Lindauer Zeitung

Holzpenis am Grünten wurde offenbar zersägt

Am Samstagabe­nd stand die Skulptur noch, am Sonntag war nur noch ein Haufen Sägespäne übrig

- Von Klaus Kiesel, Michael Munkler und Simone Härtle

- Er hat es in den vergangene­n Wochen bundesweit in die Schlagzeil­en geschafft: der fast zwei Meter hohe Holzpenis vom Oberallgäu­er Grünten, der beim Online-Kartendien­st Google Maps sogar als „Kulturdenk­mal“ausgewiese­n ist. Erst war er auf mysteriöse Weise umgefallen, was in den sozialen Netzwerken für viele humorige Kommentare gesorgt hatte, dann ragte er am „Wächter des Allgäus“wieder in die Höhe. Medien deutschlan­dweit freuten sich über die neue Standhafti­gkeit des Grünten-Penis. Jüngst hat die Rettenberg­er Brauerei Bernardi Bräu der Skulptur sogar ein eigenes Bier gewidmet, das „Grünten-Zipferl“. Und jetzt das: Dort, wo der riesige Holzpenis noch bis Samstagabe­nd stand, liegt nunmehr nur noch ein trauriger Haufen Sägespäne. Was genau passiert ist und ob die Skulptur wirklich gänzlich zerstört wurde, ist bisher nicht klar.

In Sichtweite unterhalb der Stelle, an der der Holzpenis bislang stand, liegt die Grüntenhüt­te. Wie Pächterin Michèle Rief erzählt, war die Skulptur am Samstagabe­nd von der Hütte aus noch gut zu sehen. Und zwar unversehrt. Am Sonntagmor­gen war der Holzpenis aber bereits entmannt. Von ihm übrig geblieben sind nur noch ein kleiner Stumpf und jede Menge Holzspäne. „Jemand muss ihn in einer Nacht-und-NebelAktio­n umgesägt haben“, sagt die Pächterin. Motorenger­äusche habe sie in der Nacht allerdings nicht gehört. Rettenberg­s Bürgermeis­ter Nikolaus Weißinger bedauert, dass das ungewöhnli­che „Kulturdenk­mal“des Allgäus nach seiner neuen Phase der Berühmthei­t verschwund­en ist: „Das ist sehr schade.“

Wie der Holzpenis überhaupt erst auf den knapp 1738 Meter hohen Berg gekommen ist, ist nicht ganz klar. „Eines Morgens stand die Holzskulpt­ur auf einmal da oben“, sagt Norbert Zeberle, der viele Jahre lang die Grüntenhüt­te bewirtscha­ftet hat. Das war am 1. Mai vor vier oder fünf Jahren. Erst später erfuhr Zeberle: Angeblich hatten junge Leute aus Rettenberg am Fuße des Grüntens die Holzfigur geschnitzt und einem Kumpel zum Geburtstag geschenkt. Weil der Vater des neuen Eigentümer­s die Skulptur wohl nicht im Garten stehen haben wollte, brauchte sie einen neuen Platz. In jener Mainacht dann sollen zwei Rettenberg­er die etwa 200 Kilogramm schwere Skulptur so weit wie möglich nach oben gefahren haben. Dann verluden sie den Holzpenis auf zwei Hörnerschl­itten und stellten ihn auf eine Wiese der Alpgenosse­nschaft Grünten – von der er jetzt verschwund­en ist.

Ob er gänzlich zu Kleinholz verarbeite­t wurde oder doch noch zumindest in Teilen existiert, das könnte Stoff für neue Mythen und Geschichte­n rund um den Berg sein.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Bis Samstagabe­nd stand der Holzpenis noch auf dem Grünten. Jetzt sind dort, wo er einst aufragte, nur noch Sägespäne zu sehen.

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