Der Widerstand wächst
Basketball-Nationalspieler Niels Giffey wirft der BBL bloße Gewinnmaximierung vor
(SID/dpa) - Prominente Profis tragen ihre Zweifel in die Öffentlichkeit, Top-Funktionäre werben mit Nachdruck um Vertrauen: Die Diskussionen um das geplante Play-off-Turnier der Basketball-Bundesliga in München halten an. Nationalspieler Niels Giffey legte in seiner Kritik nach, Bayern Münchens Geschäftsführer Marko Pesic kündigte derweil Aufklärung an.
„Warum geht man in das Bundesland mit den meisten Infektionen?“, fragte Giffey per „Bild am Sonntag“: „Da gewann das Finanzielle. In anderen Bundesländern wäre die Infektionsgefahr geringer.“Der angeheiratete Neffe der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey stellte klar: „Wenn meine Familie in eine prekäre Lage kommt, werde ich nicht Basketball spielen, sondern bei ihr sein.“
Noch immer wartet der Spieler von Alba Berlin nach eigener Aussage auf eine „richtige Erklärung“für das Turnier, das Anfang Juni mit zehn Mannschaften in der Heimat des finanziell in der Bundesliga inzwischen absolut dominierenden Tabellenführers FC Bayern unter Quarantäne-Bedingungen stattfinden soll – wenn bis 18. Mai die behördliche Genehmigung erfolgt. Der FC Bayern war auch der einzige Club, der im März fast alle US-Spieler erfolgreich dazu aufforderte, weiterhin in München zu bleiben. Vor Giffey hatten weitere Profis wie der Münchner Kapitän Danilo Barthel kritische Fragen gestellt, etwa zum Thema Verletzungsrisiko.
Am Montag sollen sie nun weitere Informationen erhalten. Dies kündigte Pesic, der das Turnier im Audi Dome ausrichten wird, im „Sportstudio“an. „Sobald das Konzept den Spielern im Detail erklärt wird, werden viele Fragen beantwortet sein, viele Sachen werden relativiert sein“, sagte der ExNationalspieler. Der 43-Jährige sieht es als „legitim“an, dass die Spieler das Vorhaben der BBL hinterfragen. Während die Spielzeiten im Eishockey, Handball und Volleyball vorzeitig beendet wurden, könnten der zukünftige Meister und Vizemeister im deutschen Basketball bis zu zehn Spiele binnen drei Wochen absolvieren.
Dennoch werde kein Profi einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt, sagte Pesic: „Da kann man sich schon auf uns verlassen. Wir haben das wohl überlegt, wir haben noch genug Zeit.“Das Spiel- und Sicherheitskonzept hatte die Liga am Donnerstag vorgelegt. Ligaboss Stefan Holz betonte als Reaktion auf einen kritischen Brief von BBL-Profis, dass nun
Gespräche mit den Spielern folgen sollen. Er nehme die Äußerungen, die er auch als „eine Art Hilferuf“versteht, sehr ernst.
Sowohl Pesic als auch Holz sind überzeugt vom Konzept der Liga, das eine gemeinsame Quarantäne aller teilnehmenden Akteure in einem Hotel vorsieht. Unter anderem Akeem Vargas von den Frankfurt Skyliners und Giffey dagegen bisher deutlich weniger. „Das ist doch alles Theorie“, sagte der Berliner nun: „Die Realität sah man in Salomon Kalous Video.“
Der Fußballprofi von Hertha BSC hatte massiv gegen die geltenden Hygienegebote verstoßen.
Dennoch soll Fußball gespielt werden und ab der zweiten Juniwoche auch Basketball. Nicht nur finanzielle Gründe bewegen die Verantwortlichen: „Es wird für uns auch eine Blaupause für nächste Saison sein“, sagte Pesic. Im September, Oktober oder November, wenn die neue Saison anfängt, könnten Spiele vor Zuschauern weiterhin untersagt sein. Die BBL hätte dann einen Erfahrungsvorsprung.