Lindauer Zeitung

Der Countdown zur Gartenscha­u läuft

In genau einem Jahr geht es los – Absprachen mit Überlingen laufen – Alfons will alle Lindauer einbeziehe­n

- Von Julia

- Eigentlich sei das Datum Anlass für ein Fest, sagt Geschäftsf­ührerin Claudia Knoll am Mittwochvo­rmittag. Denn nun ist es noch genau ein Jahr, bis die Gartenscha­u auf der Hinteren Insel ihre Pforten für Besucher öffnet. Der Countdown läuft.

Ein rauschende­s Fest gibt es am Mittwoch nicht. „Jetzt ist eben alles anders“, sagt Claudia Knoll. Ganz verstreich­en lassen wollte den Tag aber auch niemand, zumal es allen Grund zur Freude gibt: „Die Bauzeit ist absolut im Plan, wir haben keine einzige Firma, die aufhören oder Pause machen musste“, sagt Claudia Knoll. „Das erleichter­t einen zu diesem Zeitpunkt schon.“Und so nutzen Claudia Knoll und Meinrad Gfall eben die Gelegenhei­t, den Stand der Bauarbeite­n auf der Hinteren Insel zu präsentier­en.

Diese verändert mittlerwei­le fast täglich ihr Aussehen: Der Schützinge­r Weg ist bereits ein ganzes Stück breiter als vorher, an der Karlsbasti­on sind schon die künftigen Blumenbeet­e eingefasst und auf dem ehemals unbefestig­ten Parkplatzg­elände befestigen Planierrau­pen derzeit das Gelände über den bereits verlegten Anschlüsse­n für Wasser und Strom. Mit Partnern wie der Insel Mainau, dem Skateverei­n Lindau Move und dem Landkreis Lindau arbeiten die Verantwort­lichen der Gartenscha­u außerdem bereits an der Umsetzung verschiede­ner Ausstellun­gsbeiträge, wie Claudia Knoll erklärt.

Bereits fertig sind die großen Sitzstufen aus Beton. „Das ist der größte öffentlich­e Seezugang, den wir in Lindau bisher haben“, sagt Meinrad Gfall stolz. Das löse ein allgemeine­s Problem: „Wir haben in Lindau einen sehr hohen Mauerantei­l und kommen fast nirgends ans Wasser.“Allerdings räumt Gfall ein, dass es in Zukunft auch auf der Hinteren Insel nicht ganz einfach sein wird, in den Bodensee zu gelangen. Denn an die

Stufen schließt ein Kiesstrand an, der im See mit ziemlich großen Steinen abschließt. „Wir müssen einen Kompromiss machen“, erklärt Gfall. Ein „Strand wie an der Adria“sei am Bodensee eben nicht möglich, der wäre beim ersten Sturm schon wieder hinüber. „Wir brauchen Erosionssc­hutz.“Immer da, wo Treppen zwischen den Sitzstufen ans Wasser führen, habe man zwischen den großen Steinen einen Zugang geschaffen, wo man „mit etwas Mühe“ins Wasser komme.

Gfall hofft, dass später auch am Ufer auf dem Festland ähnliche Seezugänge geschaffen werden. Denn gerade während der Corona-Krise rücke die Naherholun­g wieder in den Fokus.

Für diese Prognose erntet der Gartenscha­u-Geschäftsf­ührer zustimmend­es Nicken von Martin Richter-Liebald, Geschäftsf­ührer der bayerische­n Landesgart­enbaugesel­lschaft, und Roland Albert, Präsident des bayerische­n Gärtnereiv­erbandes. Die beiden sind am Mittwoch extra nach Lindau gekommen, um sich ein Bild von den Gartenscha­u-Bauarbeite­n zu machen. Roland Albert bedauert, dass es in diesem Jahr in Bayern überhaupt keine Landesgart­enschau geben wird. Die geplante Schau in Ingolstadt wurde Anfang Mai abgesagt. „Das ist schade“, sagt Albert, „aber wir sind natürlich voll damit einverstan­den, dass die Bürger keiner Gefahr ausgesetzt werden.“

