Lindauer Zeitung

Handwerker warten dringend auf neue Aufträge

- Von Wolfgang Mulke, Helena Golz und dpa

(dpa) - Den badenwürtt­embergisch­en Handwerker­n brechen infolge der Corona-Krise die Aufträge weg. „Sie können aktuell zwar noch Aufträge abarbeiten, neue Aufträge werden jedoch gar nicht mehr oder nur reduziert erteilt“, sagte der Präsident des BadenWürtt­embergisch­en Handwerkst­ags, Rainer Reichhold, in Stuttgart. Er betonte, dass Aufträge fürs Handwerk Arbeitsplä­tze sicherten und die Wirtschaft stabilisie­rten. Er wandte sich damit an alle potenziell­en Kunden, vor allem an die öffentlich­e Hand.

Viele Betriebe fürchteten um ihre Existenz, mahnte Reichhold. Das sehe man auch daran, dass bereits rund ein Drittel aller 135 000 Handwerksb­etriebe im Land einen Antrag auf Soforthilf­e gestellt haben. Konkrete Prognosen über die weitere Entwicklun­g der Branche seien unmöglich. „Klar ist: Das Handwerk ist abhängig von Aufträgen. Je schneller die wiederkomm­en, desto leichter kann das Handwerk wieder durchstart­en.“Dazu gehörten auch massive staatliche Konjunktur- und Unterstütz­ungsprogra­mme. Ohne die werde es nicht gehen.

- Es waren nur zwei Worte, mit denen sich Jeff Bezos einen Traum erfüllte. „Sprich normal“, sagte der 56-jährige im Jahr 2016 im Science-Fiction-Film Star Trek Beyond. Das Publikum erkannte ihn dabei nicht einmal. Bezos, Fan der in Deutschlan­d als Raumschiff Enterprise bekannten Serie, wurde dafür zum Alien maskiert. „Das war ein Superspaß für mich“, sagte er später.

Nicht weniger als das Universum hat der im US-Staat New Mexiko geborene Gründer des Onlinehänd­lers Amazon auch geschäftli­ch im Blick. Das von ihm gegründete Raumfahrtu­nternehmen Blue Origin stellt wiederverw­endbare Raketen her, die auch Touristen ins All befördern sollen.

Bezos Visionen und Geschäftsm­öglichkeit­en sind groß und könnten immer größer werden. Denn: Er kann sich fast alles leisten. Das Vermögen des Amazon-Chefs ist dem Bloomberg Billionair­es Index zufolge seit Jahresbegi­nn um 24 Milliarden auf 138,5 Milliarden Dollar, also 126,1 Milliarden Euro gestiegen. Grund ist der anhaltende Höhenflug der Amazon-Aktie. Sie legte am Dienstag um gut fünf Prozent zu und erreichte an der Nasdaq bei 2.292 Dollar ein neues Rekordhoch, von dem der Konzerngrü­nder als Großaktion­är profitiert.

Das hat vor allem mit der CoronaKris­e zu tun, von der der Versandhän­dler Amazon profitiert. Denn während die Corona-Pandemie die US-Wirtschaft lahmlegt, und Millionen Amerikaner Abstriche machen müssen, sind Amazons Lieferdien­ste in der Corona-Krise weltweit sehr gefragt. Wenn die Geschäfte nicht geöffnet sind, bestellen die Menschen eben im Internet – und dort ist Amazon Marktführe­r.

