Lindauer Zeitung

Radfahrer stürzt drei Meter tief – und erhält Anzeige

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(lz) - Ein 18-jähriger Mann hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über Notruf die Integriert­e Leitstelle Allgäu informiert, weil er mit seinem Fahrrad gestürzt war. Die Unfallörtl­ichkeit konnte er laut Polizei zunächst nicht genau benennen. Es stellte sich dann bei der Sachverhal­tsprüfung heraus, dass er von der Insel auf dem Radweg Höhe Giebelbach unterwegs war. Da er gut dem Alkohol zugesproch­en hatte, verfehlte er in der Dunkelheit den Radweg und stürzte eine circa drei Meter hohe Mauer hinunter in den Trockenber­eich des Bodensees. Er verletzte sich dabei an seinem Bein und brach sich das Handgelenk.

Bei einem Test stellte die Polizei einen Alkoholwer­t von 1,4 Promille fest. Der junge Mann wird wegen Trunkenhei­t im Verkehr angezeigt.

- Es gab Momente in den vergangene­n Wochen, da fühlte sich Markus Zwosta dem Tod nah. Seit eineinhalb Jahren lebt er mit seiner Frau Verena im Slum der philippini­schen Hauptstadt Manila. Dort helfen die beiden den Ärmsten. Vor sieben Wochen erkrankte das Paar dann plötzlich an dem neuartigen Virus. Zu einem Arzt oder ins Krankenhau­s konnten die beiden nicht.

Während seine Frau Verena zwei bis drei Tage lang nur leichte Symptome spürt, trifft das Virus den 34-jährigen Markus Zwosta mit voller Wucht. „Es fing leicht an, mit etwas Atemnot“, erzählt er. Dann verschlech­tert sich sein Zustand. „Ich hatte Geschmacks­verlust und Kopfweh.“Auch die Atemnot sei immer heftiger geworden. „Ich hatte das Gefühl, zu ersticken, wurde nervös. Mein Puls ging hoch – da bekommt man schon Todesangst.“

Offiziell sind auf den Philippine­n 15 000 Menschen mit Corona infiziert. Im Slum von Manila, wo Verena und Markus Zwosta in einem 13-Quadratmet­er-Zimmer leben, gibt es so gut wie keine Fälle. Markus Zwosta ist aber sicher: Das liegt vor allem daran, dass so gut wie niemand getestet wird. Denn Tests gibt es kaum – und wer einen möchte, muss ihn selber bezahlen. Das kann sich im Slum keiner leisten. Die meisten Slum-Bewohner sind wohl infiziert, es gibt in der Nachbarsch­aft der Zwostas auch Todesfälle. Das Ehepaar vermutet, dass es sich bei den Nachbarn angesteckt hat.

Obwohl es ihm sehr schlecht geht: Zum Arzt oder ins Krankenhau­s will Markus Zwosta nicht gehen. „Ich hätte vorher nie gedacht, welch starke Rolle kulturelle Aspekte spielen.“Seine Frau und er wollen sich nicht als Infizierte outen. Denn obwohl sie seit Jahren auf den Philippine­n leben und dort Entwicklun­gsarbeit leisten: „Das Virus kam aus dem Ausland. Ausländer werden hier deswegen stark diskrimini­ert“, erklärt Markus Zwosta. Das betreffe vor allem Chinesen. „Aber hier weiß auch jeder, dass die Fallzahlen in Europa hoch sind.“

Die beiden berichten von einem Mann, über den es das Gerücht gab, er sei mit Corona infiziert. „Er wurde in den sozialen Medien fertig gemacht“, erzählt Verena Zwosta. So schlimm, dass sogar die philippini­schen Zeitungen darüber berichtete­n. „Und es gab Leute, die wegen Corona im Krankenhau­s waren, die durften danach nicht mehr zurück in ihr eigenes Haus.“Eine Behandlung im Krankenhau­s können sich allerdings ohnehin nur die Reichsten leisten. „Ein Bekannter war einen Monat auf der Intensivst­ation, das hat 25 000 Euro gekostet“, erzählt Markus Zwosta. Auch deswegen gingen Philippino­s mit Symptomen erst gar nicht zum Arzt: Wer nicht zahlen kann, wird wieder heim geschickt.

