Hacker ist der Beruf der Zukunft
Weiterbildung ist ein wichtiger Schlüssel bei der Digitalisierung – Experten geben Tipps für kleine Unternehmen
- Die Digitalisierung hat schon längst begonnen. Das wirbelt die Arbeitswelt ganz schön durcheinander. Nicht nur, weil eine Vielzahl klassischer Berufe hinfällig werden und gleichzeitig neue Berufsbilder von Nöten und schon entstanden sind. Auch für die Unternehmen und Betriebe stellt die Digitalisierung eine Herausforderung dar. Eine Herausforderung, die als Veränderung gesehen durchaus Chancen bietet. Welche das sind und wie man sie am besten nutzt, haben gut 90 Teilnehmer bei der dreistündigen OnlineGemeinschaftsveranstaltung für Unternehmen des Landkreis Lindau mit dem Verein Cyber Lago, einem Netzwerk von Digitalexperten aus Konstanz, der Wirtschaftsförderung Bodenseekreis und Allgäu Digital – Digitales Zentrum Schwaben.
Es ist 16 Uhr und der virtuelle Saal füllt sich zusehends. Zwischen 70 und 92 Teilnehmer wird der rund dreistündige Online-Event haben, der den Titel „Digitalisierung als Chance – Weiterbildung als Schlüssel zur Transformation?“trägt. „Wer Digitalisierung als Chance begreift, kann das Potential nutzen und Wissen
generieren“, ist sich Manuela Oswald, Leiterin der Wirtschaftsförderung vom Landkreis Lindau, sicher. Dem kann ihr baden-württembergischer Kollege von der Wirtschaftsförderung des Bodenseekreises, Benedikt Otte, nur zustimmen. Zudem ist er davon überzeugt, dass diese digitale Transformation, die Veränderung, sich nur über den Menschen und damit über die Weiterbildung vollziehen kann. „Weiterbildung ist der Schlüssel zur Transformation. Es geht nur über Weiterbildung“, betont er.
Als „Input“für die späteren Diskussionen ist Simon Erdmann zugeschaltet. Der CIO der schweizerischen Unternehmensberatung Cognizant schaut mit seinem Vortrag in die Zukunft. Und weil sie eine digitale ist, hat sie auch Auswirkungen auf die Berufswelt. So gibt es heute schon Bereiche, in denen Technologie menschliche Arbeit ergänzt, wie etwa in der Landwirtschaft oder der Medizin. Und in Zukunft wird es immer mehr Technologien geben, die den Menschen ersetzten. „Mensch gegen Maschine“, ein bekanntes Motiv nicht nur für Science-FictionFans. Allerdings eines, das nicht zwangsläufig negativ gesehen werden dürfe, findet Erdmann. „Ist das Veränderung oder Chance, wenn Roboter dem Menschen unangenehme und gefährliche Arbeiten abnehmen?“, fragt er.
Was aber macht der Mensch, wenn die Maschinen alles tun? Wenngleich die Maschinen den Menschen nicht gänzlich ersetzen werden, gibt es doch Berufe, die es in der Zukunft in ihrer klassischen Form nicht mehr geben wird. Dafür aber verlangt die Digitalisierung nach Berufen, die es heute noch nicht gibt. So etwa den „Personal Data Broker“, der, wie Erdmann erklärt, vergleichbar sei mit einem Vermögensberater. Allerdings kümmert er sich nicht um Geld, sondern um Daten. Oder der „Human Machine Teaming Manager“, der Mensch und Maschine zusammenbringt, aufeinander abstimmt und für nahtlose Kommunikation sorgt.
Auch der „Cyber City Analyst“, ist ein Beruf der Zukunft. Als eine Art Hausmeister, sorgt er für reibungslose und sichere Abläufe der Systeme und Prozesse. Oder der „Neuro A/BTester“, der beim Kontakt mit Produkten die Gehirnaktivitäten analysiert und der „Human Network Analyst“, der wiederum die betrieblichen Zusammenhänge analysiert. Und der Architekt der Zukunft ist nicht mehr ein solcher, wie wir ihn kennen, sondern einer, der als „Smart Home Design Manager“dabei hilft das Leben zu vernetzen und den Alltag effizienter zu gestalten. Interessant und absolut spacig ist auch das Berufsbild des „Genetic Diversity Officer“, das Erdmann vorstellt. Dieser Job sei dazu da, so sagt er, um Diversität und Inklusion in einem Unternehmen zu verankern. Dabei sei dann in der Zukunft auch genetische Inklusion wichtig, also die Gleichstellung von einem natürlich geborenen mit einem genetisch verbesserten Menschen.
Doch, und das betont Erdmann ebenso in seinem Vortrag, Veränderungen wie diese habe es in der Arbeitswelt schon immer gegeben. Man möge nur an die Industrialisierung denken. „Wir können zuversichtlich in die Zukunft schauen“schloss er deshalb seinen Vortrag. Auf die Frage eines Teilnehmers nach seiner Berufsempfehlung für junge Leute, antwortete Erdmann: „Mein persönlicher Geheimtipp für den Job der Zukunft ist der Hacker.“Denn je digitalisierter die Gesellschaft ist, desto wichtiger werde es, diese zu schützen. Und wer könnte das besser als ein Hacker. „Das ist der Beruf, den ich meinen Kindern empfehlen würde.“
Im anschließenden Gespräch mit Martina Brutsch von Avira und Albert Heim von Hochland, zeigte sich, was zuvor bereits angenommen war. Nämlich, dass Weiterbildung jenes Instrument ist, das Unternehmen anwenden müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Verfestigt wurde dieses Ergebnis im „World Café“, einem virtuellen Treffpunkt, in dem verschiedene Vertreter regionalen Netzwerke, Bildungseinrichtungen und Institutionen ihre Erfahrungen und Angebote austauschten.
Am Ende war klar: Ganz ohne den Menschen wird es auch in der digitalisierten Zukunft nicht gehen. Emotionale Intelligenz und Überzeugungskraft verlieren nicht an Bedeutung. Die Interaktion und Kollaboration wächst auch in den technischen Berufen. Was der Mensch aber braucht, ist Wissen. Und um dieses in Form von Weiterbildung zu ermöglichen, braucht es Zeit, Netzwerke und natürlich auch Geld. Doch was viele Unternehmen offenbar nicht wissen, ist, dass die Agentur für Arbeit Weiterbildungen finanziell fördert. Auch das erfuhren die Teilnehmer bei diesem digitalen OnlineEvent.