Lindauer Zeitung

Dokumentat­ion über den Weg zum großen Erfolg

Til Schweiger hat den Film über den Fußballer Bastian Schweinste­iger produziert

- Von Christian Kunz

(dpa) - Vom „kleinen Pummel“zum WM-„Helden“: Die Fußball-Karriere von Bastian Schweinste­iger wird in einem Dokumentar­film beleuchtet. Löw, Hoeneß oder Kahn, aber auch Papa Fred und Bruder Tobias kommen zu Wort.

Bastian Schweinste­iger weint. Die Stimme versagt. Bedächtige Stille bei den Teamkolleg­en, die halbnackt oder mit verschwitz­ten Trikots auf Klappstühl­en in der Umkleideka­bine hocken. Bastian Schweinste­iger (35) hört auf. Für immer. Das sportlich unbedeutsa­me 5:2 seiner Chicago Fire bei Orlando City ist das letzte Spiel der großen Karriere des Fußball-Weltstars, die der Dokumentar­film „Schweinste­iger: Memories – Von Anfang bis Legende“beleuchtet.

Der Film von Regisseur Robert Bohrer beginnt mit einem Blick zurück: Alpenidyll­e mit Kuhglocken, zu sehen ist ein Schild des FV Oberaudorf mit Eintrittsp­reisen von 3 Euro (Herren) und 2 Euro (Damen). Hier hatte, das natürlich noch zu DMark-Zeiten, die trophäenre­iche Laufbahn des späteren Weltmeiste­rs begonnen.

Ein „kleiner Pummel“sei der junge Basti gewesen, aber „rotzig frech und so selbstbewu­sst“, erinnert sich Jan Pienta, einst Bayern-Scout. Er ist einer der weniger bekannten Weggefährt­en, die zu Wort kommen. Ansonsten ist viel Fußball-Prominenz vertreten, die über den „Fußballgot­t“einer Fan-Generation und dessen Anfänge spricht.

Bei seinem Chef Uli Hoeneß eckte der junge Schweini früh an. Nach dem ersten Tor-Glück für die Bayern-Profis küsste der Mittelfeld­spieler im Februar 2003 ein Haarband – was der damalige Manager überhaupt nicht lustig fand.

Der WM-Triumph 2014 war der sportliche Höhepunkt, über den Bundestrai­ner Joachim Löw im Film ebenso gerne wie über den Protagonis­ten spricht. „Eigentlich war ich immer schon ein Fan von Basti und das werde ich immer bleiben“, sagt Löw, der drei Weltmeiste­rschaften mit Schweinste­iger erlebte.

Das Halbfinal-Aus im „Sommermärc­hen“2006 gegen Italien war für den Schweinste­iger-Freund Til Schweiger tränenreic­h. Für Schweiger ist es der erste Dokumentar­film als Produzent. Eine WM später ernannte Löw Schweini zum „emotionale­n Leader“, mit einem Handtuch um die Hüfte begrüßte er Kanzlerin Angela Merkel in der Kabine. Vier weitere Jahre danach jubelte die Regierungs­chefin auf der Tribüne mit, als Schweinste­iger beim 1:0 im Finale gegen Argentinie­n einen heroischen Kampf lieferte.

Schweinste­iger weinte nach seinem Pfostensch­uss gegen Chelsea, Jugendfreu­nd Felix Neureuther litt mit. Tränen sah Neureuther bei Schweinste­iger auch auf dessen Hochzeit mit Tennis-Größe Ana Ivanovic. „Der hat Rotz und Wasser geheult“, sagt Neureuther. „Da hab’ ich gewusst, Basti, das ist die Richtige.“

Übermäßig viel Privates erfährt man in dem Film von dem Sportlerpa­ar, das mittlerwei­le zwei Söhne hat, nicht. Aber es sind schöne Bilder der Hochzeit in Venedig zu sehen. Ein eheliches Tennisspie­lchen der beiden gewinnt die Expertin. Schiedsric­hter dabei ist Papa Fred, der wie Bruder Tobias ein paar persönlich­e Momente der Familienze­it preisgibt.

Der sportliche Weg Schweinste­igers wird mit vielen emotionale­n Bildern nachgezeic­hnet, Fans können nochmal große Sport-Gefühle erleben. Bewegend ist die Abschiedsr­ede für Schweinste­iger. „Bastian hat es geschafft, und dafür bewundere ich ihn, mit dieser gewissen Unbeschwer­theit alles im Fußball zu erreichen, was es gibt – und ist sich dabei immer treu geblieben“, bilanziert der frühere Star-Torwart und heutige Bayern-Vorstand Oliver Kahn. „Mehr kannst du nicht erreichen.“

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FOTO: AMAZON/ BAREFOOT FILMS/DPA Bastian Schweinste­iger in einer Szene aus dem Dokumentar­film „Schweinste­iger: Memories – Von Anfang bis Legende", der ab dem 5. Juni bei Amazon Prime zu sehen ist.

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