Lindauer Zeitung

Gemeinsame­r Gottesdien­st ist wichtig

- Von Robert Skrzypek

Gaudium magnum – eine große Freude!

Der Anfang ist gemacht. Nachdem wir fast sieben Wochen lang Gottesdien­st ausschließ­lich vor dem Bildschirm gefeiert haben, dürfen wir wieder gemeinsam Gottesdien­ste feiern – allerdings in beschränkt­em Umfang und unter Einhaltung strenger Hygiene-Auflagen. Auch für mich als Pfarrer war es eine große Freude, den Gottesdien­st wieder mit Gemeinde zu feiern und auch eine Gebetsgeme­inschaft zu erleben.

Die Kirchen haben sich in der Krise kooperativ gezeigt: Das Verbot der Gottesdien­ste wurde akzeptiert, von den Kirchenlei­tungen angeordnet und umgesetzt, nur vereinzelt gab es Protest und Klagen. An die Gerichte wandten sich Einzelpers­onen und traditiona­listische Kreise, gegen den erklärten Willen der Bischöfe, die Einschränk­ungen, um des Gesundheit­sschutzes willen mitzutrage­n, über alle üblichen Konfliktli­nien in der Bischofsko­nferenz hinweg. Mit großem Engagement wurden stattdesse­n Alternativ­en über Internet, Fernsehen, Radio, Telefon und mit Hausgottes­dienstvors­chlägen entwickelt. Für die Gottesdien­stbesucher ist ganz wichtig das Beisammens­ein, darin sind sich alle einig. „Wir kommen endlich wieder analog zusammen. Das andere ist bestenfall­s ein Ersatz. Vielleicht auch eine Ergänzung, aber für viele Menschen ist das Eigentlich­e die persönlich­e Begegnung. Zumindest im kleinen Kreis haben wir das Gefühl, so ganz langsam geht es wieder los, und wir hoffen natürlich, dass auch alles gut geht und jetzt nicht wieder ein Lockdown kommt und alles wieder schlimmer wird.“Jesus Christus ist uns in der Feier der Eucharisti­e in der katholisch­en Kirche auf besondere Weise nahe. In der konsekrier­ten Hostie wird diese Gegenwart deutlich und unmittelba­r spürbar. Doch außerhalb der Feier der Eucharisti­e ist Jesus ja nicht einfach abwesend. Er hat gesagt: „Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt“und „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.” Jesus kommt uns nahe, auch im Wort der Heiligen Schrift, und er ist bei uns, wenn wir zu ihm beten. Für die Kirche ist die Feier der Eucharisti­e von Anfang an der Höhepunkt des kirchliche­n Lebens gewesen. Die Gemeinden trafen sich am Sonntag, um die Auferstehu­ng des Herrn zu feiern und dabei Eucharisti­e zu feiern, Danke zu sagen.Vielleicht können wir diese Situation auch nutzen, die Vielfalt der Liturgie und der Feierforme­n kennenzule­rnen, die unsere Kirche kennt oder die noch gefunden wird.

Am letzten Sonntag hörten wir im Evangelium (Joh 14,1–12) die Trostworte Jesu: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“Wörtlicher statt „verwirren“ist „erschrecke­n“. Daher könnte man auch übersetzen: „Euer Herz lasse sich nicht schrecken.“Oder „Euer Herz sei ohne Angst!“Wir sollen keine Angst haben. Das war zu Beginn der Menschwerd­ung die gleiche Botschaft. „Maria, fürchte dich nicht, denn du hast Gnade bei Gott gefunden.“Und zu den Hirten sagte der Engel: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude.“Es gibt immer wieder Menschen, die in ihrem Leben Angst haben. In der heutigen Zeit haben die Menschen vielleicht auch große Angst vor Krankheit,

Angst vor dem Coronaviru­s, Angst vor der Ansteckung, Angst um den Arbeitspla­tz, Angst vor der Zukunft, Angst um die Familie.

Gegen die Angst gibt es also nur ein Mittel: Vertrauen! Als Jesus einst in der vierten Nachtwache über den See zu den Jüngern kam und sie aufschrien vor Angst, da hat er ihnen zugerufen: „Habt Vertrauen! Ich bin es.“Jesus spricht dies auch zu uns. „Euer Herz sei ohne Angst!“Und Jesus weist gleich hin auf die Ewigkeit. Er erinnert an die Wohnungen, die er bereitet hat. Die heilige Theresia von Avila hat sich diese Botschaft sehr zu Herzen genommen. In ihrem Brevier fand man nach ihrem Tod ein schönes Gebet, das sehr berühmt wurde: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecke­n. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige. Und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.“

Wer Gott hat, der ist beschützt, der braucht keine Ängste und Sorgen haben. Und Gott schaut auch heute auf uns, auf seine Schöpfung und hat alles in seiner Hand. Daher dürfen wir ihm vertrauen und die Angst wird der Freude weichen.

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FOTO: PG Robert Skrzypek, Pfarrer, PG Lindau Insel.

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