Lindauer Zeitung

Ferienwohn­ungen sind in Lindau sehr gefragt: „Unschlagba­rer Vorteil“

Private Unterkünft­e stehen bei den Gästen hoch im Kurs – Unterschie­dliche Vorschrift­en verunsiche­rn allerdings Vermieter und Urlauber

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(dpa) - Nach Wochen des Stillstand­s läuft der Tourismus auch in Lindau wieder an. Ferienwohn­ungen stehen dabei hoch im Kurs. Nur die Vorschrift­en verunsiche­rn.

„Wir haben alles gereinigt und desinfizie­rt“, sagt Michael Bode und zeigt auf die Küchenzeil­e. „Wir sind bereit.“Die Ferienwohn­ung auf der Lindauer Insel mit Blick auf den Bodensee ist mit Segelboot-Motiven, Tauen und Rettungsri­ng an der Tür in Blau und Weiß dekoriert. Die MundNasen-Schutzmask­en auf dem Esstisch fügen sich farblich ein, tragen müssen sie die Mieter hier aber nicht. Von Samstag an darf Bode nach mehr als zwei Monaten wieder an Touristen vermieten, die Nachfrage ist groß. „April, Mai und Juni waren eigentlich schon ausgebucht“, sagt der 60-Jährige. „Dann wurde alles abgesagt, und jetzt kommt es seit zehn Tagen wieder.“Einige andere Vermieter der rund 400 Ferienwohn­ungen in Lindau berichten nach Angaben der Lindau Tourismus und Kongress GmbH von einer Auslastung von mehr als 80 Prozent, in einem Fall sind alle Betten bis August ausgebucht. In ganz Bayern sind Ferienwohn­ungen nach Angaben der Tourismusa­genturen besonders gefragt.

Laufen Ferienwohn­ungen Hotels nun den Rang ab? „Entscheide­nd für die Wahl der Unterkunft wird letztlich sein, wo in Zeiten von Corona die Abstandsre­geln am besten eingehalte­n werden können“, sagt Alfred

Bauer, Professor für Tourismus-Management und Vorsitzend­er des Bayerische­n Zentrums für Tourismus an der Hochschule Kempten. „Vor diesem Hintergrun­d haben es die Gäste bei den Ferienwohn­ungen gefühlt wohl am ehesten in der Hand.“Bei einer deutschlan­dweiten

Online-Befragung der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung im Mai gaben 27 Prozent der Befragten an, für ihren nächsten Urlaub Ferienwohn­ung oder Ferienhaus zu bevorzugen. 36 Prozent nannten Hotels, an großen Häusern war das Interesse dabei mit neun Prozent am geringsten.

„Die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass bei Krisen vertraute und nahe Reiseziele, die eine sichere, private Atmosphäre bieten, stärker nachgefrag­t werden“, so die Geschäftss­tellenleit­erin des Deutschen Ferienhaus­verbands, Michelle Schwefel. „Wer kein Restaurant besuchen möchte, kocht gemeinsam in der Ferienhaus­küche. Das ist ein unschlagba­rer Vorteil.“

In Bayern müssen Vermieter nach Angaben des bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums Lüftungs- und Reinigungs­konzepte für gemeinscha­ftlich genutzte Bereiche erstellen. Beim Check-in sollen die Kontakte „auf das Notwendigs­te reduziert“werden. Viele Vermieter setzen deshalb auf Schlüsselb­oxen, Vorab-Check-ins und kontaktlos­e Bezahlung. Die Auflagen machen manche unsicher. „Viele Vermieter sind schon älter, die informiere­n sich nicht jeden Tag auf der Internetse­ite des Staatsmini­steriums“, sagt Janka Kreißl, Sprecherin der Lindau Tourismus und Kongress GmbH. Weil er Gegenständ­e, die mehrere Gästen benutzen, nach jeder Verwendung reinigen oder auswechsel­n muss, hat Michael Bode den dicken Gästeordne­r in seiner Ferienwohn­ung schon laminiert und foliert. Auf die persönlich­e Begegnung beim Check-in will er aber nicht verzichten: „Dieser Kontakt ist den Menschen wichtig, das ziehe ich durch.“Allerdings trage er dabei einen Mund-NasenSchut­z. Er freue sich trotz der Auflagen darauf, wieder Touristen begrüßen zu dürfen. „Die meisten kommen zum ersten Mal hierher“, sagt er. „Weil sie ihren Urlaub irgendwann nehmen müssen, bleiben sie in Deutschlan­d und lernen den Bodensee kennen – das ist doch schön!“

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FOTO: DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Michael Bode, Vermieter einer Ferienwohn­ung, steht auf der seiner Wohnung zugehörige­n Dachterras­se auf der Lindauer Insel.

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