Lindauer Zeitung

Bergsommer wird bescheiden ausfallen

Ausflüge sind nicht gern gesehen in Corona-Zeiten – das gilt auch für das Wandern

- Von Sabine Dobel und Frederick Mersi

(lby) - Ein strahlende­r Frühling mit Sonne satt – doch die Urlaubsaus­sichten sind düster. Die Bundesregi­erung hat Hoffnungen selbst auf schlichte Ziele schon gedämpft: Volle Berghütten werde es diesen Sommer nicht geben, sagte Außenminis­ter Heiko Maas (SPD). Dabei ist offen, wann es in Deutschlan­d überhaupt wieder eine Chance auf Übernachtu­ngen in Hotels und Unterkünft­en gibt. Selbst eine Brotzeit to go ist derzeit kaum irgendwo zu haben. Hütten und Almen sind fast überall geschlosse­n.

Ob und wann die Berghütten öffnen können, ist unklar. Beim Deutschen Alpenverei­n (DAV) heißt es, man warte auf die Entscheidu­ngen der Politik in Bayern, aber auch in Österreich. Eine internatio­nale Arbeitsgru­ppe habe Vorschläge erarbeitet, wie eine Öffnung und ein Sommerbetr­ieb mit sehr viel Abstand aussehen könnte, sagte DAVSpreche­r Thomas Bucher. „Wir hoffen darauf, dass die Hütten öffnen können.“

Derzeit sind alle 321 bewirtscha­fteten und öffentlich zugänglich­en DAV-Hütten in Deutschlan­d und Österreich zu – zumeist allerdings unabhängig vom Coronaviru­s. Um diese Jahreszeit sind viele Hütten saisonbedi­ngt geschlosse­n; im Hochgebirg­e öffnen sie teils erst im Juni. Auch die Almen sind noch nicht bewirtscha­ftet. „Die Almsaison hat noch nicht begonnen“, sagte Hans Stöckl, Geschäftsf­ührer des Almwirtsch­aftlichen Vereins Oberbayern. Weil es heuer wenig Schnee gab, könnte es etwas früher losgehen als sonst – aber ein paar Wochen werden noch vergehen. „Anfang Juni kann man dieses Jahr vielleicht damit rechnen.“

Getränke und Essen zum Mitnehmen könnten Hütten und Almbauern nach den behördlich­en Regelungen jetzt schon verkaufen – wie andere Gastronomi­ebetriebe auch. Ein paar Hütten denken darüber nach. „Auf der einen Seite lieben die Menschen hier ihre Berge und wir wollen für Spaziergän­ger da sein“, sagte die Pächterin einer Hütte im Ostallgäu. „Auf der anderen Seite wollen wir dieses Angebot aber auch nicht weit streuen, damit keine Ausflügler aus anderen Regionen kommen.“

DAV-Sprecher Thomas Bucher Es sei ein Balanceakt zu entscheide­n, was man guten Gewissens tun könne. Wegen der schlechten Wettervorh­ersage habe sie sich für dieses Wochenende gegen ein KioskAngeb­ot entschiede­n.

Eine Öffnung nur für die Brotzeit zum Mitnehmen könnte für Wirte derzeit eher brotlos bleiben. Erheblich weniger Wanderer als sonst sind unterwegs. Lifte und Seilbahnen sind geschlosse­n, viele Wanderpark­plätze ebenfalls. Nicht zuletzt mahnen der DAV wie auch die Bergwacht derzeit noch zum Verzicht auf Bergsporta­ktivitäten, um die Unfallgefa­hr zu reduzieren. „Unsere Empfehlung steht: Bitte keine Bergtouren unternehme­n“, sagte DAV-Sprecher Bucher.

Das soll voraussich­tlich nicht für den ganzen Sommer gelten. „Wir analysiere­n die Situation dauernd“, sagte Bucher. „Wir warten das nächste Wochenende ab. Wir werden uns auch die Infektions­zahlen ansehen und nächste Woche über eine mögliche Neuempfehl­ung nachdenken.“

Wie ein regulärer Hüttenbetr­ieb in Corona-Zeiten aussehen könnte, ist offen. Gast- und Schlafräum­e bieten wenig Platz – und manche Häuser waren bisher regelmäßig überfüllt. An besonders beliebten Routen mussten Hüttenwirt­e teils Isomatten im Wirtsraum auslegen, weil die Matratzenl­ager voll waren. Und auf DAV-Hütten gilt: Wer Schutz sucht, darf nicht abgewiesen werden. Abstand halten? Auf jeden Fall schwierig.

„Unsere Empfehlung steht: Bitte keine Bergtouren unternehme­n.“

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Wanderer gehen zur Bad Kissinger Hütte des Deutschen Alpenverei­ns (DAV). Der Bergsommer lockt früher als sonst – doch Hütten und Almen sind fast überall geschlosse­n.

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