Die Liberalen und ihr Frauenproblem
Innerparteiliche Personalfragen könnten geplanten Aufschwung der FDP bremsen
- Mit Hygienescouts, Maskenpflicht und strikter Sitzplatzzuweisung will die FDP diesen Samstag Anlauf nehmen für den kommenden Bundestagswahlkampf. Die wichtigste Personalie, die auf dem Parteitag in Berlin geklärt werden soll, ist dabei zweifelsohne die des neuen Generalsekretärs. Volker Wissing soll der neue Mann an der Seite von Parteichef Christian Lindner werden. Der 50-Jährige soll seiner Partei neuen Schwung verleihen, nachdem sie sich zuletzt gefährlich nahe der Fünf-Prozent-Grenze befand.
Trotz der Umfragewerte zeigen sich FDP-Strategen dennoch zuversichtlich: Vorm Wahlerfolg 2017 hatte man ähnliche Werte, bekommt man oft zu hören. Die Liberalen setzen darauf, dass Wirtschaftsthemen den kommenden Wahlkampf dominieren werden. Wissing soll das ökonomische Profil der Partei stärken. Diesem Zweck dient auch ein Leitantrag, der auf dem Parteitag verabschiedet werden soll: Einen „Aufbruch vom Jahr der Krisen ins Jahrzehnt des Aufstiegs“versprechen die Liberalen und wollen sich vor allem auf die Themen Arbeitsplätze und Aufstieg durch Bildung konzentrieren.
„Nirgendwo hat der Zufall, in welches Elternhaus man geboren wird, einen so großen Einfluss auf den beruflichen Erfolg wie in Deutschland“, sagt Marco Buschmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDPFraktion. Das müsse man ändern. Das Motiv ist auch ein machtstrategisches: Als Wirtschafts- und Steuersenkungspartei will man sowohl im Milieu jener, die bereits oben sind, als auch bei denen, die da noch hin wollen, fischen. Die Frage jedoch ist, ob diese Botschaft bis zum Wähler durchdringt. Zuletzt misslangen die meisten Versuche, sich inhaltlich zu profilieren, auch wegen innerparteilicher Querelen. So musste für Wissing nicht ganz freiwillig Linda Teuteberg abtreten. Das heizte die Debatte über den Frauenmangel in der FDP an, verschärft durch den Abschied der Partei-Vizevorsitzenden Katja Suding. Noch gefährlicher könnte jedoch eine andere Personalie werden: Der Thüringer FDP-Chef Thomas Kemmerich, der sich mit AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten wählen ließ, lässt noch immer offen, ob er bei der Landtagswahl im kommenden Jahr erneut als Spitzenkandidat antritt.