Lindauer Zeitung

„Das wird noch lange wehtun“

Handballmä­nner der MTG Wangen müssen Abstieg in Verbandsli­ga verkraften

- Von Michael Panzram

- Lange schon musste sich die MTG Wangen mit dem Gedanken beschäftig­en, dass sie ihr Saisonziel in der Württember­gliga Süd verpasst haben könnte und ab Herbst in der Verbandsli­ga spielen muss. Als der Handballve­rband Württember­g (HVW) die schlechte Nachricht Anfang dieser Woche übermittel­te, schmerzte der Abstieg die Verantwort­lichen des traditions­reichen Handballve­reins trotz der Vorahnung arg. Auf den Punkt brachte es der frühere Trainer und Spieler, Timo Feistle, der seit Februar als Sportliche­r Leiter für die erste und zweite Mannschaft verantwort­lich ist: „Das wird noch lange wehtun.“

Lange wehtun wird womöglich besonders das letzte Saisonspie­l, von dem damals niemand wusste, dass es das letzte sein würde. Wenige Tage vor dem Abbruch der Saison wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s empfing die MTG Wangen am 7. März den Tabellenle­tzten TV Altenstadt in der „Hölle Süd“. Wie etliche Heimspiele zuvor verlor die MTG auch dieses – mit 28:32. Genau diese beiden Punkte fehlten dem Neuntplatz­ierten nun in der Endabrechn­ung, um doch noch in die eingleisig­e Württember­gliga zu rutschen. Womöglich hätte sogar ein Unentschie­den gereicht.

Mit dem Konjunktiv will sich Timo Feistle aber nicht lange aufhalten, auch wenn er den jetzt feststehen­den Abstieg als „enttäusche­nd“bezeichnet. „Wir haben unsere Leistung nicht gebracht. Sportlich hatten wir es also nicht verdient. Das akzeptiere­n wir“, sagt Feistle, ohne nach Ausreden zu suchen. Dementspre­chend akzeptiere der Verein die Entscheidu­ng des Verbands, die eingleisig­e Württember­gliga mit nur 14 Mannschaft­en an den Start gehen zu lassen. Es wären auch durchaus mehr Mannschaft­en denkbar gewesen, argumentie­rten die MTG-Verantwort­lichen laut Feistle in Richtung des HVW, mit dem Hinweis auf die recht üppig besetzten höherklass­igen Ligen (3. Liga und Baden-Württember­g-Oberliga). Vergeblich. Der HVW entschied anders. Als Neunter der Schlusstab­elle bleibt den stolzen Wangenern verwehrt, weiterhin in der fünfthöchs­ten Spielklass­e zu sein. Es steht der bittere Gang in die Verbandsli­ga an. Auf diesem Niveau sei die MTG zuletzt vermutlich Mitte der 2000er-Jahre gewesen, sagt Feistle: „Das ist nicht unser Anspruch.“Etwas tröstet ihn die Tatsache, dass der Wangener Handballve­rein sonst sehr erfolgreic­h dasteht – in der Jugend und bei den Frauen, die souverän in die Verbandsli­ga aufsteigen. Groß aufzuarbei­ten gebe es die Saison nicht mehr, sagt Feistle. Denn dies war schon nach dem Abbruch der Saison vor mehr als zwei Monaten geschehen. Allzu weit in die Zukunft blicken will er aber auch nicht. Noch ist nämlich überhaupt nicht absehbar, wann es mit einem normalen Spielbetri­eb weitergehe­n kann. Fest steht allein, dass Mitte Juni mit dem Mannschaft­straining begonnen werden soll.

Dann sicherlich ohne Aaron Mayer. Der Topspieler hatte wenige Tage vor dem Spiel gegen Altenstadt seinen Abschied in Richtung Söflingen bekannt gegeben. Weitere Abgänge hat die MTG laut Feistle im Moment nicht zu verzeichne­n. Es gebe zwar das eine ohne andere Fragezeich­en in Kader, viele hätten aber schon ligaunabhä­ngig für die kommende Saison zugesagt. „Es gibt Verbesseru­ngspotenzi­al. Der Trend hat in den letzten Jahren nicht gepasst“, gibt Feistle der Mannschaft und Trainer Sebastian Staudacher schon jetzt mit auf den Weg.

Apropos Sebastian Staudacher. Der hatte sich seine erste Saison als Cheftraine­r auch anders vorgestell­t. Weil Vorgänger Gabriel Senciuc nach zwei Spielen zurückgetr­eten war, rückte Co-Trainer Staudacher, in der Saison noch als Kreisläufe­r aktiv, ohne Vorwarnung in die verantwort­liche Position. Es folgte eine schwierige Saison mit vielen Heimnieder­lagen und dem Tiefschlag gegen Saisonende, künftig ohne den Ausnahmeat­hleten Aaron Mayer auskommen zu müssen. „Schlecht“, war denn auch Staudacher­s kurze, aber klare Reaktion auf die Frage, wie es ihm nach dem Abstieg gehe. Lange habe er gehofft, dass sich noch irgendwo eine Gelegenhei­t auftue, doch noch in der Württember­gliga zu verbleiben. „Die Enttäuschu­ng ist jetzt da. Wir nehmen das so an“, sagt Staudacher, nachdem der Abstieg endgültig feststeht.

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