Lindauer Zeitung

Verzichtba­r oder wissenscha­ftlich wertvoll?

Museumskat­aloge verkaufen sich immer schlechter – Viele Häuser denken über digitale Alternativ­en nach

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(dpa) - Ausstellun­g und Katalog – irgendwie gehört das ja schon zusammen. Doch Museen machen sich zunehmend auch Gedanken über andere Ideen, bei den Besuchern die Erinnerung­en an ihre Projekte wachzuhalt­en. „Wir denken gerne auch über andere Publikatio­nsformen nach“, sagt etwa die Kaufmännis­che Direktorin des Badischen Landesmuse­ums in Karlsruhe, Susanne Schulenbur­g.

So ersetzen mitunter bei kleineren Ausstellun­gen inzwischen kostenpfli­chtige Downloads die Printausga­be. Für die große Ausstellun­g „Leben 20.15“setzte das Haus statt auf einen Katalog auf eine kommentier­te Postkarten­sammlung.

Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden hat schon eine App ausprobier­t und lässt die nächste Schau ausnahmswe­ise mal nicht von einem Katalog, sondern von einem Magazin begleiten.

Kataloge haben aber einen hohen Stellenwer­t, betont Schulenbur­g. Wirtschaft­lichkeit stehe dabei nicht im Vordergrun­d, sondern etwa die Dokumentat­ion für Leihgeber wie Ausstellun­gsmacher und: „Viele Kataloge unseres Hauses gelten inzwischen als wissenscha­ftliche Standardwe­rke.“

Auch die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim halten sie deshalb für nach wie vor unverzicht­bar. Laut Henning Schaper, Chef des Museums Frieder Burda, kaufen lediglich ein bis zwei Prozent aller Besucher von Ausstellun­gen auch den entspreche­nden Katalog dazu – ihre Zahl habe sich in den vergangene­n 25 Jahren halbiert.

Damit Geld zu machen, ist für die Häuser schwierig; Kataloge seien Zuschussge­schäfte, sagt ein Sprecher der Kunsthalle Karlsruhe, ohne genauere Zahlen zu nennen. Die Auflagen bewegen sich dort zwischen 300 bis mehrere Tausend Exemplare, manche verkaufen sich gut, manche schlecht. In finanziell­er Hinsicht bleibe die Katalogpro­duktion unberechen­bar, sagt die Direktorin des Kunstmuseu­ms Stuttgart, Ulrike Groos. Wichtig sei die wertige Gestaltung, das bestätigt auch Schaper.

„Wir konzentrie­ren uns auf große historisch­e Ausstellun­gen“, erklärt Clemens Heucke, Verlagslei­ter bei der Wissenscha­ftlichen Buchgesell­schaft (wbg). Sie produziert zwischen fünf und zehn Kataloge im Jahr, darunter auch etwa für das Badische Landesmuse­um. Bei Themen wie Vor- und Frühgeschi­chte oder Archäologi­e seien Auflagen im hohen vierstelli­gen Bereich keine Seltenheit. Allerdings würden heute sicher nicht mehr Kataloge in einer Größenordn­ung wie vor zehn Jahren abgesetzt, erklärt Heucke.

Übrigens will es jetzt die Kunstmesse „Art“in Karlsruhe“auch mal anders probieren. Statt ihren alljährlic­hen Katalog gedruckt an Galeristen und Sammler zu geben, wurde er diesmal ins Digitale geschickt – und stattdesse­n ein Magazin aufgelegt, das nach Worten einer Sprecherin mehr Lust machen soll auf Messe und Stadt. „Mal sehen ob es klappt“, sagte sie.

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Die Zahl der Besucher, die auf Kataloge zurückgrei­fen, nimmt stetig ab. Manche Exemplare (re.) wiegen mehrere Kilogramm.
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FOTOS: MARTIN SCHUTT/DPA

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