Lastwagen bleiben stehen, Logistikzentren bersten
Die Opfenbacher Spedition Müller spürt die Folgen der Pandemie an mehreren Stellen
- Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie spürt Walter Müller in unterschiedlichster Form. Der Geschäftsführer der Opfenbacher Spedition Max Müller musste in einigen Bereichen seines Unternehmens Kurzarbeit einführen, Teile seines Fuhrparks stehen still. Auf der anderen Seite ist er mit Kunden konfrontiert, deren Geschäfte „boomen“– beispielsweise in den Bereichen der Verpackungsindustrie und der Käseproduktion.
Die Spedition Müller ist breit aufgestellt. Dies und ein gesundes Wirtschaften sieht Walter Müller als Gründe dafür, dass „Liquidität bei uns kein Problem“und er folglich nicht auf Staatshilfen oder -kredite angewiesen ist. Corona wirkt sich höchst unterschiedlich auf die vier Unternehmensbereiche aus. Der Güterfernverkehr „leidet“, so Müller. Hier stehen fünf der 35 Lkw still. Zum
Ausliefern gibt es genug – voran die viel gefragten Laboreinrichtungen der Wangener Firma Waldner.
Aber es gibt keine Rückladung. So müssen die Lkw leer zurück ins Allgäu fahren – oder Transporte „zu ruinösen Preisen“(Müller) übernehmen. Denn insbesondere durch die Werksschließungen in der Automobilindustrie sind es tausende Lkw, die täglich bundesweit nicht gebraucht werden. Normalerweise versorgen sie die großen Werke mit Material.
Dennoch gibt es im Bereich des Güterfernverkehrs bei Müller derzeit keine Kurzarbeit. Die Fahrer bauen insbesondere ihren Resturlaub ab. Denn aufgrund der wirtschaftlich guten Zeiten bis Februar 2020 hat sich da einiges angesammelt.
Im Güternahverkehr sind es wöchentlich bis zu acht der 40 Lastwagen, die bei Müller auf dem Hof stehen bleiben. Denn auch regional sind
Betriebe geschlossen. Komplett zum Erliegen gekommen ist die Auslieferung von Produkten, die Müller für die „Media-Markt“-Filialen in Friedrichshafen und Ravensburg übernimmt. „Die sind zu, die verkaufen nichts“, sagt Müller. Die fünf Mitarbeiter
befinden sich in Kurzarbeit. Speziell ist die Situation bei der Lagerlogistik. An insgesamt 16 Standorten von Opfenbach bis Kempten, von Immenstadt bis Amtzell lagert Müller Roh- und Fertigware ein. „Die Logistikzentren bersten“, sagt Müller, denn: „Uns fehlt die Bewegung.“Mangels Produktion sind Rohwaren nicht gefragt, mangels Verkauf durch die Kunden aber auch die fertigen Produkte. Einige Mitarbeiter aus diesem Bereich konnte Müller allerdings an Kunden vermitteln, die derzeit „boomen“– so an einen Hersteller von Gewächshäusern.
Im Bereich der Möbelspedition schließlich sei die Auslastung „einigermaßen vernünftig“. Traditionell steht hier erst im Sommer die größte Nachfrage an. Bis dahin hofft Müller auf eine Normalisierung.
Vom niedrigen Dieselpreis profitiert er im Übrigen nur bedingt. Denn die meisten seiner Kunden haben eine Vereinbarung mit ihm, dass sich die Transportpreise an den Dieselpreis anpassen.
Fahrten über die Grenzen nach Österreich und in die Schweiz seien problemlos: „Das läuft wie immer“, sagt Müller. Ansonsten meidet er das Ausland: „Unsere Fahrer haben Angst vor Oberitalien.“
Entlassungen kommen für den Firmenchef nicht in Betracht. Gute, spezialisierte Mitarbeiter jetzt in der Krise ziehen zu lassen, wäre aus seiner Sicht ein großer Fehler. Denn: „Irgendwann wird es wieder besser.“