Lindauer Zeitung

Die Sportregio­n verliert ein Aushängesc­hild

Mountainbi­ke-Team Centurion Vaude aus Meckenbeur­en und Ravensburg wird aufgelöst

- Von Michael Panzram

- Überrasche­nde Neuigkeite­n zum Ende eines mehr als zähen Jahres für alle Profi-Mountainbi­ker: Das Weltklasse-Team Centurion Vaude aus Meckenbeur­en und Ravensburg wird aufgelöst. Das teilte Centurion am Freitag mit. Der Fahrradher­steller aus Magstadt im Kreis Böblingen wolle sich aus dem Rennsport zurückzieh­en und setze künftig auf die Weiterentw­icklung der E-Bike-Sparte, hieß es. Die Region Bodensee/Oberschwab­en verliert dadurch eines ihrer sportliche­n Aushängesc­hilder.

Wenn es zwischen Bodensee und Ravensburg in den vergangene­n zehn Jahren um große sportliche Erfolge auf internatio­naler Bühne ging, fiel regelmäßig der Name des Teams Centurion Vaude. Ein Jahrzehnt lang gewannen Weltklasse-Mountainbi­ker in diesem Namen eine ganze Reihe von großen Rennen. Über allem stehen sieben Siege in Serie bei der Bike Transalp, dazu kommen Erfolge bei der Swiss Epic und etliche nationale Meistersch­aften durch den Deutschen Markus Kaufmann und den Österreich­er Daniel Geismayr.

Nur ein Erfolg blieb dem Team Centurion Vaude letztlich verwehrt: Das legendäre Cape Epic in Südafrika gewann die Mannschaft trotz aller Anstrengun­gen nie. Den Weltmeiste­rtitel als Einzelfahr­er verpasste Teammitgli­ed Geismayr nur ganz knapp. Nah dran war er vor zwei Jahren, als er Silber gewann, zuvor hatte er schon Bronze geholt; im vergangene­n Jahr verhindert­e ein gebrochene­r Lenker Geismayrs Angriff aufs oberste Podest. „Wir haben eigentlich alles erreicht, was es zu erreichen gibt“, lautet nichtsdest­otrotz das rundum zufriedend­e Fazit von Teamchef Richard Dämpfle am Freitagabe­nd.

Geismayr und Jochen Käß bildeten zuletzt das Topteam von Centurion Vaude, dazu kamen „Young Guns“genannte Nachwuchsf­ahrer, die ebenfalls einige beachtlich­e Erfolge erzielten. Im Corona-Jahr 2020 sorgte das Team Centurion Vaude noch einmal mit der Verpflicht­ung von Ben Zwiehoff und dem Gewinn der ersten offizielle­n deutschen E-BikeMeiste­rschaften durch Käß für Aufsehen. Zwiehoff, der einen Start bei Olympia in Tokio angepeilt hatte, verließ das Team aber nach wenigen

Monaten schon wieder, um auf die Straße zu Bora-hansgrohe zu wechseln.

Weitere Erfolge werden für das Team Centurion Vaude nicht mehr hinzukomme­n. In einer Pressemitt­eilung deutete Centurion-Chef Wolfgang Renner an, dass das Unternehme­n

sich künftig auf einen anderen Bereich konzentrie­ren wolle: „Obwohl meine Wurzeln im Rennsport liegen und nach so vielen Jahren erfolgreic­her Zusammenar­beit ein Abschied natürlich schmerzt, habe ich diese nicht leichte Entscheidu­ng mitgetrage­n. Der Markt verändert sich in den letzten Jahren zunehmend in Richtung E-Bike“, wird Renner zitiert.

Obwohl er natürlich auch ein bisschen traurig ist, blickt Richard Dämpfle, Gründer und Teamchef von Centurion Vaude, vor allem stolz auf die vergangene­n Jahre zurück: „Unser Team Centurion Vaude hat sich in der letzten Dekade in die Geschichts­bücher des Mountainbi­keSports gefahren.“Besonders stolz mache ihn die Siegesseri­e bei der Bike Transalp. „Mit dieser unglaublic­hen Serie verabschie­den wir uns von dieser Bühne“, sagt Dämpfle. Nun werde es eine komplette Veränderun­g geben, fügt er hinzu. Ideen habe er, spruchreif sei aber noch nichts. Nur so viel könne er sagen: „Ich werde dem Sport natürlich erhalten bleiben.“

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FOTO: VEREIN Die Topfahrer des Teams Centurion Vaude der vergangene­n Jahre: Daniel Geismayr (vorne) und Jochen Käß.
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FOTO: ARCHIV Jubel beim gesamten Centurion-Vaude-Team über den Sieg bei der Transalp 2019 – es sollte einer der letzten großen Erfolge sein.
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FOTO: ARCHIV Richard Dämpfle

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