80 Prozent der Operationen werden verschoben
Das Coronavirus hat den Alltag im Lindenberger Krankenhaus spürbar verändert
- In der Rotkreuzklinik ist es ruhiger als sonst. Zwischen 70 und 80 Betten sind im Moment belegt. Normalerweise sind es fast doppelt so viele. Kein Wunder: Aufgrund der Einschränkungen durch Corona sind alle nicht notwendigen Behandlungen und Operationen abgesagt oder verschoben worden. Die Notfallversorgung ist aber weiterhin gewährleistet: „Da gibt es keine Einschränkungen“, sagt Krankenhausdirektorin Caroline Vogt
Der Alltag hat sich im Lindenberger Krankenhaus, das 1963 errichtet worden ist und von der Schwesternschaft München des Bayerischen Roten Kreuzes getragen wird, in den letzten Tagen und Wochen spürbar verändert. Die Türen sind zu. Wie in allen Kliniken gilt weitestgehend ein Besucherstopp. Die Hygienemaßnahmen sind noch stärker erweitert worden. „Wir tragen alle Mundschutz“, sagt Vogt. Die Patienten reagieren nach Angaben der Direktorin „verständnisvoll“auf das Besuchsverbot, „teils sogar positiv“. Ihnen sei klar, dass die Maßnahme derzeit eben notwendig seien. Kontakt nach außen halten sie per Telefon oder Handy, zudem steht ein WLAN zur Verfügung. Und Angehörige können am Empfang Dinge für die Patienten abgeben – vom Buch über Schokolade bis hin zu frischer Kleidung.
Die Ärzte der Rotkreuzklinik führen normalerweise mehrere Operationen am Tag durch. Hochgerechnet eine Zahl im vierstelligen Bereich pro Jahr. 80 Prozent davon fallen derzeit weg, sagt Vogt. Operiert wird nur, was aus medizinischer Sicht dringend notwendig ist. „Die Einschätzung liegt bei den Fachärzten“, sagt sie. Und natürlich werden weiterhin Notfälle versorgt – vom Röntgen einer gebrochenen Hand bis hin zur
Behandlung eines Blinddarmdurchbruchs oder Tumors. Auch der Helikopter landet nach wie vor am Krankenhaus.
Der Nicht-Corona-Betrieb läuft also so gut es geht weiter. Das gilt beispielsweise auch für die urologische Praxis oder die Dialyse. Allerdings gilt auch hier, dass die Ärzte abwägen, welche Untersuchungen verschoben werden können. Das geschieht dann auch ins Blaue hinein. „Wir wissen alle nicht, wie lange die aktuelle Situation andauert. Aber wir machen natürlich eine Vorplanung unter Vorbehalt“, sagt Vogt. Sprich: Termine werden jetzt einfach mal mehrere Wochen vordatiert – und sollen dann kurz vorher neu bewertet werden.
„Es ist für uns alle ungewohnt“, sagt Vogt. Etwa 50 Ärzte und 120 Pflegekräfte sind in der Klinik im Einsatz. Sie haben derzeit alle Hände voll zu tun. Dennoch betont sie: „Wir sind noch nicht an der Grenze der Leistungsfähigkeit.“Die Mitarbeiter können nach wie vor freie Tage nehmen, um durchzuatmen.
Wenn es notwendig sei, seien diese aber „jederzeit bereit“, in den Dienst zurückzukehren. Nicht nur deshalb sagt Vogt, die ihre Führungsposition seit Januar 2019 bekleidet: „Ich bin sehr stolz auf meine Mitarbeiter und darauf, wie sie damit umgehen – von den Ärzten über die Pfleger bis hin zum Personal in der Küche. Das ist nicht selbstverständlich.“
Nicht selbstverständlich ist auch, dass sich so viele freiwillige Helfer nach dem öffentlichen Aufruf gemeldet haben. Mehr als 30 Personen haben ihre Mitarbeit querbeet für alle Bereiche der Klinik angeboten. „Das hat mich ganz überrascht und auch ein bisschen stolz gemacht“, sagt Vogt. Bislang habe sie noch auf keinen der Freiwilligen zurückgreifen müssen,