Marathonmodell Golf GTD
VW bringt einen Dieselsportler für eilige Vielfahrer an den Start
Kein anderer Massenautobauer trommelt derzeit so vehement fürs Akku-Auto wie VW. Doch als wäre der Systemwechsel nicht schon schwer genug, liefern die Wolfsburger gerade selbst die besten Argumente, noch ein wenig länger in der alten Welt zu verweilen. Denn wenn in diesen Tagen zu Preisen ab 38 114 Euro der Golf GTD an den Start geht, brüskiert er all die Batterie-Modelle bis hinauf in die Luxusklasse mit einer Reichweite von über 1100 Kilometern. Und das nicht, weil er einen Tank hätte wie ein Lastwagen. Vielmehr fasst der gerade mal 60 Liter. Sondern weil sein Motor auf dem Prüfstand nur 4,4 Liter verbraucht und dabei dank Twindosing etwa 80 Prozent weniger NOx (Stickoxide) ausstößt und so zu den saubersten seiner Art wird.
Spaß macht der GTD obendrein. Zwar knurrt der 2,0-Liter-TDI beim Start an einem kalten Abend lauter, als man es vom Diesel in Erinnerung hatte. Doch wenn sich der Vierzylinder erst einmal warmgelaufen hat, kennt er kein Halten mehr: Mit 200 PS und 400 Nm – der bislang stärkste in allen GTD-Generationen – schreitet er mächtig aus, beschleunigt in 7,1 Sekunden auf Tempo 100 und heftet sich mit bis zu 245 km/h frech ans Heck des GTI, der gerade mal fünf
Stundenkilometer schneller ist. Er büßt diesen Vorteil spätestens an der Zapfsäule allerdings wieder ein, auch wenn er dafür rund 3000 Euro billiger ist. Man muss aber schon lange Strecken abspulen, um diesen Preisunterschied herauszufahren.
Dass der GTD ein Diesel ist, merkt man zumindest während der Fahrt allenfalls beim Blick auf den Drehzahlmesser. Denn nicht nur im Design gibt es kaum einen Unterschied zum gerade vorgestellten Golf GTI. Zwar ist die Akzentfarbe hier Silber statt Rot, doch auch der
GTD trägt vorn den Wabengrill samt LED-Brücke zwischen den Scheinwerfern, hinten den Dachspoiler sowie den Doppelauspuff und drinnen die Sportsitze mit Karomuster. Sondern auch in Sachen Dynamik fehlt dem Ölbrenner nicht viel, selbst wenn der GTI auf 245 PS kommt. Er beschleunigt beim Kickdown so bissig, dass beim ESP die Schaltkreise zu glühen beginnen und die Reifen trotzdem manchmal auf dem Asphalt rubbeln. Überholen wird zum Kinderspiel, so elastisch ist der Motor beim Zwischenspurt. Auf der Autobahn läuft der Wagen wie ein Lottchen und wirkt dabei so souverän und unangestrengt, wie man es bei den Benzinern nur mit mindestens zwei Zylindern mehr hinbekommt.
Zwar ist der GTD in Sachen Reichweite aktuell noch jedem Elektroauto voraus und lässt sich auch vom sehr viel kurzatmigeren GTI nicht einholen. Dass der MarathonGolf seinen Vorteil trotzdem nicht voll ausfahren kann, liegt weniger am Auto als am Fahrer. Denn auch wenn die rechnerischen 1100 Kilometer in der Realität auf 700 oder 800 Kilometer schmelzen, macht da selbst die stärkste Blase schlapp und zwingt bisweilen zum Boxenstopp.