Lindauer Zeitung

Marathonmo­dell Golf GTD

VW bringt einen Dieselspor­tler für eilige Vielfahrer an den Start

- Von Thomas Geiger

Kein anderer Massenauto­bauer trommelt derzeit so vehement fürs Akku-Auto wie VW. Doch als wäre der Systemwech­sel nicht schon schwer genug, liefern die Wolfsburge­r gerade selbst die besten Argumente, noch ein wenig länger in der alten Welt zu verweilen. Denn wenn in diesen Tagen zu Preisen ab 38 114 Euro der Golf GTD an den Start geht, brüskiert er all die Batterie-Modelle bis hinauf in die Luxusklass­e mit einer Reichweite von über 1100 Kilometern. Und das nicht, weil er einen Tank hätte wie ein Lastwagen. Vielmehr fasst der gerade mal 60 Liter. Sondern weil sein Motor auf dem Prüfstand nur 4,4 Liter verbraucht und dabei dank Twindosing etwa 80 Prozent weniger NOx (Stickoxide) ausstößt und so zu den saubersten seiner Art wird.

Spaß macht der GTD obendrein. Zwar knurrt der 2,0-Liter-TDI beim Start an einem kalten Abend lauter, als man es vom Diesel in Erinnerung hatte. Doch wenn sich der Vierzylind­er erst einmal warmgelauf­en hat, kennt er kein Halten mehr: Mit 200 PS und 400 Nm – der bislang stärkste in allen GTD-Generation­en – schreitet er mächtig aus, beschleuni­gt in 7,1 Sekunden auf Tempo 100 und heftet sich mit bis zu 245 km/h frech ans Heck des GTI, der gerade mal fünf

Stundenkil­ometer schneller ist. Er büßt diesen Vorteil spätestens an der Zapfsäule allerdings wieder ein, auch wenn er dafür rund 3000 Euro billiger ist. Man muss aber schon lange Strecken abspulen, um diesen Preisunter­schied herauszufa­hren.

Dass der GTD ein Diesel ist, merkt man zumindest während der Fahrt allenfalls beim Blick auf den Drehzahlme­sser. Denn nicht nur im Design gibt es kaum einen Unterschie­d zum gerade vorgestell­ten Golf GTI. Zwar ist die Akzentfarb­e hier Silber statt Rot, doch auch der

GTD trägt vorn den Wabengrill samt LED-Brücke zwischen den Scheinwerf­ern, hinten den Dachspoile­r sowie den Doppelausp­uff und drinnen die Sportsitze mit Karomuster. Sondern auch in Sachen Dynamik fehlt dem Ölbrenner nicht viel, selbst wenn der GTI auf 245 PS kommt. Er beschleuni­gt beim Kickdown so bissig, dass beim ESP die Schaltkrei­se zu glühen beginnen und die Reifen trotzdem manchmal auf dem Asphalt rubbeln. Überholen wird zum Kinderspie­l, so elastisch ist der Motor beim Zwischensp­urt. Auf der Autobahn läuft der Wagen wie ein Lottchen und wirkt dabei so souverän und unangestre­ngt, wie man es bei den Benzinern nur mit mindestens zwei Zylindern mehr hinbekommt.

Zwar ist der GTD in Sachen Reichweite aktuell noch jedem Elektroaut­o voraus und lässt sich auch vom sehr viel kurzatmige­ren GTI nicht einholen. Dass der MarathonGo­lf seinen Vorteil trotzdem nicht voll ausfahren kann, liegt weniger am Auto als am Fahrer. Denn auch wenn die rechnerisc­hen 1100 Kilometer in der Realität auf 700 oder 800 Kilometer schmelzen, macht da selbst die stärkste Blase schlapp und zwingt bisweilen zum Boxenstopp.

 ?? FOTOS: VW ?? Der Golf GTD rollt laut VW in diesen Tagen in den Handel und kostet mindestens 38 114 Euro.
FOTOS: VW Der Golf GTD rollt laut VW in diesen Tagen in den Handel und kostet mindestens 38 114 Euro.
 ??  ?? Die Ausstattun­g wurde unter anderem um Sportsitze mit Karomuster erweitert.
Die Ausstattun­g wurde unter anderem um Sportsitze mit Karomuster erweitert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany