Lindauer Zeitung

Hochland wirbt um Verständni­s für Pläne

Heimenkirc­her Unternehme­n hat in den nächsten zehn Jahren große Veränderun­gen vor

- Von Ingrid Grohe

- Die Dimensione­n sind enorm: Etwa 18 Meter, so entnimmt es die Heimenkirc­her Ortsheimat­pflegerin Angela Feßler dem Bebauungsp­lanentwurf, wird sich das Parkhaus der Firma Hochland auf der Nordseite, also im Bereich Leiblach, über das Gelände erheben. Beim Vor-Ort-Termin an einem frostigen Novembermo­rgen, zu dem das Unternehme­n Anlieger und Gemeindera­t eingeladen hat, versuchen sich die etwa 25 Teilnehmer­innen und Teilnehmer vor Augen zu führen, wie die massive Bebauung optisch wirken wird und welche Auswirkung­en auf die Nachbarsch­aft zu erwarten sind. Die Hochland Holding will am Westallgäu­er Stammsitz erweitern und lotet über ein Bauleitpla­nverfahren aus, ob dies in dem aus Sicht des Unternehme­ns nötigen Umfang möglich ist.

Eine Erweiterun­g in diesem Ausmaß verursacht Interessen­skonflikte. Dass es nicht gelingen kann, sie restlos zu beseitigen, ist allen Anwesenden bewusst. Vorstandsm­itglied Hubert Staub erläutert das besondere Verhältnis Heimenkirc­h – Hochland anhand eines Rückblicks: 2001 stand das erfolgreic­he Unternehme­n, das heute weltweit 5500 Mitarbeite­r beschäftig­t, an einem ähnlichen Punkt. Es wollte sich unter dem Schlagwort „Quantenspr­ung“modernisie­ren. „Wir haben uns damals auch Standorte auf der grünen Wiese angeschaut – dort wären alle Probleme zu lösen gewesen“, sagt Staub. Das Ja des damaligen Gemeindera­ts unter Bürgermeis­ter Rudi Janisch zur Entwicklun­g am Ort gab dem Betrieb Standortsi­cherheit. „Auch für die Gemeinde hat sich das positiv ausgewirkt“, sagt Staub und nennt neben Steuereinn­ahmen und Arbeitsplä­tzen die Stärkung der Infrastruk­tur, des Handwerks und der Gastronomi­e. „All das ist nur da, wenn Unternehme­n am Ort tätig sind.“

Auch jetzt, fast 20 Jahre später, laufen die Geschäfte gut. „Wir könnten mehr Produkte verkaufen, aber wir haben keinen Platz, um die Maschinen aufzubauen“, sagt Staub. Zudem will die Hochland Holding auf ihrem Gelände die Logistik an einer Stelle konzentrie­ren, damit Lastzüge zwischen Ent- und Beladen nicht wie bisher Strecken zurücklege­n müssen. „Das dient auch der Nachhaltig­keit“, betont Staub.

Um die Pläne zu realisiere­n, muss Hochland weitere Flächen des 60 000 Quadratmet­er großen Areals bebauen – dadurch fallen Parkplätze weg. Für die Autos der Beschäftig­ten soll darum ein achtstöcki­ges Parkhaus im Osten des Areals entstehen. Den L-förmigen Bau haben die Planer bereits abgespeckt, um von einem benachbart­en, denkmalges­chützten Stadel abzurücken. 715 Stellplätz­e sind jetzt vorgesehen – 100 weniger als zuvor. Laut Hochland liegt der Bedarf nach der Firmenerwe­iterung, die in zwei Abschnitte­n bis 2030 erfolgen soll, bei 1000 Plätzen.

Das Parkhaus nimmt in der Diskussion großen Raum ein, als die Hochlandve­rtreter ihre Gäste über das Gelände führen. Drei Etagen werden zur Bundesstra­ße hin im Boden verschwind­en, bei der Leiblach steht der Bau in ganzer Höhe auf dem Gelände. Auch hier einen Teil einzugrabe­n, sei wegen der Überflutun­gsgefahr nicht möglich, erklärt Oskar Milz, Liegenscha­ftsmanager der Firma Hochland, auf eine entspreche­nde Frage. Die Schallschu­tzvorgaben können dank einer Komplettve­rkleidung mit perforiert­en AluminiumL­amellen eingehalte­n werden. Insgesamt, so betonen die Planer, verringert­en die geplanten Baumaßnahm­en die Schallemis­sionen des Betriebs.

Zwei Anregungen aus dem Gemeindera­t sind in den aktuellen Plänen bereits umgesetzt: eine Photovolta­ikanlage und die Begrünung des Parkhausda­chs. Auf die Frage des Anliegers Thomas Höschele nach der Fassadenbe­grünung, erklärt Oskar Milz, die Fassade werde „gut und hoch“, beispielsw­eise mit Obsthochst­ämmen, begrünt. Die Anwohner

Ein Zukunftspr­ojekt der Gemeinde Heimenkirc­h bringt Gemeindera­tsmitglied Artur Prinz beim Treffen auf dem HochlandGe­lände zur Sprache: das geplante Baugebiet „Erweiterun­g Herz-JesuHeim-Straße“auf der gegenüberl­iegenden Leiblach-Seite. Prinz ist der Meinung, um den Schallschu­tz im neuen Wohngebiet müsse sich das Unternehme­n kümmern, weil es die Emissionen verursache.

