Lindauer Zeitung

Die befürchtet­e Infektions­welle im Allgäu blieb bisher aus

Patienten-Zahlen an Kliniken sind geringer als erwartet – Viele planbare Eingriffe wurden verschoben

- Von Simone Härtle

- Die Zahlen der Corona-Patienten in Allgäuer Kliniken waren in den vergangene­n Wochen weitestgeh­end konstant, seit Ostern sinken sie sogar leicht: Diese Zwischenbi­lanz ziehen Andreas Fischer, Vorstand der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, und Andreas Ruland, Geschäftsf­ührer des Klinikverb­unds Allgäu. Nach ihren Angaben liegen die Zahlen derzeit unter den Befürchtun­gen.

In den Krankenhäu­sern in Kempten, Immenstadt, Mindelheim, Ottobeuren, Oberstdorf und Sonthofen, die zum Klinikverb­und gehören, wurden am gestrigen Donnerstag insgesamt 20 Covid-19-Patienten behandelt. „Wir haben jede Menge Kapazitäte­n freigescha­ufelt, aber Gott sei Dank ist es durch die vielen Maßnahmen gelungen, die erste Pandemie-Welle gar nicht richtig entstehen zu lassen“, sagt Andreas Ruland. Doch wie geht es jetzt weiter? „Wir ändern nichts an den vorgehalte­nen Kapazitäte­n“, sagt Fischer. In Kaufbeuren soll es weiterhin drei Isoliersta­tionen geben, in Füssen und Buchloe jeweils eine. Auch die Häuser des Klinikverb­unds Allgäu halten weiter eigene Stationen für Corona-Erkrankte, für Covid-19-Verdachtsf­älle und für Menschen vor, deren Krankheite­n nicht in Zusammenha­ng mit der Pandemie stehen. „Aber wir werden die Kapazitäte­n anpassen“, sagt Ruland. Falls die Zahl der Corona-Patienten steigt, seien aber die Strukturen geschaffen, um schnell reagieren zu können.

Derzeit gebe es am Klinikverb­und Allgäu 50 Beatmungsp­lätze, die zu 80 Prozent ausgelaste­t seien, sagt Ruland. Aktuell würden fünf Corona-Patienten beatmet. Im Ernstfall könne auf 98 Beatmungsp­lätze aufgestock­t werden. Die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren haben 30 Beatmungsp­lätze, wobei auf 47 erhöht werden könnte. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hat jüngst gefordert, 30 Prozent der Intensiv-Betten mit Beatmungsg­eräten für Corona-Patienten vorzuhalte­n. Diese Zahl halten sowohl Fischer als auch Ruland für realistisc­h.

Auf den Normalstat­ionen sind derzeit weniger Patienten als sonst. Das liegt laut Ruland zum einen daran, dass planbare Behandlung­en in den vergangene­n Wochen aufgeschob­en wurden. Zum anderen kämen aber auch weniger Patienten als üblich in die Krankenhäu­ser – aus Angst, sich dort anzustecke­n. Eine besorgnise­rregende Entwicklun­g, sagt Ruland: „Deswegen daheim zu bleiben, kann zu ernsthafte­n gesundheit­lichen Risiken führen.“Notfälle und dringende Behandlung­en seien zu keinem Zeitpunkt ausgesetzt gewesen. Seit etwa zehn Tagen, sagt Ruland, nehme der Bedarf an notwendige­n Behandlung­en zu. Auch beispielsw­eise Operatione­n am Knie würden mit der Zeit dringlich. „Es ist gut, dass die Politik reagiert hat.“Spahn sprach von einer schrittwei­sen Rückkehr in den Regelbetri­eb ab Mai.

Seit Beginn der Pandemie seien an den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren etwa 260 planbare Eingriffe wie Hüft-Operatione­n verschoben worden, sagt Fischer. Er rechnet damit, dass die Operatione­n Mitte Mai wieder anlaufen. „Voll durchstart­en geht aber noch nicht. Unter anderem, weil weniger Betten als üblich zur Verfügung stehen.“Normalerwe­ise lägen zwei Patienten in einem Zimmer, für etwaige Corona-Erkrankte müssten aber auf den Isoliersta­tionen zahlreiche Einbettzim­mer vorgehalte­n werden. „Die Entscheidu­ng, ob eine Operation gleich Mitte Mai stattfinde­n muss oder noch warten kann, trifft der behandelnd­e Arzt mit seinem Team“, sagt Fischer. „Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, wie viele Beatmungsp­lätze zur Verfügung stehen und ob der Patient intensivme­dizinisch betreut werden könnte.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Auch am Klinikum in Ottobeuren könnte bald wieder ein Stück mehr Alltag einkehren. Die Vorbereitu­ngen für eine steigende Zahl an Corona-Patienten sind aber getroffen.

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