„Das wird noch lange wehtun“
Handballmänner der MTG Wangen müssen Abstieg in Verbandsliga verkraften
- Lange schon musste sich die MTG Wangen mit dem Gedanken beschäftigen, dass sie ihr Saisonziel in der Württembergliga Süd verpasst haben könnte und ab Herbst in der Verbandsliga spielen muss. Als der Handballverband Württemberg (HVW) die schlechte Nachricht Anfang dieser Woche übermittelte, schmerzte der Abstieg die Verantwortlichen des traditionsreichen Handballvereins trotz der Vorahnung arg. Auf den Punkt brachte es der frühere Trainer und Spieler, Timo Feistle, der seit Februar als Sportlicher Leiter für die erste und zweite Mannschaft verantwortlich ist: „Das wird noch lange wehtun.“
Lange wehtun wird womöglich besonders das letzte Saisonspiel, von dem damals niemand wusste, dass es das letzte sein würde. Wenige Tage vor dem Abbruch der Saison wegen der Ausbreitung des Coronavirus empfing die MTG Wangen am 7. März den Tabellenletzten TV Altenstadt in der „Hölle Süd“. Wie etliche Heimspiele zuvor verlor die MTG auch dieses – mit 28:32. Genau diese beiden Punkte fehlten dem Neuntplatzierten nun in der Endabrechnung, um doch noch in die eingleisige Württembergliga zu rutschen. Womöglich hätte sogar ein Unentschieden gereicht.
Mit dem Konjunktiv will sich Timo Feistle aber nicht lange aufhalten, auch wenn er den jetzt feststehenden Abstieg als „enttäuschend“bezeichnet. „Wir haben unsere Leistung nicht gebracht. Sportlich hatten wir es also nicht verdient. Das akzeptieren wir“, sagt Feistle, ohne nach Ausreden zu suchen. Dementsprechend akzeptiere der Verein die Entscheidung des Verbands, die eingleisige Württembergliga mit nur 14 Mannschaften an den Start gehen zu lassen. Es wären auch durchaus mehr Mannschaften denkbar gewesen, argumentierten die MTG-Verantwortlichen laut Feistle in Richtung des HVW, mit dem Hinweis auf die recht üppig besetzten höherklassigen Ligen (3. Liga und Baden-Württemberg-Oberliga). Vergeblich. Der HVW entschied anders. Als Neunter der Schlusstabelle bleibt den stolzen Wangenern verwehrt, weiterhin in der fünfthöchsten Spielklasse zu sein. Es steht der bittere Gang in die Verbandsliga an. Auf diesem Niveau sei die MTG zuletzt vermutlich Mitte der 2000er-Jahre gewesen, sagt Feistle: „Das ist nicht unser Anspruch.“Etwas tröstet ihn die Tatsache, dass der Wangener Handballverein sonst sehr erfolgreich dasteht – in der Jugend und bei den Frauen, die souverän in die Verbandsliga aufsteigen. Groß aufzuarbeiten gebe es die Saison nicht mehr, sagt Feistle. Denn dies war schon nach dem Abbruch der Saison vor mehr als zwei Monaten geschehen. Allzu weit in die Zukunft blicken will er aber auch nicht. Noch ist nämlich überhaupt nicht absehbar, wann es mit einem normalen Spielbetrieb weitergehen kann. Fest steht allein, dass Mitte Juni mit dem Mannschaftstraining begonnen werden soll.
Dann sicherlich ohne Aaron Mayer. Der Topspieler hatte wenige Tage vor dem Spiel gegen Altenstadt seinen Abschied in Richtung Söflingen bekannt gegeben. Weitere Abgänge hat die MTG laut Feistle im Moment nicht zu verzeichnen. Es gebe zwar das eine ohne andere Fragezeichen in Kader, viele hätten aber schon ligaunabhängig für die kommende Saison zugesagt. „Es gibt Verbesserungspotenzial. Der Trend hat in den letzten Jahren nicht gepasst“, gibt Feistle der Mannschaft und Trainer Sebastian Staudacher schon jetzt mit auf den Weg.
Apropos Sebastian Staudacher. Der hatte sich seine erste Saison als Cheftrainer auch anders vorgestellt. Weil Vorgänger Gabriel Senciuc nach zwei Spielen zurückgetreten war, rückte Co-Trainer Staudacher, in der Saison noch als Kreisläufer aktiv, ohne Vorwarnung in die verantwortliche Position. Es folgte eine schwierige Saison mit vielen Heimniederlagen und dem Tiefschlag gegen Saisonende, künftig ohne den Ausnahmeathleten Aaron Mayer auskommen zu müssen. „Schlecht“, war denn auch Staudachers kurze, aber klare Reaktion auf die Frage, wie es ihm nach dem Abstieg gehe. Lange habe er gehofft, dass sich noch irgendwo eine Gelegenheit auftue, doch noch in der Württembergliga zu verbleiben. „Die Enttäuschung ist jetzt da. Wir nehmen das so an“, sagt Staudacher, nachdem der Abstieg endgültig feststeht.