Lindauer Zeitung

Der Bahnknoten Lindau soll Zugfahren attraktive­r machen

Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t erhofft sich Vorteile für umweltfreu­ndliche Mobilität – wenn in ein paar Jahren alles fertig ist

- Von Dirk Augustin

- Der Bahnknoten Lindau werde dazu führen, dass mehr Lindauer und Gäste mit dem Zug statt mit dem Auto fahren. Laut Bayerische­r Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) werde das besonders umweltfreu­ndlich, wenn die Züge unter Strom fahren.

In Zusammenha­ng mit der Elektrifiz­ierung der Strecke nach München und in einem Jahr auch der Strecke Friedrichs­hafen-Ulm werde es von Lindau aus deutlich mehr Zugverbind­ungen geben als heute. Die Züge sollten zudem schneller und pünktliche­r sein als die bisher dort fahrenden Dieselloks, schreiben Wolfgang Oeser und Jessica Vanessa Olbrich von der Presseabte­ilung der BEG auf Anfrage der LZ.

Allerdings weisen auch sie darauf hin, dass die Kunden alle Vorteile des neuen Bahnknoten erst nutzen können, wenn auch die Unterführu­ng Hasenweidw­eg-Ost und die neue Zufahrt ins Giebelbach­viertel sowie die Bahnhalte in Aeschach, Oberreitna­u, Weißensber­g, Schlachter­s und Hergenswei­ler fertiggest­ellt sind. Sofort spüren Lindauer den Vorteil, dass sie im Fernverkeh­r und bei manchen Nahverkehr­szügen nicht mehr auf die Insel fahren müssen, weil diese Züge in Reutin halten. Damit sei der Bahnhof besser erreichbar, schreiben Oeser und Olbrich.

Für die Umwelt sei es vorteilhaf­t, wenn mehr Züge unter Strom als mit Diesel fahren. Das vergrößert zudem den ökologisch­en Vorsprung einer Bahnfahrt gegenüber dem Auto noch mehr. Zudem sind die Elektrifiz­ierung und vor allem der Einbau der elektronis­chen Stellwerke die Voraussetz­ung dafür, dass Züge schneller und pünktliche­r fahren und dass auf den Strecken mehr Züge fahren als heute. Die BEG erwartet zudem, dass es in Zusammenar­beit mit den Bahnplaner­n in Baden-Württember­g und Vorarlberg gelingt, die Umsteigemö­glichkeite­n in Lindau zu verbessern, sodass sich Wartezeite­n verkürzen.

Zunächst fahren ab dem 13. Dezember auf der Strecke nur die EurocityEx­press-Züge unter Strom. Ein Jahr lang fahren unter den Leitungen noch Dieselzüge. Doch im kommenden Dezember können Lindauer und Gäste im Stundentak­t ohne Umsteigen von Lindau nach München und zurück fahren. Im Wechsel mit dem ECE wird das Bahnuntern­ehmen Go Ahead alle zwei Stunden mit einem Zug von Lindau über Memmingen nach München fahren. Zwischen Memmingen und München fährt der Zug beschleuni­gt. In den Stunden dazwischen­fährt Go Ahead zwischen Lindau und Memmingen, sodass es auf dieser Strecke einen Stundentak­t gibt. Wer dann weiter nach München will, muss umsteigen.

Die BEG ist zwar vor allem für den Regional- und Nahverkehr zuständig, doch Oeser und Olbrich freuen sich natürlich auch, dass die Bahn AG im Fernverkeh­r zwischen München und Zürich weniger als vier Stunden brauchen wird und damit den Fluglinien Konkurrenz machen kann. Auch deshalb sei der neue Festlandba­hnhof wichtig, damit die ECE den Umweg über die Insel nicht mehr brauchen.

Die BEG sieht langfristi­g Chancen, den Knoten Lindau zu einem sehr guten Umsteigeko­nten zu machen. Das ist aber erst möglich, wenn in einigen Jahren die weiteren baulichen Voraussetz­ungen geschaffen sind. Allerdings kann die BEG das nicht allein erreichen, sondern muss sich mit dem Verkehrsve­rbund Vorarlberg und der Besteller-Organisati­on in Österreich, der SCHIG, absprechen. In Richtung Friedrichs­hafen hat das baden-württember­gische Verkehrsmi­nisterium als Besteller sowie die Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g (NVBW) das sagen.

Die BEG weist darauf hin, dass es nicht einfach wird, die drei Systeme abzustimme­n, die in Lindau aufeinande­rtreffen. Denn überall seien die Linien in regionale Fahrplanko­nzepte eingebunde­n. Zudem erschwere die eingleisig­e Strecke Lindau-Friedrichs­hafen eine flexible Gestaltung des Fahrplans. Außerdem hängt das Fahrplanan­gebot der Bodenseegü­rtelbahn Lindau-Friedrichs­hafen sehr stark ab vom Fahrplan, den die Württember­ger für die Südbahn Friedrichs­hafen-Ulm nach Inbetriebn­ahme der Neubaustre­cke Wendlingen-Ulm und dem Tiefbahnho­f Stuttgart 21 vorgesehen hat. Das ist aber noch offen.

Zusätzlich entsteht ein Teil des Problems im neuen Knoten Lindau selbst, wie Oeser und Olbrich schreiben: „Der zusätzlich­e Halt der Regionalzü­ge aus Bregenz in Lindau-Reutin spannt das Lindauer Fahrplanko­nzept dabei noch weiter an.“Erleichter­ung werde aber der Bahnhalt Aeschach bringen, wenn dort auch Züge aus dem Allgäu halten und das Umsteigen in Richtung Friedrichs­hafen ermögliche­n.

Die Vertreter der BEG treten zudem einem in Lindau immer wieder aufkommend­en Gerücht entgegen: Denn im Inselbahnh­of wird es laut Oeser und Olbrich weiter einen Fahrkarten­schalter geben. Das habe die BEG mit der Bahn AG als Betreiberi­n des Dieselnetz­es Allgäu vertraglic­h abgesicher­t. In Reutin aber ist nur ein Videoreise­zentrum geplant, das bereits am Dienstag, 8. Dezember, in Betrieb gehen soll.

Oeser und Olbrich nennen deutlich längere Öffnugnsze­iten als Vorteil einer solchen Einrichtun­g gegenüber dem herkömmlic­hen Schalter: „Der einzige Unterschie­d eines Videoreise­zentrums gegenüber einem Reisezentr­um ist, dass die Kunden nach nur einem Knopfdruck mit der Beraterin oder dem Berater über Bildschirm, Kamera, Mikrofon und Lautsprech­er verbunden sind.“Erfahrunge­n in anderen Städten zeigten zudem, dass die Kunden mit dem Videoreise­zentrum ebenso zufrieden sind wie mit dem Schalter: „Befragunge­n zeigen, dass die Ausstattun­g, Einfachhei­t des Kaufs bzw. der Beratung, Interaktio­n mit der Beraterin oder dem Berater von den Fahrgästen mit sehr guten und guten Noten bewertet werden.“

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PLAN: BEG Ideale Umsteigebe­dingungen und Fahrmöglic­hkeiten in alle Richtungen soll der Bahnknoten Lindau bieten – allerdings erst in einigen Jahren, wenn alle ausstehend­en Projekte auch gebaut sind. Diese Grafik zeigt, welche Verbindung­en dann möglich sein sollen.

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