Wasserburg bemüht sich um harmonischen Neuanfang
Thomas Baumgartner und Beate Meßmer werden im Gemeinderat zu stellvertretenden Bürgermeistern gewählt
- In Wasserburg begann die konstituierende Sitzung des Gemeinderats nach der zurückliegenden Kommunalwahl von Mitte März mit einem Satz, den man aktuell regelmäßig von neu gewählten Amtsträgern hören kann. Eigentlich habe er sich seinen Amtsantritt etwas anders vorgestellt, ohne Sicherheitsabstand und Masken, sagte Wasserburgs neuer Bürgermeister Harald Voigt in seiner Antrittsrede vor den versammelten Gemeinderäten. Diese saßen bei ihrer ersten offiziellen Zusammenkunft zwar ohne Masken, aber mit gebotenem Sicherheitsabstand in der wegen ihrer Größe ausgewählten Sumserhalle. Um den Mindestabstand gewährleisten zu können, war die Zahl der Zuschauer auf 20 beschränkt.
Diese erlebten dann einen Gemeinderat, der nach Jahren der angespannten Stimmung und des gegenseitigen Misstrauens sichtlich um ein harmonisches Bild bemüht war. Viele Entscheidungen wurden bereits vor der öffentlichen Sitzung intern besprochen, sodass es am Montagabend zu keiner öffentlichen Diskussion über Sach- oder Personalfragen kam. „Die Kollegen haben sich im Vorfeld intensiv zusammengesetzt und waren dadurch heute sehr gut vorbereitet“, konnte der neue Rathauschef am Ende der Sitzung daher auch gleich das erste Lob aussprechen.
Zuvor hatte Voigt in seiner Antrittsrede seinem Vorgänger, Bürgermeister Thomas Kleinschmidt, für dessen Wirken gedankt und stellte ein, bislang aufgrund der Corona-Situation nicht verwirklichtes, persönliches Treffen mit ihm in Aussicht. Die Gemeinderäte forderte er auf, den von ihm angestrebten Wechsel in der Politik aktiv mitzugestalten, denn Wasserburg brauche „mehr Transparenz und eine klare Kommunikation“. Mit individuellen und kreativen Lösungen zu den „vielen Themen, welche die Wasserburger bewegen“, wolle er dazu beitragen, der großen Erwartungshaltung in der Bevölkerung gerecht zu werden. Konkrete Themen nannte Voigt in diesem Zusammenhang nicht. Das Bürgermeisteramt sei ein Amt, in das man hineinwachse und er werde die nächste Zeit nutzen, sich in die Sachthemen im Rathaus einzuarbeiten.
Eine Spitze in Richtung seines Vorgängers konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. Er wolle „verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen, Menschen zusammenführen und nicht trennen, Kommunikation fördern und nicht Verschwiegenheit und Zurückhaltung“. Der Gemeinderat sei in seiner neuen Zusammensetzung für einen solchen Neuanfang gut aufgestellt und er selbst „startklar“. Wie dringend Wasserburg einen solchen Neuanfang braucht, zeigte der ökumenische geistliche Segen, ausgesprochen durch Pfarrerin Petra Harring und Pfarrer Ralf Gührer. Harring begann ihren Segensspruch mit dem an den Gemeinderat gerichteten Wunsch, dass dieser „produktiv, offen, ehrlich und vielleicht menschlicher“miteinander arbeiten könne. Gührer beendete den Segen dann mit einem Augenzwinkern und den Worten „Bleibt hier und seid friedlich“.
Im Anschluss wurden die neu gewählten Gemeinderatsmitglieder vereidigt und die Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt. Als Zweiten Bürgermeister wählten die Räte Thomas Baumgartner von den Freien Bürgern, Dritte Bürgermeisterin wurde Beate Meßmer von der CSU. Beide Kandidaten setzten sich jeweils gegen den Kandidaten der Unabhängigen Liste Wasserburg (ULW), Markus Heitinger, durch. „Ich bin froh, jetzt auch eine Frau als Stellvertreterin zu haben. Es ist wichtig, dass die Gemeinde nach außen auch durch Frauen vertreten wird. Und Thomas Baumgartner bringt jahrelangen Sachverstand und Kompetenz in der Gemeindepolitik mit in sein Amt“, freute sich Voigt über die Abstimmungsergebnisse. Die klaren Ergebnisse von jeweils 13 zu vier Stimmen wollte er dabei als reine Personalentscheidungen verstanden sehen. „Wenn es um die Sachthemen geht, möchte ich alle mitnehmen, aber jetzt ging es auch darum, die Gewichtung im Gemeinderat herzustellen. Freie Bürger und CSU sind die stärksten Fraktionen und wollen daher eigene Vertreter entsenden“, so Voigt.
Auch die Enttäuschung beim unterlegenen Heitinger hielt sich in Grenzen. Das Ergebnis sei absehbar gewesen, obwohl er natürlich ein wenig Hoffnung gehabt habe, dass es vielleicht doch hätte klappen können, so der gelernte Zimmermann. Er freue sich jetzt auf seine Aufgaben als Gemeinderat und habe als neu gewähltes Mitglied des Gremiums bislang das Gefühl, dass die Gespräche auf Augenhöhe geführt werden.
Die spätere Bekanntgabe der Besetzung der einzelnen Ausschüsse und Zweckverbände lässt die Hoffnung zu, dass der an diesem Abend häufig geäußerte Wunsch nach einer friedlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe verwirklicht werden kann. Alle drei Fraktionen sind anteilig ihrer Gesamtsitze im Rat auch in den Ausschüssen vertreten. Der ULW obliegt als kleinster Fraktion in Person von Ulrich Epple zudem der Vorsitz des Rechnungsprüfungsausschusses. Den Vorsitz der übrigen Ausschüsse hat kraft seines Amtes der Erste Bürgermeister.