Lindauer Zeitung

Stadtrat erteilt Pausentast­e beim Parken eine Abfuhr

Ratsmitgli­eder fordern eine ordentlich­e Beratung eines Vorschlags von OB Claudia Alfons

- Von Dirk Augustin

- Dass Stadt und IHK gemeinsam Händlern und Wirten auf der Insel helfen wollen, finden Stadträte gut. Dass OB Alfons aber auf die Schnelle kostenfrei­es Parken mittags testen wollte, haben sie gestoppt.

Claudia Alfons berichtete am Mittwoch im Stadtrat, dass sie sich am Montag und Dienstag jeweils in der Früh mit insgesamt mehr als hundert Einzelhänd­lern, Gastwirten und Hoteliers getroffen hat. Gemeinsam habe man nach Ideen gesucht, um die Insel zu beleben, damit die Geschäftsl­eute die Corona-Krise so gut wie möglich überstehen.

Alfons informiert­e die Räte, dass sie einen Vorschlag gemacht habe, den die Geschäftsl­eute sehr begrüßt hätten und den sie deshalb zumindest testweise direkt nach den Pfingstfer­ien umsetzen wolle: Zwischen 12 und 14 Uhr sollte das Parken im Parkhaus kostenlos sein, um einen Anreiz zu geben, dass Kunden zu einer Zeit auf die Insel kommen, wenn dort wenig los sei. „Somit locken wir vielleicht auch Einheimisc­he zum Mittagesse­n auf die Insel“, erklärt Alfons die Idee in einer Pressemitt­eilung.

Doch damit kam sie im Stadtrat nicht weit, denn das könne die Oberbürger­meisterin nicht ohne Stadtratsb­eschluss umsetzen, waren sich die Räte einig. Denn das greife massiv in die Hoheit des Stadtrats ein, ärgerte sich Thomas Hummler (CSU). Er verwies auf den Weg, den ein solches Vorhaben laut Geschäftso­rdnung des Stadtrats gehen muss: Erst befasst sich der Hauptaussc­huss damit, danach nimmt der Finanzauss­chuss die Folgen eines solchen Beschlusse­s unter die Lupe. Und dann kann der Stadtrat darüber entscheide­n.

Matthias Kaiser (BL) fügte hinzu, dass ein solches Vorhaben massive Folgen für den Verkehr in Lindau haben könnte. Zudem sei es ein Nachteil für Menschen, die mit dem Stadtbus auf die Insel kommen, denn die müssten ihre Fahrkarte mittags auch bezahlen. Das dürfe Lindau nicht allein ändern, sondern müsste sowas über den Bodo regeln, erwiderte die OB. Die Gebühren des privatrech­tlich betriebene­n Parkhauses dagegen kann die Stadt nach eigenem Gutdünken festsetzen.

Angelika Rundel (SPD) wunderte sich, dass Alfons auf die Idee komme, beim Thema Parken – einer „heiligen Kuh“in Lindau – etwas ohne Stadtratsb­eschluss zu regeln. Und ein Beschluss war am Mittwoch nicht möglich, weil das Thema zuvor nicht auf der Tagesordnu­ng stand. Sebastian Krühn (JA) zeigte sich zudem verärgert, dass die Stadträte zu den Treffen mit den Geschäftsl­euten nicht eingeladen waren. Da fühle er sich übergangen und bestehe erst recht auf Beratung in den Ausschüsse­n und im Stadtrat.

Dass sie die Räte nicht vorab informiert habe, erklärte Alfons mit den Corona-Bestimmung­en. Man habe die Zahl der Beteiligte­n in Grenzen halten müssen. Die Oberbürger­meisterin

sagte zudem den Beratungen in den Gremien zu. Hauptaussc­huss und Finanzauss­chuss tagen noch vor den Sommerferi­en, sodass der Stadtrat sich im Juli damit befassen kann. Sollte eine Mehrheit zustimmen, wäre der Test im Herbst möglich.

Andere Ideen der Treffen mit den Geschäftsl­euten lassen sich schneller umsetzen. So gibt es laut einer Mitteilung der Stadt drei Arbeitsgru­ppen. Unter der Leitung von Eventmanag­er Arnold Weiner wird sich eine Gruppe darum kümmern, welche Veranstalt­ungen und Aktionen kurzfristi­g möglich sind, um Menschen auf die Insel zu locken. Ebenfalls unter Leitung der Stadt steht eine Arbeitsgru­ppe, die Möglichkei­ten zur „Entbürokra­tisierung“erarbeiten sollen, damit die Zusammenar­beit zwischen Wirtschaft und Verwaltung einfacher wird. Die IHK übernimmt die Federführu­ng in einer Arbeitsgru­ppe, die sich um einen gemeinsame­n Außenauftr­itt und ein einheitlic­hes Erscheinun­gsbild der Geschäfte auf der Insel kümmern soll. „Hier geht es vor allem um mittelund langfristi­ge Lösungen“, erklärt Anselment laut der Pressemitt­eilung. Alle Arbeitsgru­ppen sollen allerdings möglichst schnell Ergebnisse liefern, erklärte Alfons im Stadtrat.

Bereits vor den Treffen hatte die Verwaltung einfache Genehmigun­gsverfahre­n für die Vergabe von Freifläche­n für die Wirte zugesagt. Die OB will zudem einen festen Ansprechpa­rtner in der Stadtverwa­ltung für die Anliegen der Geschäftsl­eute benennen. „Diesen werden wir in den nächsten Tagen benennen“, versprach Alfons. Ohnehin sollen machbare Lösungen nicht auf die lange Bank geschoben werden. „Was wir jetzt tun können, tun wir“, zeigten sich Alfons und Anselment einig.

Carsten Holz, Geschäftsf­ührer der LTK, verwies auf die Möglichkei­t, das eigene Unternehme­n auf der Homepage der Lindauer Tourismusu­nd Kongress GmbH darzustell­en. Die neue Homepage soll im Juni online gehen.

Grundsätzl­ich geht es darum, Kunden und Gäste auf die Insel zu locken und gleichzeit­ig die CoronaAbst­andsregeln im Blick zu behalten. Anselment bot den Händlern und Wirten die Hilfe der IHK zum Beispiel bei der Umsetzung von Hygienevor­schriften in der Gastronomi­e an. Denkbar seien auch Aktionen in Zusammenar­beit mit dem Kulturamt oder Kulturscha­ffenden. Auf Zustimmung traf der Vorschlag, vor der Insel eine Art Willkommen­sservice einzuricht­en. Alfons: „Wir wollen zeigen, dass wir auch in diesen Zeiten ein guter Gastgeber sind. Zudem ist dies eine Chance, auch auf die Seitengass­en aufmerksam zu machen.“

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ARCHIVFOTO: LZ Entgegen dem Vorschlag von OB Alfons müssen Autofahrer vorerst auch mittags bezahlen, wenn sie ihr Auto im Parkhaus auf der Insel abstellen.

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