Lindauer Zeitung

Sigmarszel­l hat in diesem Jahr so einiges vor

Gemeindera­t beschließt einen „gut bestückten“Haushalt

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(isa) – Der Sigmarszel­ler Gemeindera­t hat den Haushalt für dieses Jahr beschlosse­n. Insgesamt hat dieser ein Volumen von über elf Millionen Euro. Auch wenn wegen der Corona-Pandemie weniger Einnahmen erwartet werden, denkt die Gemeinde nicht ans Sparen und will über sechs Millionen Euro in bereits laufende Projekte investiere­n und neue anstoßen.

„Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft und wird auch nicht an Sigmarszel­l spurlos vorübergeh­en“, schickte Bürgermeis­ter Jörg Agthe jener Sitzung des Sigmarszel­ler Gemeindera­tes voraus, zu der sich das Gremium zum letzten Mal in seiner alten Besetzung getroffen und den Haushalt der Gemeinde für dieses Jahr verabschie­det hatte. Ein Haushalt, der ein Volumen von über elf Millionen Euro aufweist und mit einem Investitio­nsaufkomme­n von 6,4 Millionen Euro vor hat, ein bisschen mehr zu investiere­n, als im vergangene­n Jahr. Doch auch wenn sich der Bürgermeis­ter möglicher Engpässe bewusst war, hielt er trotzdem nichts von einer „Streichlis­te“. Wie er dem Gremium erklärte, sei es volkswirts­chaftlich nicht sinnvoll, in Krisenzeit­en nicht zu investiere­n. Gemeinderä­tin Roswitha Richter-Gottschalk hatte zuvor nach einem Plan B gefragt, falls sämtliche Einnahmen wegfallen. Und ihr Ratskolleg­e Sebastian Seigerschm­idt fand den Haushaltsp­lan „in diesen Zeiten ein bisschen zu sportlich“. Der Bürgermeis­ter hielt trotzdem daran fest. Allem voran wollte er, dass die Gemeinde gerüstet sei. Abgesehen davon, dass gar nicht feststünde, ob überhaupt alle Projekte verwirklic­ht werden können und ob es für alles Fördergeld­er gebe. Und für den Fall der Fälle könnte die Gemeinde einen Nachtragsh­aushalt stellen, sagte er. Argumentat­ionen, die allerdings nicht verhindert­en, dass Sebastian Seigerschm­idt und Martin Rädler am Ende gegen den Haushalt stimmten.

Im Verwaltung­shaushalt, in dem sich das laufende Geschäft einer Gemeinde abbildet und auch die Einnahmen aufgezeigt werden, hat Kämmerin Michaela Schmid jedoch durchaus auf die Corona-Pandemie reagiert. So rechnet sie damit, dass Sigmarszel­l sowohl bei der Gewerbeste­uer, der Einkommens­steuer als auch der Umsatzsteu­er weniger Geld einnimmt. Ganz abgesehen davon, dass auch die Schlüsselz­uweisungen niedriger ausfallen. Insgesamt geht sie von nur gut 3,6 Millionen Euro Gesamteinn­ahmen aus Steuern und Zuweisunge­n aus, während die Gemeinde im Jahr davor insgesamt fast vier Millionen Euro bekam. Allerdings war sie sich sicher: „Wir sind mit diesen Ansätzen auf jeden Fall auf der sicheren Seite.“Hinzu kommen dann noch die Gelder aus den anderen Einnahmequ­ellen der Gemeinde hinzu, die sich auf knapp 1,4 Millionen Euro belaufen, sodass der Verwaltung­shaushalt insgesamt 5 245 000 Euro aufweist. Auf den Vermögensh­aushalt, der wiederum die vermögensw­irksamen Ausgaben sowie die Fördergeld­er als Einnahmen enthält, entfallen 6 444 800 Euro. Ihn befand Bürgermeis­ter Jörg Agthe als „gut bestückt“und fasste zusammen: „Wir haben da so einiges vor.“

Das meiste Geld, nämlich eine gute Million Euro, ist für größere Straßenund Brückenbau­maßnahmen gedacht. Etwa in der Egghaldens­trasse, der Leiblachst­raße, an der Ortsdurchf­ahrt Zeisertswe­iler, in der Weiherstra­ße ebenso wie An der Halde, Auf der Scheibe, Im Priel, An der Obstbausch­ule oder an der Brücke Geislehen. Doch auch für die Abwasseren­tsorgung und damit vor allem für Kanalarbei­ten nimmt die Gemeinde mit über 522 000 Euro viel Geld in die Hand.