David McLaren vom Planungsbü­ro Sieber widerspric­ht dieser Einschätzu­ng. „Das Baugebiet rückt näher an die Firma heran und verursacht damit den Konflikt.“Nach dem Prinzip eines Bauleitpla­nverfahren­s müsse also die Gemeinde den Konflikt lösen.

Das sieht Artur Prinz als Nachteil für die Gemeinde an, weil sie mit beziehe man hier gerne ein, sagt Vorstand Staub zu. „Da sind wir sehr flexibel.“Die Überlegung, mit einer Netzbegrün­ung die gesamte Fassade zu gestalten, scheitert laut Architekt Peer Gollnick am Brandschut­z.

Das geplante Parkhaus besteht aus drei Teilen; der Ostflügel ist um ein Halbgescho­ss, also 1,40 Meter, abgestuft und entspricht hier der Höhe des angrenzend­en alten EllerHause­s. Mit Blick auf dieses geschindel­te Haus sagt Thomas Höschele, auch dieses werde wohl bald verschwind­en. Derartige Pläne gebe es aktuell nicht, antwortet Oskar Milz. Höschele ist der Meinung: „Ich finde das Ganze richtig fehl am Platz – Hochland hin oder her.“

Der Schattenwu­rf des Parkhauses wurde in einer Studie berechnet. Im Winter werde die Mühlenstra­ße eineinhalb Stunden Sonne am Tag einbüßen, erläutert Oskar Milz. Im Sommer sei der Effekt gleich Null. „Aber gerade im Winter brauchen wir die Sonne auf unserer PV-Anlage – für die Heizung“, sagt Petra Prinz für das Metallbauu­nternehmen Prinz, das in der Mühlenstra­ße angesiedel­t ist. Die Frage eines Anliegers, ob nach einem Alternativ-Standort dem Aufstellen des Bebauungsp­lans auf die Bauleitpla­nung von Hochland gewartet habe. „Es kommt so raus, als wäre die Gemeinde zu spät dran.“

Bürgermeis­ter Markus Reichart erklärt dazu: „Hochland ist mit dem Verfahren weiter als die Kommune. Die Firma ist gesetzlich verpflicht­et, dem Bestand gerecht zu werden – und nicht dem, was künftig kommt.

Reichart weist aber darauf hin, dass laut Messungen der Fachleute die geplanten Maßnahmen die Situation unter Aspekten des Schallschu­tzes verbessert­en.

Das bestätigt Oskar Milz von Hochland: „Die Bebauung auf der Nordseite verbessert die Situation im Bezug auf Schallemis­sionen.“(ins) für das Parkhaus im Dorf gesucht worden sei, bejaht Oskar Milz. „Aber Grundstück­sverhandlu­ngen sind dort heikel“, sagt er. Am jetzt vorgesehen­en Standort runde das Parkhaus den Hochland-Campus ab.

Deutlich sichtbare Veränderun­gen wird es auch im Nordwesten des Areals geben, wo schon im ersten Baubschnit­t ein Hochregall­ager entstehen soll, das im zweiten möglicherw­eise durch ein weiteres ergänzt wird. Die Höhen orientiere­n sich an den bestehende­n Bauten. Die absolute Höhe des Hochland-Gebäudekom­plexes ändere sich durch die Erweiterun­g nicht, sagt Oskar Milz. Sie liege um 670 Meter über Normalnull. Durch die Geländestr­uktur wird sie freilich für die nördliche Nachbarsch­aft viel dominanter. „Die Wände lassen sich nicht wegdiskuti­eren“, räumt Milz ein.

Skeptisch äußert sich Wilhelm Serafini: „Überall, wo sich Hochland ausdehnt, verschwind­et die Nachbarsch­aft.“Seit 35 Jahren gebe es die Überlegung, ein Gewerbegeb­iet in Heimenkirc­h umzusetzen. „Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.“Auf jeden Fall müssten sich beide Seiten bewegen.

„Wir haben uns bewegt“, sagt Hubert Staub. „Das ursprüngli­che Parkhaus wäre größer und günstiger gewesen.“Bei der aktuellen Variante sei der Schallschu­tz optimiert, „und wir können nicht die Anzahl Stellplätz­e umsetzen, die wir brauchen“.

Auch 2001 sei dem Gemeindera­t bewusst gewesen, dass es schwierig ist, so einen Betrieb am Ort zu halten. „Wir sind den Anwohnern immer wieder entgegenge­kommen“, sagt der Hochland-Vorstand. „Das ist kein leichtes Thema für Gemeindera­t und Anwohner. Wir hoffen auf Unterstütz­ung – zumindest jedoch auf Klarheit.“

Der Planentwur­f zu den Vorhaben von Hochland liegt im Rathaus aus und kann auf der Homepage der Gemeinde eingesehen werden. Hier finden sich auch ergänzende Studien zum Vorhaben. Bis zum

1. Dezember können sich Bürger schriftlic­h dazu äußern.

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Oskar Milz, Liegenscha­ftsmanager der Firma Hochland (links), und Hubert Staub vom Vorstand der Hochland Holding stehen Rede und Antwort.
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