Ansturm auf Allgäuer Ausflugsziele
Fürs Pfingstwochenende rechnen Touristiker und Polizei mit starkem Andrang
- Das Pfingstwochenende steht vor der Tür, die Übernachtungsbetriebe öffnen wieder – und zahlreiche Urlauber, die eigentlich ins Ausland reisen wollten, weichen in Corona-Zeiten auf deutsche Ferienregionen wie das Allgäu aus. Auch viele Einheimische sind gerne in den Bergen und an den Seen in der Region unterwegs. Touristiker und Polizei rechnen deshalb mit einem Besucheransturm am Wochenende. Die Wetteraussichten sind entsprechend: An Pfingsten gibt es tagsüber im Flachland maximal 20 Grad, in den Bergen abends einzelne Schauer, prognostiziert Joachim Schug von MeteoGroup.
„Wenn das Wetter gut ist, werden viele Gäste kommen. Darauf haben sich die Verantwortlichen auch eingestellt“, sagt Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Schutzkonzepte gebe es unter anderem für Bergbahnen: Hier dürften etwa die Gondeln nur zu 35 Prozent ausgelastet sein. Auch werde versucht, die Gäste nicht nur an die HotSpots zu lenken. Die Gastgeber und
Tourist-Informationen würden gebeten, auf alternative Ziele hinzuweisen. Dennoch appelliert Joachim an die Eigenverantwortung der Menschen: „Die Situation ist labil und wir können nicht überall Polizisten hinstellen.“
Präsenz werden die Beamten dennoch zeigen. Das Hauptaugenmerk liegt laut Polizeisprecher Thomas Hodruss dabei auf den Gegenden rund um Oberstdorf und Füssen. Zum einen werde kontrolliert, ob Besucher und Einheimische sich an das Infektionsschutzgesetz halten. Zum anderen achte die Polizei darauf, dass Autofahrer nicht in der grünen Wiese parken oder Rettungswege blockieren. An drei Wochenenden im April habe es zudem Aufklärungsflüge über beliebte Berggipfel gegeben. Das sei am Pfingstwochenende zwar nicht geplant, sagt Hodruss.
Doch sollten sich Mitteilungen über zu viel Andrang häufen, werde ein Hubschrauber losgeschickt. An Pfingsten werden auch wieder Touristen in die Region kommen. Bereits die Anreise wird laut Polizei zu einer erheblichen Verkehrsbelastung führen. Die Beamten raten, sich auf Wartezeiten und volle Parkplätze einzustellen. „Die Nachfrage nach Ferienwohnungen und Urlaub auf dem Bauernhof ist gut“, sagt Bernhard Joachim. „Viele Leute, die sonst Urlaub im Ausland gemacht hätten, bleiben jetzt hier.“„Sehr ordentlich gebucht sind Ferienwohnungen und -häuser mit vorwiegend inländischen Stammgästen“, sagt auch der Füssener Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier. Gleiches gelte für Hotels und Gasthöfe, die ihre Leistungen uneingeschränkt anbieten können. Ganz anders sieht es bei den Wellness-Häusern aus. E
s gibt Anbieter in Bayern, die gar nicht erst aufmachen. „Einige unserer Betriebe haben nur vereinzelt Gäste“, sagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin von Allgäu Top Hotels. „Als es hieß, dass die Hotels wieder öffnen, hatten wir viele Buchungen. Dann kamen die Stornierungen, weil die Wellnessangebote nur eingeschränkt nutzbar sind.“Denn Sauna- und Schwimmbereiche müssen nach wie vor geschlossen bleiben. „Dieser Softstart ist für uns wirtschaftlich vergleichbar mit einer zweiten Infektionswelle“, klagt Wiedenmann.
Die Häuser hätten gute Konzepte, um die Sicherheit zu gewährleisten – und diese ließen sich auch in die Wellnessbereiche übertragen. Wiedenmann würde sich zumindest ein konkretes Datum wünschen, wann diese wieder öffnen dürfen. AußenPools können ab 8. Juni genutzt werden. Sie hofft, dass es in den anderen Bereichen am 15. Juni soweit ist. Dann sollen auch die Grenzen nach Österreich wieder geöffnet werden. „Extrem kritisch wäre eine Situation, in der die Grenzen zum europäischen Ausland mit vollumfänglich anbietenden Wellness-Häusern geöffnet werden, den deutschen Häusern die Öffnung der Wellnessbereiche aber noch untersagt bleibt“, sagt Fredlmeier.
Schwer tun sich laut dem Tourismusdirektor auch die Betriebe, die auf internationale Gästegruppen ausgerichtet sind. „Dieser Bereich wird sehr lange brauchen, bis er auf ein zufriedenstellendes Buchungsniveau kommt – sicher erst, wenn der internationale Tourismus wieder vollumfänglich anläuft.“