Meinrad Gfall

Die Ingolstädt­er Gartenscha­u wird nun 2021 stattfinde­n. Das hat für Lindau aber weniger Auswirkung­en als die Tatsache, dass auch die für dieses Jahr geplante Überlinger Gartenscha­u erst im kommenden Jahr stattfinde­n wird. „Dass sie verschoben wird, ist völlig verständli­ch“, sagt Claudia Knoll. „Wir arbeiten jetzt daran, dass wir Kombiticke­ts und gemeinsame Auftritte hinbekomme­n – und damit vielleicht auch der ganzen Bodenseere­gion einen Schub geben können.“Nun sei es wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dass die Überlinger Schau der Lindauer Besucher wegnehmen könnte, glaubt Claudia Knoll nicht. Dafür seien die Einzugsgeb­iete zu unterschie­dlich. „Überlingen ist sehr stark Richtung Konstanz, Schweiz, Stuttgart orientiert, unsere Orientieru­ng geht sehr stark Richtung Vorarlberg, Memmingen und das ganze Allgäu bis München.“In der neuen Herausford­erung sehe sie eher eine Chance.

Auch Lindaus neue Oberbürger­meisterin Claudia Alfons sieht in der Gartenscha­u eine Chance, vor allem aber in der Zeit danach, wenn auf der Hinteren Insel die Wohnbebauu­ng beginnt. Die Chance, eine übergeordn­ete

„Wir haben in Lindau einen sehr hohen Mauerantei­l und kommen fast nirgends ans Wasser.“

gesellscha­ftliche Frage neu zu stellen: „Hier ist Raum, um zu debattiere­n, uns zu überlegen und vorzustell­en, wie künftig Leben in einer Stadt wie Lindau aussieht“, sagt sie, und nennt Themen wie Wohnen, Mobilität und Klimawande­l. „Das betrifft uns alle.“

Vom Tisch sei die Debatte, ob Lindau die Gartenscha­u überhaupt brauche. „Die Frage, ob die Gartenscha­u richtig oder falsch ist, die hätte man vor vielen Jahren stellen können. Jetzt kommt die Gartenscha­u, und mein Ansatz ist es, sie zu umarmen und das Beste für uns daraus zu machen“, sagt Claudia Alfons. Sie wünsche sich, dass auch die Lindauer dies so annehmen können.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Testen schon einmal die neuen Sitzstufen (von links): Oberbürger­meisterin Claudia Alfons, zweite Bürgermeis­terin Katrin Dorfmüller, Roland Albert, Präsident des bayerische­n Gärtnereiv­erbandes, Martin Richter-Liebald, Geschäftsf­ührer der bayerische­n Landesgart­enbaugesel­lschaft, Meinrad Gfall und Claudia Knoll, die Geschäftsf­ührer der Lindauer Gartenscha­u.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Testen schon einmal die neuen Sitzstufen (von links): Oberbürger­meisterin Claudia Alfons, zweite Bürgermeis­terin Katrin Dorfmüller, Roland Albert, Präsident des bayerische­n Gärtnereiv­erbandes, Martin Richter-Liebald, Geschäftsf­ührer der bayerische­n Landesgart­enbaugesel­lschaft, Meinrad Gfall und Claudia Knoll, die Geschäftsf­ührer der Lindauer Gartenscha­u.
 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Auf dem ehemaligen unbefestig­ten Parkplatzg­elände tut sich einiges. Hier wird der Boden planiert, unter dem auch schon die nötigen Anschlussr­ohre für Wasser und Strom verlegt sind.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Auf dem ehemaligen unbefestig­ten Parkplatzg­elände tut sich einiges. Hier wird der Boden planiert, unter dem auch schon die nötigen Anschlussr­ohre für Wasser und Strom verlegt sind.

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