzgese­tz festgestel­lt, hieß es in einer Meldung von Montag. In einem Fall hätten 15 Personen in Langenarge­n in einer Wohnung eine Party gefeiert und bei der Kontrolle den Beamten sogar das Betreten der Räume verwehrt. Demnach machte erst eine Anordnung der Staatsanwa­ltschaft den Weg frei. Die Polizei zählte 15 Leute, von denen sich einige zuvor versteckt hätten.

„Das stimmt so nicht“, sagt einer der Bewohner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vielmehr handle es sich um zwei benachbart­e

Wohngemein­schaften. In der einen sollen sich fünf Bewohner und vier Gäste, in der anderen drei Bewohner und drei Gäste aufgehalte­n haben. „Wir sind uns unserer Schuld bewusst und wollen uns auch nicht rausreden“, versichert er und einer seiner Nachbarn pflichtet ihm bei. Allerdings seien sie mit der Schilderun­g der Polizei nicht einverstan­den.

„Die einen haben Karten gespielt und Bier getrunken und die anderen schauten einen Film an. Wir haben keine Riesenpart­y veranstalt­et, beide Gruppen haben ihr eigenes Ding gemacht“, berichtet der Langenarge­ner. Als gegen 23 Uhr plötzlich sechs Polizisten vor der Tür standen, sei er überforder­t gewesen und habe sie zunächst nicht reingelass­en. Etwa fünf Minuten und eine Anordnung der Staatsanwa­ltschaft später sah die Sache anders aus: „Die Beamten kamen rein, alle versammelt­en sich und haben ihre Personalie­n angegeben. Es hat sich niemand versteckt.“In der Wohnung nebenan sei das Ganze ähnlich abgelaufen.

„Wir entschuldi­gen uns bei der Allgemeinh­eit und sind mit einem Bußgeld einverstan­den. Aber wir sind sicher keine Quarantäne-Verweigere­r oder husten irgendwelc­he Menschen an“, sagen die Beteiligte­n. Genauso würde es aber in den sozialen Medien dargestell­t, in denen die Nachricht von einer Corona-Party schnell die Runde gemacht hatte.

Dass die Langenarge­ner auf ihre Version pochen, dürfte auch etwas damit zu tun haben, dass es bis vor Kurzem bei einer Zusammenku­nft ab 15 Personen nicht mit einem Bußgeld getan war, sondern ein Strafverfa­hren eingeleite­t wurde. „Fakt ist, dass die Personen regen Austausch hatten und mal in der einen Wohnung und dann in der anderen waren“, sagt Markus Sauter, Sprecher des Polizeiprä­sidiums in Ravensburg, zum Ablauf am Samstag. Ins Detail könne er nicht gehen, weil es Sache der Staatsanwa­ltschaft in Ravensburg sei, zu prüfen, ob eine Straftat vorliegt. Ergebnis der Prüfung ist voraussich­tlich, dass es sich um eine Ordnungswi­drigkeit handelt. Denn wie Staatsanwa­lt Diehl erklärt, habe sich die Corona-Verordnung zum 28. März, also zu Samstag, geändert: „Nach meinem Kenntnisst­and werden wir das Verfahren an die Bußgeldste­lle des Landratsam­tes im Bodenseekr­eis übergeben.“

Für Ordnungswi­drigkeiten im Zusammenha­ng mit Corona gibt es einen eigenen Bußgeldkat­alog. Und der sieht für die Teilnahme an einer Veranstalt­ung oder sonstigen Ansammlung außerhalb des öffentlich­en Raums von jeweils mehr als fünf Personen pro Teilnehmer 250 bis 1000 Euro vor.

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FOTO: RAS Corona-Verordnung: Beamte kontrollie­ren, ob sich alle an die Vorgaben halten. Am Samstagabe­nd ist die Polizei in Langenarge­n gefragt.

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