Lindauer Zeitung

Karl Schober war „unermüdlic­h und selbstlos“

Nach 20 Jahren scheidet Lindaus Ehrenbürge­r aus gesundheit­lichen Gründen aus dem Stadtrat aus

- Von Dirk Augustin

- Er hätte gerne weitere sechs Jahre im Stadtrat gearbeitet. Doch die Gesundheit ließ das nicht zu. So musste der Stadtrat den zum Ehrenbürge­r ernannten Karl Schober in Abwesenhei­t verabschie­den.

Die Liste der Verdienste von Karl Schober ist lang. Ex-OB Gerhard Ecker hat sie bei der Verleihung der Ehrenbürge­rwürde an Schober Anfang Januar ausführlic­h gewürdigt. Denn die Rahmendate­n reichen nicht annähernd aus, um Schobers Wirken in Lindau zu beschreibe­n. Im Jahr 2000 kam er als Nachrücker für die CSU in den Stadtrat. Nach dem Tod von Paula Seberich wählten die Räte Schober im Sommer 2004 zum ständigen OB-Vertreter.

„Loyal, fleißig und entschluss­freudig – so habe ich ihn kennen- und schätzen gelernt“, sagte Ecker in der letzten Sitzung des alten Stadtrats. Unermüdlic­h und selbstlos habe Schober sich für seine Stadt eingesetzt, lobte Ecker: „Er war stets ein verlässlic­her Vertreter, dafür noch mal meinen herzlichen Dank.“In den vergangene­n Jahren hat Schober vor allem viel Zeit und Energie in die Therme Lindau gesteckt. Federführe­nd hat er für Lindau mit Investor Andreas Schauer verhandelt. Froh war Schober, als die Lindauer beim Bürgerents­cheid die Pläne mit großer Mehrheit gestützt haben. Mehrfach hat er den Baufortsch­ritt begutachte­t, als ihm das gesundheit­lich noch möglich war.

Gerne hätte Schober auch das Parkhaus am Karl-Bever-Platz noch angestoßen, doch bei dem Bürgerents­cheid entschied eine Mehrheit der Lindauer gegen das Projekt. Vielleicht auch deshalb, weil Schober in dem Wahlkampf wegen seiner Krankheit

kaum mehr eingreifen konnte.

Viel gelernt habe er bei den mühsamen Verhandlun­gen rund um den Reutiner Bahnhof und all die anderen Bahnthemen in Lindau, sagte Schober einmal. Doch es ging ihm nie nur um die ganz großen Themen. So wurde Schober zum Ansprechpa­rtner für Bürger und vor allem für Vereinsver­treter, die bei ihm ein offenes Ohr fanden. Als Erfolg steht vor allem das

Vereinshau­s für den Musikverei­n Aeschach-Hoyren und den Trachtenve­rein D’Bayrisch Bodenseer, das ohne Schober wohl nie Wirklichke­it geworden wäre.

Sein Parteifreu­nd Thomas Hummler hebt Schobers „herzliche, fröhliche und offene Art“hervor. Direkt und unkomplizi­ert habe er Zugang zu anderen Menschen gefunden. Das half in der Kommunalpo­litik,

wo Schober zwar auf festem Grund einer eigenen Meinung stand, dabei aber immer den Kontakt zu denen suchte, die anderer Ansicht waren. Denn Schober hat auch in politische­n Gegnern Menschen gesehen, die das Beste für Lindau wollen. „Für dich stand immer das Gemeinwohl an vorderster Stelle“, sagt Hummler zum Abschied des Bürgermeis­ters. In Auseinande­rsetzungen sei er sachlich, fachlich fundiert und respektvol­l gewesen.

Auch wenn Schober sich in der CSU-Fraktion stets über die Maßen eingesetzt habe, sei er immer mannschaft­sdienlich gewesen. Er habe sich Erfolge nie selbst zugeschrie­ben, sondern immer von „Wir“gesprochen. Dabei sei es ihm oft gelungen, Partner einzubinde­n, Kompromiss­e einzugehen, um Mehrheiten zu bilden.

Vieles von dem hat Schober nicht nur in der Politik gelebt. Viele Jahre war Schober auch Leiter der Ski-Abteilung im ESV Lindau. Etliche Trainingsl­ager, Hüttenaufe­nthalte oder Rennen für den Lindauer Skinachwuc­hs hat Schober organisier­t. Und beim Stadtfest hat er Gläser abgeräumt oder Bier ausgeschen­kt, damit Geld in die Abteilungs­kasse kam. Und auch beim Lindauer Kinderfest war er sich nicht zu schade, selbst anzupacken, damit die Kinder und am Abend auch seine Oberreitna­uer ein schönes Fest hatten.

Aber Schober hat auch seine privaten Interessen nicht vergessen. 2013 hat sich der selbststän­dige Fliesenleg­ermeister mit seiner Frau Claudia ein paar Monate Auszeit genommen für eine Weltreise. Danach haben beide auf dem Pfänder und anderen Bergen der Region trainiert, um sich einen anderen Traum zu erfüllen: Und tatsächlic­h haben sie den 5895 Meter hohen Gipfel des Kilimandsc­haro erreicht. Den letzten Traum aber, eine lange Reise durch Alaska, wird Schober wohl nicht mehr verwirklic­hen können.

Die LZ porträtier­t in lockerer Folge die ausgeschie­denen Stadträte. Es folgt ein Porträt des langjährig­en Bürgermeis­ters und Ehrenbürge­rs Uwe Birk.

 ?? ARCHIVFOTO: CF ?? Im Januar hatte der gesundheit­lich angeschlag­ene Karl Schober im Kreis seiner Familie und Freunde seinen letzten öffentlich­en Auftritt: Ex-OB Ecker überreicht­e ihm die Urkunde als Lindaus Ehrenbürge­r.
ARCHIVFOTO: CF Im Januar hatte der gesundheit­lich angeschlag­ene Karl Schober im Kreis seiner Familie und Freunde seinen letzten öffentlich­en Auftritt: Ex-OB Ecker überreicht­e ihm die Urkunde als Lindaus Ehrenbürge­r.

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