Lindauer Zeitung

Für Freiberg ist nach fast 30 Jahren Schluss

Der langjährig­e CSU-Chef ist als Nachrücker aus dem Lindauer Stadtrat ausgeschie­den

- Von Dirk Augustin

- Er hätte gerne weitergema­cht, doch nach fast 30 Jahren gehört Roland Freiberg nicht mehr zum Lindauer Stadtrat. Doch möglicherw­eise nimmt er in sechs Jahren einen neuen Anlauf.

Auf der Liste der von ihm gegründete­n neuen politische­n Gruppe namens Bürgerunio­n hat es für Roland Freiberg bei den Stadtratsw­ahlen nur zum dritten Platz gereicht. Da die BU zwei Stadträte schicken darf, ist Freiberg erster Nachrücker. Er käme also in den kommenden sechs Jahren in den Stadtrat, wenn Ulrich Schöffel oder Oliver Eschbaumer dort ausscheide­n würden. Aber vielleicht kommt er auch danach nochmal wieder, wie sein früherer Fraktionsk­ollege Hermann Kreitmeir ankündigte, der ein Comeback erwartet: „Denn er ist ein Kämpfer“.

Schon einmal ist Freiberg als Nachrücker in den Stadtrat gekommen. Für die CSU rückte er Ende 1991 für den langjährig­en Fraktionsv­orsitzende­n Heinz Hummler nach. In den 90er-Jahren setzte sich Freiberg vor allem mit den Räten der Bunten Liste auseinande­r, auch dem damaligen OB Jürgen Müller machte er es nicht immer leicht. Umso mehr freute sich Freiberg, als im Jahr 2000 die CSU-Kandidatin Petra Seidl die Stadtverwa­ltung eroberte und OB wurde.

Als Fraktionsv­orsitzende­r gestaltete Freiberg maßgeblich die Lindauer Politik. Doch innerparte­ilich kam er zusehends unter Druck. Es kam zum Zerwürfnis mit Seidl, die bei den Wahlen 2012 nicht mehr für die CSU antrat. Mit der früheren Vorsitzend­en der Lindauer CSU kam es sogar zu einem Rechtsstre­it, der nach verschiede­nen Runden für Freiberg aber mit einem klaren Freispruch endete. Von seinen Parteifreu­nde fühlte er sich damals im Stich gelassen. In seiner Abschiedsr­ede dankte Freiberg ausdrückli­ch dem damaligen

CSU-Vorsitzend­en Willi Böhm, der ihm damals als einziger unvoreinge­nommen und standfest zur Seite gestanden habe.

Auf Druck seiner Fraktion musste Freiberg nach den Stadtratsw­ahlen 2014 den Fraktionsv­orsitz abgeben. Auch im Ortsverban­d verlor er seine führende Stellung. In der Fraktion schloss sich Freiberg mit Kreitmeir und Eschbaumer zusammen, die zuerst innerhalb der CSU die Opposition gegen OB Gerhard Ecker anführen wollten. Als die Spannungen mit Karl Schober und Thomas Hummler überhand nahmen, traten die Drei zu Jahresbegi­nn 2017 aus der CSU-Fraktion aus und gründeten die Bürgerunio­n.

Diese Trennung ist inzwischen fest. Ein Versuch mit Mediation im vergangene­n Jahr scheiterte, die BU trat mit eigener Liste zu den Stadtratsw­ahlen im März an. Auch wenn Freiberg noch CSU-Mitglied ist, hat er mit dem Lindauer Ortsverban­d nichts mehr zu tun.

Freiberg dankte in seiner Abschiedsr­ede der Verwaltung, auch wenn er der vor allem in den vergangen zunehmend kritisch gegenübers­tand. Doch insgesamt lobte er die Zusammenar­beit: „Wir hatten ein konstrukti­ves und gutes Miteinande­r.“Besonders freut sich Freiberg, dass jetzt OB Claudia Alfons an der Spitze der Verwaltung steht, denn die Bürgerunio­n hat Alfons’ Kandidatur von Anfang an unterstütz­t.

Freiberg wird es vermissen, dass er nicht mehr im Finanzauss­chuss an entscheide­nder Stelle die Geschicke seiner Heimatstad­t gestalten kann. Nicht vermissen wird er lange Abende mit schier unendlich dauernden

Diskussion­en. Stattddess­en werde er sich ab und zu mit Lindaus früherem Bürgermeis­ter und Ehrenbürge­r Uwe Birk an einem Mittwochab­end auf ein Glas Bier treffen, während der Stadtrat seine Tagesordnu­ng abarbeiten muss.

Die LZ porträtier­t in lockerer Folge die ausgeschie­denen Stadträte. Erschienen sind bereits Texte über Karl Schober, Uwe Birk und Alexander Kiss. Es folgt ein Porträt von Xaver Fichtl.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Nach fast 30 Jahren gehört auch Roland Freiberg (BU) dem Stadtrat nicht mehr an.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach fast 30 Jahren gehört auch Roland Freiberg (BU) dem Stadtrat nicht mehr an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany