Holzpenis am Grünten wurde offenbar zersägt
Am Samstagabend stand die Skulptur noch, am Sonntag war nur noch ein Haufen Sägespäne übrig
- Er hat es in den vergangenen Wochen bundesweit in die Schlagzeilen geschafft: der fast zwei Meter hohe Holzpenis vom Oberallgäuer Grünten, der beim Online-Kartendienst Google Maps sogar als „Kulturdenkmal“ausgewiesen ist. Erst war er auf mysteriöse Weise umgefallen, was in den sozialen Netzwerken für viele humorige Kommentare gesorgt hatte, dann ragte er am „Wächter des Allgäus“wieder in die Höhe. Medien deutschlandweit freuten sich über die neue Standhaftigkeit des Grünten-Penis. Jüngst hat die Rettenberger Brauerei Bernardi Bräu der Skulptur sogar ein eigenes Bier gewidmet, das „Grünten-Zipferl“. Und jetzt das: Dort, wo der riesige Holzpenis noch bis Samstagabend stand, liegt nunmehr nur noch ein trauriger Haufen Sägespäne. Was genau passiert ist und ob die Skulptur wirklich gänzlich zerstört wurde, ist bisher nicht klar.
In Sichtweite unterhalb der Stelle, an der der Holzpenis bislang stand, liegt die Grüntenhütte. Wie Pächterin Michèle Rief erzählt, war die Skulptur am Samstagabend von der Hütte aus noch gut zu sehen. Und zwar unversehrt. Am Sonntagmorgen war der Holzpenis aber bereits entmannt. Von ihm übrig geblieben sind nur noch ein kleiner Stumpf und jede Menge Holzspäne. „Jemand muss ihn in einer Nacht-und-NebelAktion umgesägt haben“, sagt die Pächterin. Motorengeräusche habe sie in der Nacht allerdings nicht gehört. Rettenbergs Bürgermeister Nikolaus Weißinger bedauert, dass das ungewöhnliche „Kulturdenkmal“des Allgäus nach seiner neuen Phase der Berühmtheit verschwunden ist: „Das ist sehr schade.“
Wie der Holzpenis überhaupt erst auf den knapp 1738 Meter hohen Berg gekommen ist, ist nicht ganz klar. „Eines Morgens stand die Holzskulptur auf einmal da oben“, sagt Norbert Zeberle, der viele Jahre lang die Grüntenhütte bewirtschaftet hat. Das war am 1. Mai vor vier oder fünf Jahren. Erst später erfuhr Zeberle: Angeblich hatten junge Leute aus Rettenberg am Fuße des Grüntens die Holzfigur geschnitzt und einem Kumpel zum Geburtstag geschenkt. Weil der Vater des neuen Eigentümers die Skulptur wohl nicht im Garten stehen haben wollte, brauchte sie einen neuen Platz. In jener Mainacht dann sollen zwei Rettenberger die etwa 200 Kilogramm schwere Skulptur so weit wie möglich nach oben gefahren haben. Dann verluden sie den Holzpenis auf zwei Hörnerschlitten und stellten ihn auf eine Wiese der Alpgenossenschaft Grünten – von der er jetzt verschwunden ist.
Ob er gänzlich zu Kleinholz verarbeitet wurde oder doch noch zumindest in Teilen existiert, das könnte Stoff für neue Mythen und Geschichten rund um den Berg sein.