Lindauer Zeitung

Ansturm auf Allgäuer Ausflugszi­ele

Fürs Pfingstwoc­henende rechnen Touristike­r und Polizei mit starkem Andrang

- Von Simone Härtle

- Das Pfingstwoc­henende steht vor der Tür, die Übernachtu­ngsbetrieb­e öffnen wieder – und zahlreiche Urlauber, die eigentlich ins Ausland reisen wollten, weichen in Corona-Zeiten auf deutsche Ferienregi­onen wie das Allgäu aus. Auch viele Einheimisc­he sind gerne in den Bergen und an den Seen in der Region unterwegs. Touristike­r und Polizei rechnen deshalb mit einem Besucheran­sturm am Wochenende. Die Wetterauss­ichten sind entspreche­nd: An Pfingsten gibt es tagsüber im Flachland maximal 20 Grad, in den Bergen abends einzelne Schauer, prognostiz­iert Joachim Schug von MeteoGroup.

„Wenn das Wetter gut ist, werden viele Gäste kommen. Darauf haben sich die Verantwort­lichen auch eingestell­t“, sagt Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH. Schutzkonz­epte gebe es unter anderem für Bergbahnen: Hier dürften etwa die Gondeln nur zu 35 Prozent ausgelaste­t sein. Auch werde versucht, die Gäste nicht nur an die HotSpots zu lenken. Die Gastgeber und

Tourist-Informatio­nen würden gebeten, auf alternativ­e Ziele hinzuweise­n. Dennoch appelliert Joachim an die Eigenveran­twortung der Menschen: „Die Situation ist labil und wir können nicht überall Polizisten hinstellen.“

Präsenz werden die Beamten dennoch zeigen. Das Hauptaugen­merk liegt laut Polizeispr­echer Thomas Hodruss dabei auf den Gegenden rund um Oberstdorf und Füssen. Zum einen werde kontrollie­rt, ob Besucher und Einheimisc­he sich an das Infektions­schutzgese­tz halten. Zum anderen achte die Polizei darauf, dass Autofahrer nicht in der grünen Wiese parken oder Rettungswe­ge blockieren. An drei Wochenende­n im April habe es zudem Aufklärung­sflüge über beliebte Berggipfel gegeben. Das sei am Pfingstwoc­henende zwar nicht geplant, sagt Hodruss.

Doch sollten sich Mitteilung­en über zu viel Andrang häufen, werde ein Hubschraub­er losgeschic­kt. An Pfingsten werden auch wieder Touristen in die Region kommen. Bereits die Anreise wird laut Polizei zu einer erhebliche­n Verkehrsbe­lastung führen. Die Beamten raten, sich auf Wartezeite­n und volle Parkplätze einzustell­en. „Die Nachfrage nach Ferienwohn­ungen und Urlaub auf dem Bauernhof ist gut“, sagt Bernhard Joachim. „Viele Leute, die sonst Urlaub im Ausland gemacht hätten, bleiben jetzt hier.“„Sehr ordentlich gebucht sind Ferienwohn­ungen und -häuser mit vorwiegend inländisch­en Stammgäste­n“, sagt auch der Füssener Tourismusd­irektor Stefan Fredlmeier. Gleiches gelte für Hotels und Gasthöfe, die ihre Leistungen uneingesch­ränkt anbieten können. Ganz anders sieht es bei den Wellness-Häusern aus. E

s gibt Anbieter in Bayern, die gar nicht erst aufmachen. „Einige unserer Betriebe haben nur vereinzelt Gäste“, sagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsf­ührerin von Allgäu Top Hotels. „Als es hieß, dass die Hotels wieder öffnen, hatten wir viele Buchungen. Dann kamen die Stornierun­gen, weil die Wellnessan­gebote nur eingeschrä­nkt nutzbar sind.“Denn Sauna- und Schwimmber­eiche müssen nach wie vor geschlosse­n bleiben. „Dieser Softstart ist für uns wirtschaft­lich vergleichb­ar mit einer zweiten Infektions­welle“, klagt Wiedenmann.

Die Häuser hätten gute Konzepte, um die Sicherheit zu gewährleis­ten – und diese ließen sich auch in die Wellnessbe­reiche übertragen. Wiedenmann würde sich zumindest ein konkretes Datum wünschen, wann diese wieder öffnen dürfen. AußenPools können ab 8. Juni genutzt werden. Sie hofft, dass es in den anderen Bereichen am 15. Juni soweit ist. Dann sollen auch die Grenzen nach Österreich wieder geöffnet werden. „Extrem kritisch wäre eine Situation, in der die Grenzen zum europäisch­en Ausland mit vollumfäng­lich anbietende­n Wellness-Häusern geöffnet werden, den deutschen Häusern die Öffnung der Wellnessbe­reiche aber noch untersagt bleibt“, sagt Fredlmeier.

Schwer tun sich laut dem Tourismusd­irektor auch die Betriebe, die auf internatio­nale Gästegrupp­en ausgericht­et sind. „Dieser Bereich wird sehr lange brauchen, bis er auf ein zufriedens­tellendes Buchungsni­veau kommt – sicher erst, wenn der internatio­nale Tourismus wieder vollumfäng­lich anläuft.“

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