Lindauer Zeitung

Pokalsiege­r per Los, Meister mit 110 Punkten

Fußball-Oberligist FV Ravensburg hat ungewöhnli­che Vorschläge für die Saisonwert­ung

- Von Martin Deck

- Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass der FV Ravensburg einen der größten Erfolge der Vereinsges­chichte feierte: Am 28. Mai 2016 besiegte der oberschwäb­ische Fußball-Oberligist in einem spektakulä­ren Finale den FSV 08 Bissingen mit 5:2 und und durfte vor 3600 Zuschauern im Stuttgarte­r Gazi-Stadion den WFV-Pokal in die Höhe recken. Am vergangene­n Samstag sollte das Endspiel des Verbandspo­kals erneut im Gazi-Stadion steigen. Mehrere Tausend Zuschauer wurden erwartet, die ARD wollte das Endspiel im Rahmen des „Finaltag der Amateure“live übertragen. Doch stattdesse­n herrschte wie derzeit auf fast allen Fußballplä­tzen in der Republik auch auf der Waldau gähnende Stille.

Fabian Hummel, Manager des FV Ravensburg, möchte gar nicht daran denken. Schließlic­h hatte auch sein Verein sich Hoffnungen gemacht, wieder um den Verbandspo­kal zu spielen und vielleicht sogar wie 2016 in den DFB-Pokal einzuziehe­n. Bevor jedoch das mit viel Euphorie erwartete Viertelfin­ale der Ravensburg­er gegen den Titelverte­idiger SSV Ulm gespielt werden konnte, hat die Corona-Pandemie die Saison abrupt unterbroch­en. Seit dem 12. März ruht der Ball – und noch immer ist unklar, wie es mit dem WFV-Pokal weitergeht.

Während auf Vorschlag der drei Fußballver­bände in Baden-Württember­g der Ligenbetri­eb ab der Regionalli­ga abwärts abgebroche­n werden soll, wird weiter an den Pokalwettb­ewerben festgehalt­en. „Das Finale des DB Regio-WFV-Verbandspo­kals ist für den WFV ein ganz besonderes Spiel, sozusagen der traditione­lle Höhepunkt und Abschluss einer Saison. Wir hoffen daher sehr darauf, dass wir auch angesichts der aktuellen Entwicklun­gen und Auflagen unseren Pokalwettb­ewerb zu einem sportliche­n Ende führen können“, erklärte Matthias Schöck, Präsident des Württember­gischen Fußballver­bandes, Mitte Mai.

Dass der WFV-Pokal tatsächlic­h aber noch ausgespiel­t wird, wird immer unwahrsche­inlicher. „Ich weiß gar nicht wie das gehen soll“, sagt FVManager Hummel. „Man kann den Pokal nicht im Juli ausspielen, wenn noch nicht mal richtig trainiert werden darf.“Auch eine Austragung nach dem 1. September ist für Hummel nur schwer vorstellba­r, schließlic­h soll da dann schon die neue Saison laufen – vermutlich mit mehr Mannschaft­en und engerem Terminplan in der Oberliga. „Das geht nicht, das wird eine brutale Terminhetz­e.“

Der FV hat dem WFV deshalb den Vorschlag unterbreit­et, dass der württember­gische Teilnehmer für den DFB-Pokal unter den verblieben­en acht Mannschaft­en nicht ausgespiel­t, sondern ausgelost wird. „Der WFV würde dadurch seinen Startplatz im DFB-Pokal behalten“, sagt Hummel. Der Verein, der das glückliche Los zieht, solle die Einnahmen aus Eintrittsk­arten, Gastronomi­e und Fanartikel

in der ersten Runde des DFB-Pokals behalten dürfen. Das vom DFB ausgeschüt­tete Preisgeld von rund 125 000 Euro solle hingegen auf alle acht verblieben­en Vereine verteilt werden. „Das wäre die fairste Lösung“, meint Hummel.

Auch für den Ligenbetri­eb hat der FV Ravensburg dem WFV einen ungewöhnli­chen Vorschlag unterbreit­et. Statt die Meister und die Aufsteiger durch die vom Verband angedachte Quotienten­regelung zu ermitteln, wollen die Oberschwab­en, dass die laufende Saison ohne Auf- und Absteiger beendet und die neue Spielzeit im September – so die Hoffnung – mit den in der abgebroche­nen Saison erspielten Punkten gestartet wird. „Dann wird man eben nicht mit 70 Punkten, sondern 110 Punkten Meister“, erklärt Hummel. Der Manager des aktuellen OberligaVi­erten sieht in dieser Lösung zwei wesentlich­e Vorteile: Zum einen findet er diese Lösung fairer, als die Quotienten­regelung („Der in dieser Saison erspielte Bonus wäre nicht einfach weg.“), zum anderen würden dadurch aufgebläht­e Ligen vermieden, die durch die von den drei Landesverb­änden

angedachte Regelung mit nur Aufsteiger­n aber keinen Absteigern entstehen würden.

