Lindauer Zeitung

Für Krämer-Kubas geht eine „super Zeit“zu Ende

Menschen in der Kommunalpo­litik: AlsVize-Landrätin lag der Pädagogin vor allem die Bildung am Herzen

- Von Evi Eck-Gedler

- In der Landkreisp­olitik steht ein großer Umbruch bevor. Denn es ziehen nicht nur gut zwei Dutzend neue Kreisräte in das Gremium ein. Es werden auch alle drei stellvertr­etenden Landräte den Kreistag verlassen. Eine von ihnen ist die Lindauerin Barbara KrämerKuba­s. Mit ihren insgesamt 30 Jahren in Stadtrat und Kreistag ist die Sozialdemo­kratin ein kommunalpo­litisches Urgestein. Als Pädagogin wusste sie sich aber immer Gehör und Respekt zu verschaffe­n. Und gesteht jetzt mit einem Schmunzeln: „Da geht eine super Zeit zu Ende.“

Politik kostet Zeit. Das hat Barbara Krämer-Kubas früh gelernt. 1990 zieht sie für die SPD erstmals in den Lindauer Stadtrat ein. Und merkt schnell: Kommunalpo­litisches Engagement bedeutet Verzicht, geht zulasten von Privatlebe­n und Hobbys. So bleibt der begeistert­en Sportlerin kaum noch Zeit fürs Schwimmen. Dass Frauen abwinken, wenn ihnen eine Kandidatur in kommunalen Gremien angeboten wird, kann Krämer-Kubas deshalb gut nachvollzi­ehen: „Beruf, Familie und Politik unter einen Hut bringen – das ist nicht leicht.“

Zwölf Jahre, zwei Wahlperiod­en lang, sitzt sie im Stadtrat. Macht die Erfahrung, dass Frauen es in solchen Gremien erst einmal schwerer haben, sich mehr als hundertpro­zentig in Themen einarbeite­n müssen, um von den männlichen Kollegen ernst genommen zu werden.

Vom Stadtrat wechselt die Studiendir­ektorin 2002 in den Kreistag. Das Thema Bildung mit all seinen Facetten gehört von Anfang an zu ihren Schwerpunk­ten. Und das nicht nur, weil der kleine Landkreis Lindau zeitweise für bis zu zehn Schulen zuständig ist.

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Krämer-Kubas hält es aber auch für wichtig, den Frauen im Landkreis den Rücken zu stärken. Den Frauenbeir­at, in dem sich die Kreisrätin­nen lange Jahre fraktionsü­bergreifen­d mit Bereichen wie Vereinbark­eit von Familie und Beruf beschäftig­t haben, vermisst sie: Er wurde vor sechs Jahren aufgelöst, weil Landrat Elmar Stegmann den Bereich Gleichstel­lung in den Ausschuss für Soziales und Bildung integriert­e. Damit sollte die Gleichstel­lung aufgewerte­t werden, hatte Stegmann seinerzeit argumentie­rt. „Doch für Frauen wichtige Themen standen da in den vergangene­n sechs Jahren fast nie auf der Tagesordnu­ng“, bedauert Krämer-Kubas.

In einer Hinsicht zeigt sie den Frauen aber schon, dass sie auf der politische­n Bühne durchaus etwas erreichen können: Barbara KrämerKuba­s wird 2008 einstimmig zur weiteren stellvertr­etenden Landrätin gewählt und sechs Jahre später in diesem Amt auch bestätigt. Und sie legt Wert darauf, „auf keinen Fall nur eine Grußtante zu sein“. Die Aufgabe als stellvertr­etende Landrätin bezeichnet Krämer-Kubas als spannend: „So hab ich in all den Jahren sehr direkt erfahren, wo die Bürger im Kreis der Schuh drückt“, ob es nun Fischer sind, Landwirte oder Familien auf der Suche nach einem (Kurzzeit-)Pflegeplat­z.

Aus ihren ersten Stadtratsj­ahren hat Krämer-Kubas gelernt: Gutes Einarbeite­n ist das A und O für Frauen in der Kommunalpo­litik. „Dann kannst du auch etwas bewirken.“Nur zu gerne erinnert sich Krämer-Kubas daran, wie in ihren ersten Kreistagsj­ahren die Herren Kollegen über Schulsozia­larbeit gelästert haben. „Ich bin im ValentinHe­ider-Gymnasium eine Zeit lang Verbindung­slehrerin gewesen – da sind oft Kinder zu mir gekommen,

„Auf keinen Fall nur eine Grußtante sein.“

Das hatte sich Barbara Krämer-Kubas einst für ihre Aufgabe als stellvertr­etende Landrätin vorgenomme­n. weil sie zu Hause einfach mit niemanden über ihre Sorgen reden konnten“, erinnert sich Krämer-Kubas. Heute werde Schulsozia­larbeit nicht mehr hinterfrag­t. Das findet die Pädagogin wichtig. Gute Argumente haben nach ihrer Ansicht dazu geführt, dass es mittlerwei­le in sehr vielen Schulen im Landkreis solche Ansprechpa­rtner gebe, und zwar für Schüler wie auch Lehrkräfte und Eltern. Ginge es nach KrämerKuba­s,

dann sollten in jedem Schulhaus im Kreisgebie­t Sozialarbe­iter engagiert sein.

Nach drei Jahrzehnte­n „und so manchen schönen Augenblick­en“kehrt die mittlerwei­le fast 78-Jährige nun der Kommunalpo­litik den Rücken. Barbara Krämer-Kubas will endlich wieder mehr Zeit haben für ihr Element Wasser, ob nun Schwimmen im „Römus“oder Bootstoure­n mit ihrem Ehemann Gerd Kubas, einem pensionier­ten Bodenseeka­pitän. So ganz Abschied nehmen von der Öffentlich­keit wird sie aber dennoch nicht: Neben der Lindauer Ehrenbürge­rin und ehemals ersten stellvertr­etenden Lindauer Landrätin Anneliese Spangehl wird sich Barbara Krämer-Kubas weiterhin in der Bürgerakti­on „Wir helfen“engagieren. Die Zeit, um in Not geratenen Menschen zu helfen, nehme sie sich auch künftig gerne.

 ?? FOTO: EVI ECK-GEDLER ?? 30 Jahre lang hat sich Barbara Krämer-Kubas in der Kommunalpo­litik engagiert, im Stadtrat, im Kreistag und zuletzt als stellvertr­etende Landrätin. „Das war viel Arbeit, aber auch eine super Zeit“, blickt die Lindauerin zurück.
FOTO: EVI ECK-GEDLER 30 Jahre lang hat sich Barbara Krämer-Kubas in der Kommunalpo­litik engagiert, im Stadtrat, im Kreistag und zuletzt als stellvertr­etende Landrätin. „Das war viel Arbeit, aber auch eine super Zeit“, blickt die Lindauerin zurück.

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