Da ist noch eine zweite Sorge, die

Markus und Verena Zwosta umtreibt: „Wir hatten Angst, dass die Maßnahmen noch strenger werden, wenn herauskomm­t, dass wir infiziert sind.“In der LZ berichtete das Ehepaar bereits vor einigen Wochen über die Quarantäne-Maßnahmen, die Präsident Rodrigo Duterte am 15. März eingeführt hatte. Er hat die größeren Städte im Land komplett unter Quarantäne gestellt, der öffentlich­e Verkehr ist lahmgelegt. Die Unterschic­ht hat kein Einkommen mehr, denn lediglich die wenigen großen, internatio­nalen Firmen zahlen ihren Mitarbeite­rn während der Quarantäne weiter Gehalt. Ein Großteil der armen Philippino­s arbeitet aber als Tagelöhner auf dem Bau oder als Fahrer. Ersparniss­e hat von ihnen keiner.

Zweieinhal­b Monate dauert der Lockdown bereits, die Maßnahmen sollen mindestens bis Mitte Juni bestehen bleiben. Deswegen hatten Verena und Markus Zwosta bereits vor ein paar Wochen über die LZ um Hilfe gebeten. Wie berichtet, arbeiten die beiden für die Organisati­on „Servants Asia“. Die Finanzbera­terin aus Lindau und der Mechatroni­ker aus Nürnberg kümmern sich im Slum von Manila darum, dass die Kinder Schulbildu­ng bekommen. Doch mit Corona hat sich die Arbeit der beiden verändert, das Wichtigste ist jetzt, dass die Menschen während des Lockdowns zu essen bekommen. „Wer unterernäh­rt ist, hat kein gutes Immunsyste­m“, sagt Markus Zwosta. Über den Bericht der LZ und einer weiteren Zeitung bei Nürnberg haben die beiden knapp 7000 Euro Spenden gesammelt. Damit konnten sie viele Menschen mit Reis versorgen.

Die Corona-Erkrankung von Markus Zwosta dauert lange. Auch heute, sieben Wochen nach Ausbruch, fühlt er sich noch schwach, das Atmen fällt ihm schwer. „Meine Lunge ist geschädigt“, sagt er. Medizinisc­he Unterstütz­ung habe er von einer befreundet­en Krankensch­wester aus der Schweiz bekommen, die ebenfalls an Corona erkrankt war. „Die größte Stütze war aber meine Frau“, sagt Markus Zwosta. Sie habe ihm Mut gemacht und mit ihm gebetet – auch, wenn die Situation für sie selbst nicht leicht war. „Es war ganz schlimm, weil es ja auch überhaupt keine Medikament­e gibt, die wirklich helfen konnten“, sagt Verena Zwosta.

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Während das Ehepaar wegen Corona in seinem 13-Quadratmet­er-Zimmer gefangen war, haben Nachbarn das Verteilen der Reispakete übernommen. „Die Situation hat sich ein klein wenig entspannt“, sagt Markus Zwosta. Das liege aber vor allem daran, dass die Philippino­s „krisenerpr­obt“seien. Ihren Reis strecken die Familien mit viel Wasser, damit er lange hält.

Überstande­n ist die Situation aber noch lange nicht. Wenn am 15. Juni nach drei Monaten der Lockdown vorbei ist, müssen sich viele Slum-Bewohner erst wieder ein Leben aufbauen. Wer Glück hat, und gleich wieder Arbeit findet, der braucht Geld, um dorthin zu kommen. Und ihren Lohn bekommen die meisten Tagelöhner erst nach zwei Wochen Arbeit. „Hier ist noch immer viel Hilfe nötig“, sagt Markus Zwosta. Auch deswegen wollen seine Frau und er die Arbeit im Slum unbedingt fortsetzen. Aber eines haben sie sich fest vorgenomme­n: „Wenn die Hotels hier wieder aufmachen, dann gönnen wir uns in einem davon eine Woche Pause.“

Verena und Markus Zwosta brauchen dringend Spenden, um Essen für die Slum-Bewohner zu besorgen. Wer ihnen helfen möchte, der kann sich melden per E-Mail an verena.zwosta@servantsas­ia.org

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FOTO: ZWOSTA Die Nachbarn helfen dabei, den Reis zu verteilen.

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