Das Minus schnellt in die Millionen
Wegen Corona ist der Betrieb in der Kemptener Bäder- und Saunalandschaft eingeschränkt
- Den Schwung aus dem Rekordjahr 2019 hat das Cambomare mitgenommen. Im Januar und Februar genossen wieder Tausende das neu aufgestellte Paket aus Badewelt, erweitertem Saunabereich und attraktiver Gastronomie. Doch dann: Corona. Erst war komplett dicht, dann folgte Betrieb unter großen Einschränkungen. Das schlägt sich in den Finanzen nieder. Im laufenden Jahr liege das Minus bei bis zu 1,5 Millionen Euro, erfuhren nun die Stadträte.
Während ihrer jüngsten Sitzung ging es um die Unternehmen mit städtischer Beteiligung. Einige sind unter dem Dach des Kemptener Kommunalunternehmens (KKU) gebündelt, darunter klassische Zuschussbetriebe. Gewinne erwartet niemand aus dem Betrieb einer Bäderlandschaft wie in Kempten.
Das Defizit in Grenzen zu halten, ist folglich das Ziel. Und da steckt KKU-Geschäftsführer Thomas
Siedersberger unter CoronaBedingungen in einem Dilemma: Weniger Gäste bedeuten weniger Einnahmen. „Gleichzeitig haben wir aber dieselben Kosten wie vorher.“Egal, wie viele Schwimmer ihre Bahnen durch die Becken ziehen, ist eine Aufsicht nötig, Techniker müssen die Anlagen instandhalten und der Energieverbrauch bleibt gleich.
Für 2021 ist nicht abzusehen, dass sich an den Hygiene- und Abstandsregelungen etwas ändert. Damit sei der Wirtschaftsplan nicht einzuhalten. Es drohten wiederum zusätzlich Miese zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro. „In dem Fall werde ich nicht zögern, Restriktionen zu empfehlen“, sagte
Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Bad und Sauna bräuchten die Menschen nicht zwingend: „Wir müssen die Kosten im Auge behalten, um die Einrichtungen nicht insgesamt zu gefährden.“
Bei einer vorübergehenden Schließung des Cambomare – laut Siedersberger der schlimmste anzunehmende Fall – sähe die Rechnung anders aus. Dann gingen alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, Strom- und Energiekosten fielen gegen Null, der technische Aufwand wäre deutlich niedriger.
Freizeit, Sport, Gesundheit, Erholung seien auch in Corona-Zeiten wichtig, gab Andreas Kibler (Freie Wähler/ÜP) zu bedenken: „Es gibt auch das Bedürfnis, mal etwas anderes zu machen.“Barbara Haggenmüller (Grüne) verwies auf
Oberbürgermeister Thomas Kiechle die vielen Kinder, die mit den Schulen ins Bad kämen – auch, um sicher schwimmen zu lernen.
Wie knifflig die bevorstehenden Haushaltsberatungen werden dürften, zeigte der Blick auf die zu erwartende Bilanz des öffentlichen Nahverkehrs. 2019 lag das Defizit bei 2,1 Millionen Euro. „Das kosten uns die Buslinien auch 2020. Und zwar so, wie sie jetzt getaktet sind“, spielte Siedersberger auf die Wünsche nach Verbesserungen an.
Die Corona-Folgen reißen in diesem Bereich wahrscheinlich kein großes Loch in die städtische Kasse, hieß es. Zwar fehle eine sechsstellige Summe aus dem Ticketverkauf bei höheren Ausgaben etwa für Verstärkerbusse im Schülerverkehr. Aber da habe der Freistaat mit dem ÖPNV-Rettungsschirm Ausgleich geschaffen. Katharina Schrader (SPD), selbst viel im Bus unterwegs, lobte ausdrücklich alle Beteiligten: „In Kempten wurden die Herausforderungen gut gemeistert.“
„Wir müssen die Kosten im Auge behalten, um die Einrichtungen nicht insgesamt zu gefährden.“