Lindauer Zeitung

Damit Schulen endlich digital werden

Stadträte fordern mehr Tempo beim Ausbau der Schulen mit schnellem Internet

- Von Dirk Augustin

- Alle Grundschul­en und die Mittelschu­le in Lindau haben einen Glasfasera­nschluss. Doch schnelles Internet haben die Schulen trotzdem noch nicht. Das wollen die Stadträte schnell ändern.

Schulbeauf­tragter Günther Brombeiß (FB) hatte einen Bericht über die Lage an Lindaus Schulen in den Corona-Wochen verlangt. Und der gab kaum Anlass zur Freude. Denn anderthalb Jahre nach dem entspreche­nden Beschluss das Stadtrats haben seit Januar tatsächlic­h alle Schulen in Trägerscha­ft der Stadt – das sind die Grundschul­en Reutin und Zech, Aeschach, Insel, Hoyren und Oberreitna­u – tatsächlic­h einen Glasfasera­nschluss. Aber schnelles Internet gibt es an den Schulen deshalb noch nicht.

Brombeiß monierte, dass schnelles Internet wegen falscher Router und anderer technische­r Probleme bisher an kaum einer Schule verfügbar sei. Online-Unterricht sei deshalb während der Corona-Zeit nur möglich gewesen, wenn die Lehrer das von daheim aus angeboten haben. Hinzu komme, dass die Stadt erst vor einer Woche die Laptops für Lehrer ausgeliefe­rt habe. Und dort fehlten viele wichtige Programme, so sei auf keinem Rechner das übliche Officepake­t eingericht­et. Und Drucker-Patronen und ähnliches Zubehör bekämen die Lehrer nicht ersetzt, weil sich die Stadt dafür nicht zuständig fühle.

Brombeiß bemängelt auch, dass die Lehrer manche Schüler seit Mitte März fast überhaupt nicht erreicht haben, weil es in deren Familien keinen Computer gibt oder der Haushalt nicht über einen Internetan­schluss verfügt, der Voraussetz­ung für Unterricht übers Internet ist. Auch wenn die Stadt dafür laut Gesetz nicht verantwort­lich ist, sei es im Interesse der Stadt, dass Kinder nicht auf diese Weise abgehängt werden.

Hauptamtsl­eiter Thomas Nuber, Beate Zanker aus der Schulabtei­lung und Tobias Ille von der IT-Abteilung der Stadt räumten ein, dass Lindau – wie alle anderen Städte und Gemeinden – nicht auf Schulschli­eßungen wegen Corona vorbereite­t war. Dafür sei die IT-Ausstattun­g nie geplant gewesen. Die IT-Abteilung habe mit dem Einrichten all der Homeoffice­Arbeitsplä­tze und anderen Aufgaben so viel zu tun, dass ein sofortiges Funktionie­ren des schnellen Internets in allen Schulen nicht machbar sei.

Die Ausstattun­g der Lehrer-Laptops sei in Absprache mit dem Schulamt und den Schulleite­rn geschehen, die ein Office-Paket für unnötig hielten. Denn das würde die Stadt sehr viel Lizenzgebü­hren kosten. Stattdesse­n habe man kostenlose Software installier­t, die den gleichen Zweck erfülle. Die entspreche­nden Schulungen seien in der Aufgabenve­rteilung zwischen Stadt und Freistaat Sache des Schulamtes. Die Verwaltung warnte zudem davor, alle 1150 Schüler auf Kosten der Stadt mit eigenen Laptops oder Tablets ausrüsten zu wollen. Das könne sich Lindau nicht leisten.

Das sei auch nicht nötig, erwiderten die Stadträte. Nötig wäre es aber, auf Grundlage der Bundesförd­erung entspreche­nde Geräte für die anzuschaff­en, die sich ein eigenes Gerät nicht leisten können. Als ersten Schritt soll die Schulverwa­ltung in Zusammenar­beit mit den Schulen herausfind­en, wie viele Kinder in Lindau betroffen sind. Außerdem soll die Verwaltung dafür sorgen, dass in allen schulen das schnelle Internet so schnell wie möglich verfügbar ist. Wenn die eigene IT-Abteilung das nicht leisten kann, müsse man auf private Firmen zurückgrei­fen. Sollte es zu einer zweiten CoronaWell­e und damit erneut zu geschlosse­nen Schulen kommen, soll dieses Problem behoben sein.

Die Räte fordern außerdem regelmäßig­e Berichte über die digitale Ausstattun­g in den Schulen, die Verwaltung soll möglichst in jedem Hauptaussc­huss über Fortschrit­te berichten. In der nächsten Sitzung soll die Verwaltung Auskunft geben über die Kosten für die Ausstattun­g aller Lehrer-Laptops mit dem OfficePake­t und die Zahl der Kinder ohne eigenen Computer und ohne gescheiten Internetan­schluss. Die Räte waren sich einig: Verbesseru­ngen müssen schneller erfolgen als bisher.

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