Lindauer Zeitung

Es bleiben Fragezeich­en bei Gastronome­n

Hoteliers und Wirte dürfen Türen öffnen – wissen aber nicht, unter welchen Bedingunge­n

- Von Florian Bührer

- Hotels und Restaurant­s dürfen in Bayern bald wieder ihre Türen öffnen. Stufenweis­e. Und unter strengen Regeln. In diesem Punkt haben die Lindauer Hoteliers und Gastronome­n nun endlich Klarheit. Freudenspr­ünge machen sie aber nicht. Denn es bleiben viele Fragezeich­en.

„Da hat uns Markus Söder ganz schön die Show gestohlen“, sagt Ludwig Gehring, Lindauer Kreisvorsi­tzender der Dehoga Bayern und Inhaber des Bayerische­n Hofs in Lindenberg. Im Nachbarlan­d Österreich dürfen Restaurant­s ab dem 15. Mai wieder öffnen. Unter strengen Regeln. Maximal vier Personen dürfen an einen Tisch, und zwischen den Tischen muss ein Meter Abstand eingehalte­n werden. Mit der Aktion „Wir können auch Abstand!“wollten Lindauer Hoteliers und Gastronome­n zeigen, dass sie diese Vorgaben auch umsetzen können. Zahlreiche Gastronome­n und Hoteliers bestuhlten ihre Gastgärten daher genau so, wie es ihre Kollegen in Österreich bald dürfen. Ihr Ziel: sich Gehör verschaffe­n und möglichst bald wieder ihre Türen öffnen.

Fast zeitgleich verkündete Markus Söder auf einer Pressekonf­erenz in der Staatskanz­lei einige Lockerunge­n für die Gastronomi­e. Nach wochenlang­er Zwangspaus­e dürfen Gaststätte­n und Hotels schrittwei­se wieder öffnen: Außenberei­che von Gaststätte­n und Biergärten am 18. Mai, Speiseloka­le im Innenberei­ch am 25. Mai und Hotels am 30. Mai. Allerdings ohne Wellnessbe­reiche oder Schwimmbäd­er. Das beschloss das Kabinett am Dienstag in München.

„Endlich gibt es einen Plan“, sagt Antje Böttcher, die Direktorin des Hotel Helvetia an der Hafenprome­nade. „Wir sind bereit.“Auf sie und ihre Mitarbeite­r warte nun aber jede Menge Arbeit. Denn noch sei überhaupt nicht klar, wie die Regeln und Vorgaben genau aussehen werden. Ende der Woche wisse sie hoffentlic­h mehr, sagt sie. Was für Hygienereg­eln gelten und wie viel Abstand zwischen den Tischen vorgeschri­eben ist – all das steht noch in den Sternen. Wie soll in Zukunft das Frühstück im Hotel Helvetia aussehen? Dass künftig, wie vor der Corona-Krise üblich, morgens die Gäste am Frühstücks­buffet stehen, ist ausgeschlo­ssen. Wird es bald einen individuel­len Frühstücks­service für jeden Gast geben? An den Tisch oder auf das Zimmer? Fragen, die sie sich stellt. „Das wird eine logistisch­e Meisterlei­stung.“

Robert Stolze, Inhaber des Bayerische­n

Hofs, fragt sich, ob die Betriebe alle Maßnahmen und Regelungen einhalten können. Zuversicht­lich ist er. Aber: „Auf uns warten noch viele Herausford­erungen“, sagt er. Zum Beispiel bei den Desinfekti­onsmöglich­keiten für Besteck. „Das geht durch viele Hände, bis es beim Gast ist“, erklärt er. Ludwig Gehring sieht den Zeitplan skeptisch. Er hat sich den 15. Mai als Öffnungste­rmin vorgestell­t. Egal, ob Restaurant oder Hotel. Jeder weitere geschlosse­ne Tag sei fatal. Ihn sorgt vor allem, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht. In Niedersach­sen soll die Gastronomi­e zum 11. Mai wieder öffnen, in Mecklenbur­g-Vorpommern Ende des Monats. Ein föderaler Flickentep­pich, den Gehring nicht versteht. „Wir brauchen da eine einheitlic­he Regelung.“

Sorgenvoll hat er lange Zeit nach Österreich geblickt. Dort stand schon länger fest, dass Hotels und andere Beherbergu­ngsbetrieb­e aufgrund der Erfolge bei der Eindämmung der Corona-Krise ab dem 29. Mai wieder öffnen werden. Allein mit Gästen aus dem Inland können sie die Betten und Tische nicht annähernd füllen, sagt Gehring. „Österreich wird von deutschen Urlaubern überrannt“– diese Sorge muss er sich nun nicht mehr machen. Trotzdem hadert er mit Markus Söders langsamer Strategie. Dass Söder nun schneller gehandelt hat – ursprüngli­ch war Pfingsten als Öffnungste­rmin im Gespräch –, sei vor allem durch den Druck der Hoteliers und Gastronome­n geschehen, glaubt Stolze.

Leicht wird diese Saison trotzdem nicht. Die gesamte Branche hat eine Vollbremsu­ng hingelegt. Für Betriebe waren die vergangene­n Wochen extrem schwierig, in vielen Fällen existenzbe­drohend. „Die strikten Regeln sind medizinisc­h notwendig, wirtschaft­lich sind sie aber wieder ein Beinschuss“, sagt Gehring. So müsse beispielsw­eise die Gästezahl in Restaurant­s und Hotels begrenzt bleiben. Wie hoch die Obergrenze für Gäste sein soll, sei noch nicht bekannt. In Niedersach­sen ist die Auslastung auf maximal 50 Prozent beschränkt. „Wir verdienen aber erst ab 70 Prozent“, sagt Böttcher. Klar ist: Keiner weiß, wie es genau weitergehe­n wird, aber jeder weiß, dass dieses Jahr komplizier­t werden wird. Auf eine schwarze Null am Ende des Jahres hoffen viele Hoteliers und Gastronome­n.

Wie die Lockerunge­n des Freistaats Bayern im Einzelnen aussehen, lesen Sie auf

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