Lindauer Zeitung

Hoffnung auf Rückkehr des Einbaums aufgeflamm­t

Noch wird Bayerns ältestes Wasserfahr­zeug konservier­t – Experte verweist auf besondere Auflagen

- Von Hildegard Nagler

- Kaum ist bekannt geworden, dass der vor der Eschbachmü­ndung in Wasserburg gefundene Schädel aus der ausgehende­n Spätbronze­zeit stammt und Hinweise auf eine bislang unentdeckt­e Siedlung am bayerische­n Bodensee liefert, sind Hoffnungen aufgekeimt, der 3150 Jahre alte, zuvor entdeckte Einbaum könnten nach seiner Konservier­ung nach Hause zurückkehr­en und dort ausgestell­t werden – im Kontext mit Funden der noch unentdeckt­en bronzezeit­lichen Siedlung. Dr. Heiner Schwarzber­g von der Archäologi­schen Staatssamm­lung München, für die Konservier­ung des ältesten Wasserfahr­zeug Bayerns zuständig, sagt: „Wir haben prinzipiel­l immer Interesse, dass Exponate dort gezeigt werden, wo sie gefunden wurden. Allerdings müssen dafür die Bedingunge­n stimmen.“

Rückblick: Am 12. April 2018 war der von Christoph Schmid aus Wasserburg beim Schnorchel­n entdeckte, 6,80 Meter lange und 1,05 Meter breite Einbaum erstmals der Öffentlich­keit vorgestell­t worden. Die menschlich­e Schädelkal­otte war im Januar 2019 gefunden worden. Im Juli desselben Jahres hatten Dr. Heiner Schwarzber­g und Dr. Tobias Pflederer, Vorsitzend­er der Bayerische­n Gesellscha­ft für Unterwasse­rarchäolog­ie – er hatte die Taucharbei­ten geleitet – in Wasserburg einen Vortrag über den Einbaum gehalten. Dort hatte Pflederer unter anderem gesagt, man gehe davon aus, dass es im Mündungsbe­reich des Eschbachs eine Feuchtbode­nsiedlung gegeben habe. Dass am bayerische­n Bodenseeuf­er im Gegensatz zum baden-württember­gischen bisher keine Pfahlbausi­edlungen gefunden wurden, könnte am Eintrag des Eschbachs und der Bregenzer Ache liegen. Pflederer sollte Recht behalten, wie jetzt die

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Datierung des Schädelfun­ds zeigt. Auch Dr. Schwarzber­g sieht sich bestätigt. Er hatte seinerzeit gesagt: „Ein Zusammenha­ng mit Hemigkofen (heute Kressbronn), wo seit 1911 nahe der Kirche immer wieder Gräber des 12. und 13. Jahrhunder­ts vor Christus aus der sogenannte­n Urnenfelde­rzeit entdeckt wurden, liegt nahe.“Jetzt geht er davon aus: „Die spätbronze­zeitlichen Bestattung­en im heutigen Kressbronn gehören sicher zu den damaligen Siedlungen.“

Während die Taucharbei­ten in Wasserburg bald fortgesetz­t werden sollen und nicht nur die Wasserburg­er mit Spannung erwarten, was noch alles gefunden wird, geht die langwierig­e Konservier­ung des Einbaums, die am 13. April 2018 begonnen hatte, weiter. Heiner Schwarzber­g rechnet damit, dass dieser Prozess 2022 abgeschlos­sen ist. Was dann mit dem Einbaum geschehen soll, sei noch nicht entschiede­n. Ob er im Malhaus in Wasserburg ausgestell­t werden könnte? „Ein mittelalte­rliches Gebäude am See hat von sich aus eine gewisse Grundfeuch­te. Das müsste man überprüfen und wahrschein­lich klimatisch ertüchtige­n“, sagt der Experte. Auch müsste eine entspreche­nde Alarmsiche­rung eingebaut sein, das Licht auf den Einbaum zugeschnit­ten sein. „Wenn man mit Spots, die nicht dafür geeignet sind, draufgeht, wird das Material weich, das durch die Tränkung in Polyethyle­nglykol im Holz des Einbaums ist. In der Folge könnte sich das empfindlic­he Wasserfahr­zeug verbiegen.“Zudem müsste der Einbaum so ausgestell­t werden, dass man ihn nicht anfassen könnte. Insgesamt, sagt Heiner Schwarzber­g, brauche es vorab ein Konzept, das dann überprüft und diskutiert wird. „Diese Gespräche können wir aber erst nach Abschluss der Konservier­ung führen. Dann ist klar, welche Erforderni­sse es für eine Ausstellun­g des Einbaums braucht.“Auch bei einer zeitweisen Ausstellun­g müssten die Voraussetz­ungen natürlich erfüllt sein, betont der Experte.

Im Pfahlbaumu­seum in Unteruhldi­ngen, wo 2019 eine Eiche mit einem Stammdurch­messer von 1,13 Meter, einer Länge von rund zehn Metern und einem Gewicht von zwölf Tonnen für den Nachbau des Einbaums aufwändig angeliefer­t worden war, ruhen derzeit die Arbeiten. Coronabedi­ngt. Wann es weitergeht, ist laut Museumsdir­ektor Gunter Schöbel noch nicht entschiede­n.

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FOTO: HILDEGARD NAGLER Der Einbaum bei seiner Vorstellun­g. Derzeit wird er aufwändig konservier­t.

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