Lindauer Zeitung

Auszeit nehmen von den eigenen vier Wänden

- Von Christina Becker

Ich sitze vor meinem Kalender und streiche etwas geknickt das dick geschriebe­ne Wort „Urlaub“durch, das ich schräg über die Pfingstfer­ienwochen geschriebe­n habe. Wir fahren nicht weg, sondern verbringen die Zeit zu Hause. Dort, wo wir uns jetzt sowieso schon bestens auskennen. Aufgrund der aktuellen Lage bin ich aber irgendwie auch nicht so richtig in Urlaubssti­mmung. Die vergangene­n Wochen haben ihre Spuren hinterlass­en. Nun in zwei Wochen mit zahlreiche­n anderen Touristen an einem Strand zu liegen, scheint mir aktuell wenig reizvoll und ohnehin noch weit entfernt vom Möglichen.

Trotzdem ist es Zeit für eine Abwechslun­g und wir beschließe­n, einen Ausflug ins Allgäu zu machen. Auf der Fahrt dorthin bin ich überrascht und fast amüsiert über meine eigenen Gedanken: Einerseits ist es schön, mal wieder rauszukomm­en. Anderersei­ts haben wir die wenigen Kilometer ums Haus schätzen gelernt. Es gibt durchaus viel Schönes direkt vor der Haustür zu entdecken. Die Fahrt kommt mir ewig vor und ich frage mich, warum es mir bisher immer so wichtig war, jedes Wochenende mit einem ausgereift­en Freizeitpr­ogramm zu verplanen und möglichst irgendwie wegzufahre­n.

Als wir aus dem Auto steigen und uns Kuh- und Wiesenduft empfängt, freue ich mich aber doch. Hier in der weiten Natur braucht keiner Masken zu tragen und es fühlt sich an wie ein ganz normaler Familienau­sflug. Der räumliche Abstand von Zuhause hilft, für ein paar Stunden „CoronaDist­ancing“

zu betreiben und den Kopf frei zu bekommen. Das Highlight für die Einjährige ist, dass sie endlich einmal die Gelegenhei­t hat, „Muh“und „Mäh“in echt und nicht nur im Buch zu bestaunen. Statt einer Einkehr gibt es am Ende des Ausflugs ein Picknick im Kofferraum. Das gefällt den Kindern sogar fast besser als eine Berghütte. Allerdings hätte die ein WC gehabt. Somit ist unser Ausflug zeitlich begrenzt und schließlic­h können wir es dann doch kaum noch aushalten, wieder in die eigenen vier Wände zurückzuke­hren.

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FOTO: CHRISTINA BECKER Allgäuer Wiesenduft hilft beim „Corona-Distancing“.

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