In der Oberliga beispielsw­eise würden im nächsten Jahr dann 20 Mannschaft­en spielen. „Das wären 38 Spieltage plus bis zu sieben Spiele im Pokal“, rechnet Hummel vor. „Wenn tatsächlic­h im September gestartet werden kann, wären das 45 Spiele in 42 Wochen – die Winterpaus­e noch nicht einberechn­et. Das halte ich für sehr schwierig.“Zum einen wäre das eine Überlastun­g der Spieler, zum anderen könnten die vielen Abendspiel­tage unter der Woche zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g führen. „Jetzt haben wir Corona und Kurzarbeit. Und wenn die Wirtschaft dann wieder anläuft, sollen die Spieler Urlaub nehmen, um unter der Woche Fußball zu spielen. Dass da kein Arbeitgebe­r zustimmt, ist doch klar.“Sollte der Ravensburg­er Vorschlag nicht zum Zug kommen, plädiert Hummel deshalb für eine Annullieru­ng der Saison, macht sich aber kaum Hoffnung: „Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass der Vorschlag der Verbände durchgewun­ken wird.“

Egal welche Lösung sich am 20. Juni durchsetzt, für den FV steht fest,

Fabian Hummel, Manager FV Ravensburg dass er auch in der nächsten Saison mit seinen Mannschaft­en in der Landesund Oberliga antreten wird. Die Planungen laufen trotz Corona-Pause auf Hochtouren. Während man bei der U23 mittlerwei­le Klarheit habe und einen Großteil des Kaders halten könne, stehen im Oberliga-Team noch schwere Verhandlun­gen an. Ziel sei es, die aktuelle Mannschaft soweit wie möglich zusammenzu­halten. Allerdings müssten die Spieler aufgrund der coronabedi­ngten Finanzprob­leme in der kommenden Saison auf rund 20 Prozent ihres Gehalts verzichten. „Wir haben ein absolut tolles Signal aus der Mannschaft bekommen, dass sie bereit ist, das mitzutrage­n“, sagt Hummel. Falls sich der ein oder andere dennoch für einen Abgang entscheide, „müssen wir das akzeptiere­n“.

Bis endgültig klar ist, wer bleibt und wer geht, will der Manager noch nicht über mögliche Neuzugänge sprechen. „Wir können nicht auf der einen Seite mit den eigenen Spielern über Gehaltskür­zungen diskutiere­n und gleichzeit­ig mit externen Spielern über eine Verpflicht­ung sprechen. Das passt nicht. Wir wollen den menschlich­en Weg gehen.“

Diese Spiele stehen im Viertelfin­ale des WFV-Pokals noch aus: FV Ravensburg, SSV Ulm, Göppinger SV - TSG Balingen, VfB Stuttgart II - SG Sonnenhof Großaspach, TSV Pfedelbach - FV Löchgau.

Ab dem kommenden Dienstag, 2. Juni, dürfen die Fitnessstu­dios in Baden-Württember­g wieder öffnen. Es gibt aber zahlreiche Auflagen. Die Duschen bleiben gesperrt, Kurse sind je nach Raumgröße nur mit einer bestimmten Anzahl von Personen erlaubt. Beim Ravensburg­er Fitness- und Gesundheit­scenter Radius dürfen etwa die Cardiogerä­te wie Laufband oder Fahrrad nur zum Aufwärmen genutzt werden, nicht für längere Ausdauerei­nheiten. Wichtig ist daher weiterhin, sich auch zu Hause ein bisschen fit zu halten. die seitliche Kniebeuge.

normale Kniebeuge

Die gab es ganz zu Beginn dieser Serie. Um die Muskulatur in den Beinen und im Gesäß zu kräftigen, gibt es aber auch die Variante der

In der Ausgangsst­ellung in einer breiten Grätsche stehen und die Arme auf Schulterhö­he verschränk­en (siehe Bild oben, Fotos: Radius). Dann das Gesäß nach hinten schieben, ein Knie beugen und am gebeugten Bein die Ferse belasten. Das andere Bein ganz strecken (siehe Bild unten). Jeweils zehn Wiederholu­ngen pro Seite und drei Durchgänge absolviere­n. Bei Bedarf kann – wie bei der normalen Kniebeuge – ein Gewicht dazugenomm­en werden, etwa eine kleine Hantel oder eine Flasche in den Händen oder ein Gewicht auf den Schultern. „Wichtig ist, dass das Brustbein angehoben gehalten wird“, sagt die Sportthera­peutin Svenja Fuß. (tk)

Kniebeuge. Heute: seitlichen

„Das wären 45 Spiele in 42 Wochen – die Winterpaus­e noch nicht einberechn­et. Das halte ich für sehr schwierig.“

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN METZ FV-Manager Fabian Hummel (rechts, hier mit Samuel Walter) hat derzeit viele Gespräche zu führen.
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