Auch Oberbürgermeister beißen auf Granit
Rathaus-Chefs aus Kempten und Memmingen bekommen keine Infos von Karstadt-Kaufhof
- Oberbürgermeister sind ja in der Regel gut informiert und wissen, was in ihrer Stadt so läuft. Aber im Falle GaleriaKaufhof in Kempten und Karstadt in Memmingen beißen Thomas Kiechle und Manfred Schilder auf Granit, wenn sie beim Essener WarenhausKonzern nach der Zukunft der beiden Allgäuer Filialen fragen. „Wir haben derzeit keine Informationen, wie es mit Karstadt bei uns weitergeht“, sagt Schilder. Neue Entwicklungen zu diesem Thema erfährt der Memminger Rathaus-Chef momentan „auch nur aus der Presse“.
So ähnlich geht es Kiechle in Kempten. Er schrieb am 20. Mai einen Brief an die Sanierungsexperten bei Galeria-Karstadt-Kaufhof, Arndt Geiwitz und Frank Kebekus. Darin führt er an, dass nicht nur der Einzelhandelsstandort Kempten von dem vielfältigen Angebot des Warenhauses profitiere, sondern andererseits auch das Kaufhaus von der hohen Zentralität und Attraktivität der Stadt Kempten. Die Filiale von Galeria-Kaufhof sei Frequenzbringer und trage wesentlich zur Belebung des Bereiches rund um die Kemptener Residenz bei.
Vor diesem Hintergrund appelliert Kiechle „eindringlich an Sie und die Verantwortlichen des Konzerns, diese Aspekte bei den weiteren Überlegungen zur Sanierung des Konzerns zu berücksichtigen“. Eine Antwort hat der Kemptener Oberbürgermeister noch nicht erhalten. Das wiederum wundert seinen Memminger Amtskollegen überhaupt nicht. Der Konzern, der wie berichtet etwa 80 seiner 170 Filialen schließen will, halte sich in dieser Situation völlig bedeckt und kommuniziere nicht mit einzelnen Standorten. Sollte es am Ende Memmingen treffen, wäre das „ein ganz, ganz herber Verlust für die Stadt“.
Für den Fall, dass die Allgäuer Filialen dichtgemacht werden, gibt es weder in Kempten noch in Memmingen einen Plan B für die Nachnutzung der Gebäude. Da die betreffenden Immobilien nicht im Besitz der beiden Städte sind, beschränke sich deren Einflussmöglichkeit auf städtebauliche Rahmenbedingungen, sagt Kemptens Wirtschafts-Referent Dr. Richard Schießl. Alles andere regle die freie Marktwirtschaft. „Da sind uns die Hände gebunden“, sagt auch Memmingens OB Schilder.
Nicht mal über die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die in Essen bei den Sanierungsgesprächen mit am Verhandlungstisch sitzt, ist etwas zu erfahren. Nur so viel, dass vor Ende Juni keine Details veröffentlicht werden.
Und wie ist die Sicht der Kunden? Anita Zinsmeister aus Memmingen sagt: „Es wäre blöd, wenn Karstadt zumachen würde. Man findet immer wieder was, auch Schnäppchen. Und die Verkäuferinnen sind sehr bemüht, das ist nicht überall so.“Tobias Lang aus dem Unterallgäuer Woringen
sagt: „Meine Mutter arbeitet bei Karstadt – deswegen wäre der Verlust groß.“Auf die Frage, was er an Karstadt schätzt, antwortet Lang: „Es gibt viel Auswahl. Man kriegt alles: von Hosengummis bis Stoffe und Süßigkeiten.“
Ähnlich fallen die Reaktionen in Kempten aus: Lydia Hermann und ihre Tochter Sarah kommen regelmäßig eigens aus dem württembergischen Leutkirch zu Galeria-Kaufhof: „Wir kaufen hier regelmäßig ein – Mode, Kalender oder Schokolade.“Erwin Stricker aus Kempten sagt: „Das ist der Ort, an dem wir immer fündig werden. Hier gibt es Kleidung und hochwertige Haushaltsware.“
Und Maria Dolnitzki aus Kempten sagt: „Wenn das Haus schließt, würde mir etwas fehlen. Ich bin seit vielen Jahren Stammkundin. Ich kaufe hier Kleidung, Schuhe, Schmuck und Parfüme. Außerdem decke ich im Supermarkt meinen täglichen Bedarf.“