Sigmaringer grüßt seine Enkel aus der Luft
Ein Flug ins Oberbayerische hat für den Piloten Konsequenzen
- Wenn überhaupt, dürfen Großeltern ihre Enkel derzeit ja nur besuchen, wenn sie auf Abstand bleiben. Weil er seine drei Enkel schmerzlich vermisst, dachte ein 68-jähriger Großvater aus Sigmaringen, er könne sie wenigstens aus der Luft grüßen. Also stieg er in Mengen in sein Ultraleichtflugzeug und rief bei den Enkeln an, dass er in einer Stunde da sei. Zumindest in der Luft über ihnen. Als er von seinem Rundflug wieder zurück in Sigmaringen war, klingelte das Telefon und die Polizei wollte den Piloten sprechen.
Der Freistaat ist bei den CoronaBeschränkungen ja immer eine Spur strenger als die anderen Bundesländer. Deswegen kam der Sigmaringer Pilot auf die Idee, die Ausgangsbeschränkungen mit seinem Ultraleichtflieger des Typs C 42 sozusagen zu umfliegen.
Selbst in der bayerischen CoronaVerordnung ist mit keiner Silbe ein Grußverbot für Großväter aus dem Flugzeug ausgesprochen. Und welches Kind kann schon seinen Freunden erzählen, den Großeltern gerade im eigenen Flugzeug zugewunken zu haben? Also kam der Sigmaringer auf eine „blendende Idee“, schreibt die Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck in einer Pressemitteilung mit einem Augenzwinkern.
Voller Vorfreude steuerte der Sigmaringer Pilot das etwa 170 Kilometer entfernte, nördlich des Ammersees gelegene oberbayerische Grafrath an. Damit die Enkel ihn auch tatsächlich sehen können, verließ der Pilot die sogenannte Mindestflughöhe, die bei 300 Metern liegt. Wie aus dem Bericht der bayerischen Polizei hervorgeht, soll der Pilot in einer Höhe von 50 Metern über Grafrath gekreist sein.
Während die Sigmaringer Großeltern einige Runden über Grafrath drehten, gingen bei der Polizeiinspektion in Fürstenfeldbruck bereits die ersten Notrufe ein. Vor lauter Angst, dass der Ultraleichtflieger abstürzen könnte, wie der 68-jährige Pilot der „Schwäbischen Zeitung“erzählt. „Aus einer Mücke ist ein Elefant gemacht worden.“
Doch wie fand die Polizei in Fürstenfeldbruck heraus, dass ein Sigmaringer den ominösen Ultraleichtflieger steuerte? Die besorgten Anrufer
aus Grafrath teilten der Polizei die Kennung mit, die auf den Unterseiten der Tragflächen angebracht ist. Sogar mit allerlei Handyfotos versorgten sie die bayerische Polizei.
Zwar verstieß der Sigmaringer nicht gegen die Ausgangsbeschränkungen – trotzdem muss er vermutlich zahlen. Die Polizei forderte den Piloten zu einer schriftlichen Stellungnahme auf. „Aufrichtig und ehrlich habe ich alles zugegeben, alles andere hat ja keinen Wert“, sagt der Hobbyflieger, der erst vor zwölf Jahren mit dem Fliegen anfing. Damals tauschte er den Modellflugschein gegen den Pilotenschein.
Nach seinem Geständnis bat der Pilot um eine „milde Strafe“. Sein Brief an die Polizei endet mit einem Satz, den man durchaus mit Ironie lesen kann: „Es tut mir schrecklich leid, dass ich meine Enkel besucht habe.“Der 68-Jährige hofft, dass er irgendwann wieder auf dem Flugplatz in der Nähe von Grafrath landen und seine Enkel drücken kann.
Wie hoch die Geldstrafe letztlich ausfällt, muss nun das Luftamt Südbayern entscheiden. „Punkte wie in Flensburg gibt es für Piloten jedenfalls keine“, sagt dazu die Fürstenfeldbrucker Polizeichefin Nina Vallentin.