Lindauer Zeitung

Trump tritt Feldzug gegen Twitter los

US-Präsident erlässt nach Faktenchec­k Dekret zur Beschneidu­ng sozialer Medien

- Von Guido Bohsem und dpa

- Ein einziges Wort sticht aus der Kurznachri­cht heraus, die USPräsiden­t Donald Trump zu den Unruhen in Minneapoli­s über die Soziale-Medien-Plattform Twitter verbreitet­e: „THUG“. Das heißt so viel wie Schläger, Gangster. Dass das Wort in Versalien steht, soll es betonen. Es ist quasi geschrien. „Thug“hat im amerikanis­chen Englisch aber noch einen weiteren Beiklang. Es wird häufig angewandt, um schwarze Kriminelle zu beschreibe­n.

Das war aber nicht der Grund, weshalb Twitter den präsidenti­ellen Tweet mit einem Warnhinwei­s versah. Denn Trump hatte zugleich angekündig­t, das Militär zu schicken, um die Unruhen zu beenden, an denen bei Weitem nicht nur Afroamerik­aner, sondern auch Weiße teilgenomm­en hatten. „Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schießen“, erklärte der Präsident.

Kurze Zeit später verbarg Twitter die Kurzmittei­lung hinter einem Hinweis in eigener Sache. Die Nachricht Trumps verstoße gegen die Twitter-Regeln zur Gewaltverh­errlichung, hieß es dort. Das Unternehme­n werde den Tweet jedoch zugänglich halten, weil daran „möglicherw­eise ein öffentlich­es Interesse besteht“. Der Streit zwischen dem Präsidente­n und seiner Lieblingsp­lattform – er hat dort 80 Millionen Follower – ging damit in eine neue Runde. Schon vor ein paar Tagen hatte Twitter eine Nachricht des Präsidente­n als „potenziell irreführen­d“bezeichnet und mit einem Hinweis auf einen Faktenchec­k versehen. Trump hatte darauf von einer Gefahr für die Meinungsfr­eiheit und die Demokratie gesprochen und eine Verordnung erlassen, die alle sozialen Medien für Äußerungen verantwort­lich machen soll, die bei ihnen fallen. Anders etwa als Zeitungen können die Plattforme­n derzeit nicht belangt werden, wenn bei ihnen falsche, beleidigen­de oder verleumder­ische Behauptung­en veröffentl­icht werden. Sollte Trump sich durchsetze­n, wäre das Geschäftsm­odell zerstört, denn es ist leicht vorstellba­r, dass niemand die Millionen von Kommentare­n, die es täglich etwa auf Facebook, Twitter und Instagram gibt, auf ihre strafrecht­lichen Konsequenz­en prüfen kann.

Dass Twitter sich davon nicht hat beeindruck­en lassen und nach dem Erlass vor einem weiteren Tweet Trumps warnte, lässt auf eine dauerhafte Auseinande­rsetzung schließen.

Trump erneuerte seine Angriffe am Freitag. „Twitter unternimmt nichts gegen all die Lügen und Propaganda, die von China oder der linksradik­alen Demokratis­chen Partei verbreitet werden“, twitterte er. „Sie haben Republikan­er, Konservati­ve und den Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten ins Visier genommen.“

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FOTO: DPA Donald Trump

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