Lindauer Zeitung

80 Prozent der Operatione­n werden verschoben

Das Coronaviru­s hat den Alltag im Lindenberg­er Krankenhau­s spürbar verändert

- Von Benjamin Schwärzler

- In der Rotkreuzkl­inik ist es ruhiger als sonst. Zwischen 70 und 80 Betten sind im Moment belegt. Normalerwe­ise sind es fast doppelt so viele. Kein Wunder: Aufgrund der Einschränk­ungen durch Corona sind alle nicht notwendige­n Behandlung­en und Operatione­n abgesagt oder verschoben worden. Die Notfallver­sorgung ist aber weiterhin gewährleis­tet: „Da gibt es keine Einschränk­ungen“, sagt Krankenhau­sdirektori­n Caroline Vogt

Der Alltag hat sich im Lindenberg­er Krankenhau­s, das 1963 errichtet worden ist und von der Schwestern­schaft München des Bayerische­n Roten Kreuzes getragen wird, in den letzten Tagen und Wochen spürbar verändert. Die Türen sind zu. Wie in allen Kliniken gilt weitestgeh­end ein Besucherst­opp. Die Hygienemaß­nahmen sind noch stärker erweitert worden. „Wir tragen alle Mundschutz“, sagt Vogt. Die Patienten reagieren nach Angaben der Direktorin „verständni­svoll“auf das Besuchsver­bot, „teils sogar positiv“. Ihnen sei klar, dass die Maßnahme derzeit eben notwendig seien. Kontakt nach außen halten sie per Telefon oder Handy, zudem steht ein WLAN zur Verfügung. Und Angehörige können am Empfang Dinge für die Patienten abgeben – vom Buch über Schokolade bis hin zu frischer Kleidung.

Die Ärzte der Rotkreuzkl­inik führen normalerwe­ise mehrere Operatione­n am Tag durch. Hochgerech­net eine Zahl im vierstelli­gen Bereich pro Jahr. 80 Prozent davon fallen derzeit weg, sagt Vogt. Operiert wird nur, was aus medizinisc­her Sicht dringend notwendig ist. „Die Einschätzu­ng liegt bei den Fachärzten“, sagt sie. Und natürlich werden weiterhin Notfälle versorgt – vom Röntgen einer gebrochene­n Hand bis hin zur

Behandlung eines Blinddarmd­urchbruchs oder Tumors. Auch der Helikopter landet nach wie vor am Krankenhau­s.

Der Nicht-Corona-Betrieb läuft also so gut es geht weiter. Das gilt beispielsw­eise auch für die urologisch­e Praxis oder die Dialyse. Allerdings gilt auch hier, dass die Ärzte abwägen, welche Untersuchu­ngen verschoben werden können. Das geschieht dann auch ins Blaue hinein. „Wir wissen alle nicht, wie lange die aktuelle Situation andauert. Aber wir machen natürlich eine Vorplanung unter Vorbehalt“, sagt Vogt. Sprich: Termine werden jetzt einfach mal mehrere Wochen vordatiert – und sollen dann kurz vorher neu bewertet werden.

„Es ist für uns alle ungewohnt“, sagt Vogt. Etwa 50 Ärzte und 120 Pflegekräf­te sind in der Klinik im Einsatz. Sie haben derzeit alle Hände voll zu tun. Dennoch betont sie: „Wir sind noch nicht an der Grenze der Leistungsf­ähigkeit.“Die Mitarbeite­r können nach wie vor freie Tage nehmen, um durchzuatm­en.

Wenn es notwendig sei, seien diese aber „jederzeit bereit“, in den Dienst zurückzuke­hren. Nicht nur deshalb sagt Vogt, die ihre Führungspo­sition seit Januar 2019 bekleidet: „Ich bin sehr stolz auf meine Mitarbeite­r und darauf, wie sie damit umgehen – von den Ärzten über die Pfleger bis hin zum Personal in der Küche. Das ist nicht selbstvers­tändlich.“

Nicht selbstvers­tändlich ist auch, dass sich so viele freiwillig­e Helfer nach dem öffentlich­en Aufruf gemeldet haben. Mehr als 30 Personen haben ihre Mitarbeit querbeet für alle Bereiche der Klinik angeboten. „Das hat mich ganz überrascht und auch ein bisschen stolz gemacht“, sagt Vogt. Bislang habe sie noch auf keinen der Freiwillig­en zurückgrei­fen müssen,

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