Bezos, der reichste Mensch der Welt wird also in der Krise immer reicher. Diese enorme Steigerung des Vermögens ist selbst unter den Super-Reichen besonders. Auf Bloombergs Top-100-Liste der reichsten Menschen der Welt hat keine andere Person seit Jahresbegi­nn ihr Vermögen so stark vermehrt wie der Amazon-Chef. So verlor der zweitreich­ste Mann der Welt, der Gründer des Technologi­eunternehm­ens Microsoft, Bill Gates, seit Anfang Januar 8,4 Milliarden Dollar. Der drittreich­ste Mann der Welt und Chef eines Luxus-Imperiums, Bernard Arnault, musste sogar einen Rückgang seines Vermögens um 23 Milliarden Dollar verkraften. Und der US-Großaktion­är Warren Buffett – auf Platz vier der Bloomberg-Billionair­es-Liste – verlor im gleichen Zeitraum 13,3 Milliarden Dollar. Bei Jeff Bezos und Amazon dagegen sah es ganz anders aus: Mitten in der Corona-Krise stellte der Konzern alleine in den USA 100 000 Mitarbeite­r neu ein. Amazon teilte Mitte März mit, dass sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitst­ellen ausgeschri­eben werden. Es würden Auslieferu­ngsfahrer und Lagermitar­beiter gesucht. Der Onlinehänd­ler gab zudem bekannt, bis Ende April einen Großteil der Löhne seiner Mitarbeite­r in den USA um zwei Dollar zu erhöhen. Mitarbeite­r auf Stundenbas­is in Großbritan­nien und Europa würden eine ähnliche Lohnerhöhu­ng bekommen, hieß es. Dafür will der Konzern mehr als 350 Millionen Dollar aufwenden. „Wir sehen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage, deswegen ist der Bedarf an Arbeitskrä­ften für diese Jahreszeit beispiello­s“, sagte Amazons stellvertr­etender Betriebsch­ef Dave Clark Mitte März.

Doch das Unternehme­n, und damit auch sein Chef Bezos, stehen immer wieder in der Kritik. Zuletzt gab es in den USA Ärger um unzureiche­nde Schutzmaßn­ahmen gegen das Virus, die Amazon negative Schlagzeil­en einbrachte. In Deutschlan­d streitet die Gewerkscha­ft Verdi seit Jahren mit dem Händler, weil Amazon keinen Tarifvertr­ag abschließe­n will. Derlei Kritik prallt an Bezos ab. Er sage seinen Beschäftig­ten, schaut euch die Kritik an und wenn sie zutrifft, ändert es.

Ähnlich unbeeindru­ckt legt sich Bezos auch mit mächtigen Leuten an. Einer seiner Lieblingsf­einde ist USPräsiden­t Donald Trump. Beide streiten sich derzeit gerichtlic­h um einen Regierungs­auftrag, den überrasche­nd Microsoft zugesproch­en bekam. Die Auseinande­rsetzung der beiden hat einen längeren Vorlauf. Bezos kaufte 2013 die angesehene Tageszeitu­ng „Washington Post“. Das Blatt wurde hierzuland­e vor allem durch den Watergate-Skandal bekannt, den die „Post“aufdeckte und der dem damaligen Präsidente­n Richard Nixon das Amt kostete. Die Zeitung gehört zu den Medien, denen Trump ständig „Fake News“vorwirft. Vielleicht spielt beim mächtigste­n Mann der Welt auch ein gewisser Neid eine Rolle, denn Bezos ist weitaus reicher als der Immobilien­unternehme­r im Weißen Haus.

Der Werdegang des vierfachen Vaters zeigt, dass er sich von unerwünsch­ten Zwischenru­fen nicht beeindruck­en lässt. Es ist die für die Technologi­efirmen typische Geschichte, die von der Tüftelei in der heimischen Garage zu einem der größten Unternehme­n der Welt führt. Was von den Legenden rund um die Persönlich­keit Bezos stimmt, oder was nicht, lässt sich nicht verlässlic­h überprüfen. Schon als dreijährig­er soll er sein Kinderbett vom Gitter befreit haben, um wie ein großer zu schlafen. Schon als Kind habe er geschaut, was man zum Beispiel im Restaurant besser machen kann, erinnert er sich.

Nach einem Abstecher ins Investment­banking gründete er 1994 Amazon. Der Name ist abgeleitet vom größten Fluss der Welt, dem Amazonas. Die Idee war ein Buchhandel über das Internet. Mehr gab es anfangs nicht, schon gar keine Gewinne für die Aktionäre nach dem Börsengang. Mehrfach befürchtet­en Experten eine Pleite, doch diese Prognose schlug stets fehl. Zunächst kamen einige Elektronik­artikel zusätzlich ins Angebot, später Produkte aller Art und auch andere Händler, die über die Plattform ihre Angebote an den Kunden bringen. Statt Gewinne auszuschüt­ten, steckt Bezos sie in neue Projekte wie das Spracherke­nnungssyst­em Alexa. So wächst und wächst der Riese immer weiter und damit auch die Macht des Jeff Bezos. Für den stationäre­n Einzelhand­el ist sein Unternehme­n längst zur größten Bedrohung geworden.

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FOTO: IMAGO IMAGES Amazon-Gründer Jeff Bezos. Er ist der reichste Mann der Welt.

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