Uwe Birk war oft als Vermittler tätig
Nach 30 Jahren scheidet das SPD-Mitglied aus dem Lindauer Stadtrat aus
- Fast sein halbes Leben war Uwe Birk Bürgermeister in Lindau und hat im Stadtrat gearbeitet. Nach 30 Jahren hat er die Ämter niedergelegt und ist zur Wahl nicht mehr angetreten. Jetzt hat der Stadtrat ihn verabschiedet.
„Du hast viel Gutes in Lindau bewirkt“, fasste Ex-OB Gerhard Ecker in der letzten Sitzung des alten Stadtrats Birks Wirken zusammen. Vom ersten Tag an war der damals junge Birk nicht nur Stadtrat, sondern dritter Bürgermeister. Bei fünf Wahlen war er Stimmenkönig oder gehörte zu den drei Räten mit den meisten Stimmen, was seine parteiübergreifende Beliebtheit bei den Lindauern ausdrückt. Umgekehrt hat Birk Anlässe geschätzt, bei denen er mit Bürgern ins Gespräch kam. Viele Lindauer haben ihn bei runden Geburtstagen oder Ehejubiläen kennengelernt, bei denen Birk im Namen der Stadt gratuliert hat. So war er auch bei vielen Vereinsterminen präsent. „Du hast unzählige Hände geschüttelt, hast vielen Menschen gratuliert und warst mit Deiner verbindlichen Art immer ein sehr gern gesehener Gast bei persönlichen Terminen unserer Bürger“, dankte Ecker.
Der Ex-OB dankte Birk, der auch als Jurist der Stadtverwaltung oft intern geholfen habe. In einigen Fällen übernahm der Anwalt auch die rechtliche Vertretung der Stadt, so zuletzt bei den Verhandlungen mit der Bahn AG und nach der Entlassung des Stadtwerkechefs. Im Stadtrat habe Birk oft den Ausgleich gesucht, um unterschiedliche Standpunkte doch noch zusammenzuführen. Wegen all dieser Leistungen hatte der Stadtrat Birk zum Ehrenbürger ernannt. Die Feier im März war der letzte offizielle Termin der Stadt Lindau, bevor Corona das öffentliche Leben lahmlegte. „Mit ihm geht ein ganz Großer der Lindauer
Stadtpolitik“, dankte Katrin Dorfmüller ihrem Vorgänger als dritter Bürgermeister im Namen der SPD, die froh ist, dass der 65-Jährige im Kreistag noch einmal sechs Jahre dranhängt. Birk habe sich immer um Bürgernähe bemüht, habe vor Entscheidungen die Meinung der Bürger eingeholt und ihnen auch begründet, wenn etwas umstritten war. Deshalb sei es wichtig gewesen, dass Birk „gut hinhören“könne. Das habe ihm auch eine vermittelnde Rolle im Stadtrat ermöglicht. „Für seine Schlussworte nach hitzigen Diskussionen ist er fast zur Legende geworden“, lobt Dorfmüller. Oft habe er mit seinen „schon philosophisch anmutenden, in jedem Fall aber verbindenden Schlussworten“, eine Mehrheit der Räte gebildet.
Birks Einsatz für Lindau hat sich nicht auf die Arbeit im Stadtrat beschränkt. Viele Jahre lang war er Vorsitzender der Sozialstation Lindau und hat dort nicht nur um die Einrichtung der Tagespflege gekämpft. Bereits vor seiner Wahl in den Stadtrat war Birk seit 1987 Mitglied im Vorstand und Berater des Mietervereins. Für seinen Einsatz um die Rechte der Mieter in Lindau hat der Deutsche
Mieterbund Birk bereits mit der Ehrenurkunde und Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Als Gründer und langjähriger Vorsitzender eines Fördervereins hat Birk die Leonhardskapelle gerettet. Und beim Rotary-Club Lindau-Westallgäu war er ebenfalls aktiv.
Viele Lindauer kennen Birk zudem als Anwalt, der ihnen bei Auseinandersetzungen mit Arbeitgebern und Vermietern geholfen hat. Auch da hat er, der mit seinem Wohnsitz und seiner Vorliebe für teure Autos sicher kein klassischer Sozialdemokrat ist, sich als jemand erwiesen, der auf der Seite der normalen Bürger steht. Denn Birk ist ein nahbarer Mensch, ansprechbar für jedermann. Der 1954 geborene Birk ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder sowie erste Enkel. Für die will er jetzt mehr Zeit haben.
Die LZ porträtiert in loser Folge die ausgeschiedenen Stadträte. Erschienen ist bislang ein Porträt über Ehrenbürger Karl Schober. Es folgt ein Text über den dienstältesten Stadtrat Hermann Kreitmeir.