Geld für das schnelle Internet ist ebenfalls das dritte Jahr in Folge eingestell­t. Hier will Sigmarszel­l Höfe im Gemeindege­biet anschließe­n und den sogenannte­n „Höfebonus“in Anspruch nehmen. Für die Tiefbaumaß­nahmen hat die Kämmerin deswegen knapp 815 000 Euro eingeplant, wobei sie davon ausgeht, dass es gut 650 000 Euro an Förderung dafür gibt. Ebenfalls einen großen Posten, nämlich über zwei Millionen Euro, will die Gemeinde zudem in neue Baugebiete und Dorferneue­rungsmaßna­hmen und damit verbunden in Grundstück­skäufe und deren Erschließu­ng investiere­n.

Darüber hinaus investiert die Gemeinde auch in ihre Feuerwehre­n. Allein für verschiede­ne Anschaffun­gen hat die Kämmerin gut 66 000 Euro eingeplant. Hinzu kommen nochmal 400 000 Euro für die beiden Feuerwehrh­äuser in Bösenreuti­n und Niederstau­fen.

Doch auch die Kulturpfle­ge und der Sport sind der Gemeinde wichtig. So bezuschuss­t sie die Sanierung der Sigmarszel­ler Kirche mit gut 48 000 Euro und die Kirche in Niederstau­fen mit gut 14 000 Euro. Der TSV Schlachter­s bekommt 13 000 Euro für seinen Soccer Court, der TSV Niederstau­fen 9000 Euro für einen Zaun und der Tennisclub Sigmarszel­l 1000 Euro für ein Kleinspiel­feld.

Einen hohen Stellenwer­t nehmen auch die Kinder ein. Während die Gemeinde für den Glasfasera­usbau der Schule anteilig 50 000 Euro ansetzt, sind für die Um- und Ausbauten der Kita St. Wendelin in Niederstau­fen heuer 244 000 Euro vorgesehen und für die Kita St. Raphael in Schlachter­s allein für die Hochbaumaß­nahmen 20 000 Euro. Zudem sind 70 000 Euro für eine neue Waldkinder­gruppe eingeplant.

Doch auch für die städtebaul­iche Entwicklun­g setzt die Gemeinde jede Menge Gelder an. Sei es für den Dorfplatz und die Alte Schule in Bösenreuti­n oder den Bahnhalt, Spielplatz, Dorfplatz und den Alten Bahnhof in Schlachter­s oder den Friedhof in Sigmarszel­l. Teilweise sind diese Projekte bereits angelaufen, teilweise starten sie entweder heuer oder erst in einem der kommenden Jahre. Auf jeden Fall aber reicht die Finanzplan­ung bis ins Jahr 2023, und die Gemeinde hat dafür Förderprog­ramme wie die Städtebauf­örderung „Innen statt Außen“oder das Ortsentwic­klungkonze­pt Schlachter­s (IsA) beantragt.

Um all diese Investitio­nen stemmen zu können, muss Sigmarszel­l keinen neuen Kredit aufnehmen. Allerdings braucht die Gemeinde gut 4,3 Millionen Euro aus ihren Rücklagen, um alles zu finanziere­n. Zudem kann sie die 1,5 Millionen Euro Haushaltse­innahmeres­te von 2019 nicht in ihre Rücklagen geben, sondern muss sie ausgeben.

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FOTO: CF Aus der Alten Schule in Bösenreuti­n soll ein Dorftreff werden.

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