Lindauer Zeitung

OB will Lindau für Autofahrer „unbequem“machen

Bei der digitalen Bürgerinfo­rmation macht Claudia Alfons deutlich, dass sie die Mobilitäts­wende will

- Von Dirk Augustin

- Lindaus OB Claudia Alfons ist es ernst mit der Verkehrswe­nde. Sie will auch nicht vor Maßnahmen zurückschr­ecken, die wenig Beliebthei­t verspreche­n. Denn für Autofahrer soll es „unbequem“werden.

„Wir müssen an der ein oder anderen Stelle unbequem werden“, sagte Alfons bei der digitalen Bürgerinfo­rmation, als sie über die Themen Verkehr und Klimaschut­z sprach. Sie machte deutlich, dass ihr der verstärkte Umstieg der Menschen vom Auto auf Bus, Bahn und Fahrrad überaus wichtig ist: „Uns muss der Einstieg in die Mobilitäts­wende gelingen.“

Dabei nannte Alfons als Grund nicht nur die Klimakrise und den Umweltschu­tz, sondern auch die Lebensqual­ität der Lindauer. Die OB bezeichnet­e es als eine Frage des sozialen Friedens in der Stadt, dass die Bürger weniger unter dem Verkehr der Gäste leiden. Andernfall­s drohe ein Stimmungsw­andel, sie wolle aber, dass Lindau eine gastfreund­liche Stadt bleibt.

Alfons erklärte, dass die Verkehrswe­nde nicht allein mit Anreizen funktionie­ren werde. Natürlich sei es wichtig, das Angebot bei Bahn, Bus und Fahrrad auszubauen. Ebenso wichtig sei es aber auch, die Möglichkei­ten der Autofahrer einzuschrä­nken. Und in diesen Bereichen habe die Stadt zum Beispiel bei Parkgebühr­en durchaus Möglichkei­ten.

Grundsätzl­ich sieht die Oberbürger­meisterin im Verkehr „eines der ganz großen Themen in Lindau“. Eine Beruhigung oder sogar Beilegung des Streits erhofft sie sich von der Bürgerbete­iligung zur Zukunft des Karl-Bever-Platzes. Die Arbeitsgru­ppe soll sich ja auch mit der Zukunft des Parkens in Lindau grundsätzl­ich befassen. Bereits vor Weihnachte­n ist das erste Treffen der Gruppe geplant, die bis zum Sommer dem Stadtrat Vorschläge für weitere Beschlüsse machen soll.

Im zurücklieg­enden Sommer haben sich die Auffangpar­kplätze neben dem Lindaupark und auf der Blauwiese bewährt. Bekanntlic­h konnten Autofahrer dort für fünf Euro den ganzen Tag lang parken und mit dem Shuttle auf die Insel und zurück fahren. Wegen der Corona-Beschränku­ngen fährt der Shuttle derzeit nicht, in dieser Zeit gilt das Parkticket der Parkplätze aber auch im Stadtbus, wie Ordnungsam­tsleiterin Tanja Bohnert am Dienstag im Stadtrat erklärte. Am Reutiner Bahnhof entstehen 150 Stellplätz­e. Die Tageskarte wird sieben Euro kosten, der Stundentar­if liegt bei 1,40 Euro. Die Parkdauer ist auf fünf Tage beschränkt. Das hat der Stadtrat beschlosse­n. Bohnert sagte aber zu, sie werde beobachten, wie diese Regeln angenommen werden. Wenn das zu Problemen beispielsw­eise in der Rickenbach­er Straße führt, werde man dort eingreifen. Und wenn vor allem Bodenseeer­adler die Parkplätze nutzen, werde man an der Höchstdaue­r etwas ändern. Thomas Hummler (CSU) drängte im Stadtrat darauf, mit dem Bodo ein Kombiticke­t zu verabreden, damit Autofahrer ihr Fahrtzeug dort abstellen und mit der

Parkkarte kostenlos mit dem Zug weiter auf die Insel fahren können. Das entspricht der langfristi­gen Forderung mehrerer Fraktionen, die am Bahnhof ein Parkhaus wollen, das nicht nur für Lindauer gedacht ist, die mit dem Zug wegfahren, sondern auch für Gäste, die dort ihr Auto abstellen und mit dem Zug auf die Insel fahren. So wollen Räte die Straßen zur Insel und auf der Insel entlasten.

Die Räte kürzten die Diskussion am Dienstagab­end ab, denn ausführlic­h will sich der Hauptaussc­huss am Montag mit dem Thema Parken befassen. Eine Sitzungsvo­rlage gab es zu dem Punkt der Tagesordnu­ng bis Freitagmit­tag aber noch nicht. Möglicherw­eise geht es dann auch um die Fläche für einen weiteren Auffangpar­kplatz. Alfons kündigte in der Bürgerinfo­rmation an, dass die Verwaltung dem Stadtrat zuerst hinter verschloss­enen Türen Vorschläge präsentier­en werde. Sobald das spruchreif sei, werde sie das auch bekannt machen.

Das Parkkonzep­t für das kommende Jahr steht am Montag, 7. Dezember, auf der Tagesordnu­ng des Hauptaussc­husses. Die Verwaltung wird über die Erfahrunge­n der vergangene­n Monate informiere­n und einen Ausblick auf das kommende Jahr mit Bahnhof Reutin, Gartenscha­u, Kunstausst­ellung und Therme geben. Weitere Themen sind die Fußgängerq­uerung in der Zwanziger Straße und der Lindau Pass. Die öffentlich­e Sitzung in der Inselhalle beginnt um 17.30 Uhr.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING 150 Stellplätz­e entstehen entlang der Zufahrt zum neuen Bahnhof. Die sollen nicht nur Lindauer nutzen, die mit dem Zug wegfahren, sondern auch Gäste, die dann mit dem Zug weiter auf die Insel fahren.

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