Suchtberater treffen Klienten teilweise im Freien
Direkter Kontakt ist für die Arbeit sehr wichtig
(lz) - „Wir bemühen uns sehr, allen gerecht zu werden“, sagt Barbara Habermann, Leitung der Bereiche Sucht und Psychiatrie des Caritasverbands für die Diözese Augsburg. Aber gerade Face-to-Face-Kontakte seien bei Beratungsgesprächen nicht zu ersetzen. In Lindau hat der Leiter der Suchtambulanz eine besondere Maßnahme ergriffen: Mit manchen Klieten trifft er sich im Freien.
„So können wir besser sehen, wie es unseren Klienten wirklich geht und die tatsächliche Situation einschätzen. Ein Gespräch, bei dem man sich gegenüber steht, ist einfach viel wirkungsvoller“, wird Bilgeri in der Pressemitteilung der Caritas zitiert.
Habermann schätze diese unkonventionelle Herangehensweise sehr. Zwar sei es sicherlich schwierig, ein Beratungsgespräch mit einem Suchtkranken an einem öffentlichen Dorfplatz zu führen. Aber: „Wer soll denn wissen, ob das nun einer meiner Klienten ist, oder einfach ein Freund oder eine Freundin?“, fragt Bilgeri.
Die Mitarbeiter der verschiedenen Suchtfachambulanzen können so dazu beitragen, dass Klienten mit Suchtproblemen, die ohnehin oft einsam und isoliert leben, ein wenig persönlichen Kontakt haben, heißt es weiter. „Manche Situationen kann man am Telefon schlicht nicht beurteilen. Meine Kollegen und ich haben es zudem als sehr mühsam empfunden, die Anträge, Erst- und Zweitgespräche telefonisch zu bearbeiten und zu führen“, sagt Bilgeri.
„Wir rufen unsere Klienten sofort zurück, und telefonieren dann ausgiebig mit ihnen. Aber in den Telefongesprächen fehlen einfach Mimik und Gestik. Gerade in unserem Bereich ist das aber so wichtig. Denn nur so können wir sehen und besser einschätzen, wie es unseren Klienten wirklich geht“, weiß auch Barbara Habermann. Dazu komme, so Habermann, dass es einfach schwer sei, die Klienten telefonisch bei behördlichen Anträgen zu unterstützen. Es sei schwer, aber es sei machbar, so Habermann.
Einige Medien berichteten diese Tage, dass während des CoronaLockdowns auch der Alkoholkonsum stark zugenommen habe. Automatisch anzunehmen, dass nun auch Suchtkranke wieder rückfällig werden, sei aber nicht richtig. „Zwar ist es gerade wirklich schwierig, unsere routinemäßigen Abstinenztests durchzuführen, aber generell zu beurteilen, ob Suchtkranke nun aufgrund von Corona wieder rückfällig werden, ist schwierig“, so Bilgari.
Sicher sei die Tatsache, dass die Situation eine zusätzliche Belastung für Menschen mit einer psychischen Störung sei. Durch die persönlichen Treffen unter allen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen kann aber nicht nur den Klienten geholfen werden. Auch den Mitarbeitern der Suchtfachambulanzen tut der persönliche Austausch gut. „Für mich ist es sehr viel angenehmer, meine Klienten auch zu sehen“, sagt Bilgeri abschließend.