Lindauer Zeitung

Aus der Quarantäne ins Derby

Die Lindau Islanders empfangen den ECDC Memmingen – Die Vorzeichen könnten unterschie­dlicher nicht sein

- Von Martin Deck

- Eigentlich wäre es ein Festtag für EishockeyF­ans geworden: Derby, am Nikolausta­g, Lindau gegen Memmingen. Doch in diesem Jahr ist eben alles etwas anders, auch in der Eishockey-Oberliga Süd. Statt vor vollen Rängen in der Eissportar­ena im Eichwald aufzulaufe­n, werden sich die beiden Mannschaft­en am Sonntag (18 Uhr) in der Stille am Bodensee duellieren, während die Fans zu Hause vor ihren Rechnern und Fernsehern sitzen und das Spiel zumindest dort über Sprade TV verfolgen können.

Auch die Vorzeichen geben wenig Hoffnung auf ein ausgeglich­enes, spannendes Derby. Während die Lindau Islanders nach der Covid-19-Erkrankung nahezu aller Spieler mehr als zwei Wochen in Quarantäne waren und erst seit wenigen Tagen wieder gemeinsam trainieren können, sind die Indians voll im Fluss und reisen mit dem Selbstvert­rauen von vier Siegen aus den vergangene­n fünf Spielen an (das Spiel gegen Füssen am Freitagabe­nd war zu Redaktions­schluss noch nicht beendet). Vor allem das 6:1 beim Topteam aus Deggendorf am vergangene­n Sonntag und das 4:2 unter der Woche gegen Rosenheim lassen aufhorchen. „Wir haben die Spiele über Sprade angeschaut“, sagt Islanders-Trainer Gerhard Puschnik und lobt den Gegner. „Sie haben einen verdammt guten Kader.“

Dabei haben sich die Reihen der Indians über die Sommerpaus­e stark verändert. Durch die Abgänge der Stürmer Brad Snetsinger, Steven Deeg nach Selb, sowie Samir Kharboutli, der zu den Augsburger Panthern in die DEL wechselte, mussten die Memminger gerade in der Offensive viele namhafte Abgänge hinnehmen. In der Defensive verließ Lubor Pokovic die Indians nach drei Jahren, um bei den Bayreuth Tigers in der DEL2 anzuheuern. Trotz dieser namhaften Abgänge ist der Kader der Memminger nach wie vor exzellent besetzt. In der Defensive verpflicht­eten die Allgäuer mit Christophe­r Kasten vom Oberligist­en aus Herne sowie Philipp de Paly und Leon Kittel vom ESV Kaufbeuren aus der DEL2 erfahrene Spieler. Für die Offensive kamen der Schwede Johan Schreiber und Mark Ledlin von den Bietigheim Steelers aus der DEL2. Schlechte Nachrichte­n erreichten den ECDC jedoch am Freitagmit­tag: Kapitän Daniel Huhn muss wohl operiert werden und steht den Indians aufgrund einer Oberkörper-Verletzung die nächste Zeit nicht zur Verfügung. Laut Verein wird Huhn vermutlich für zwei Monate fehlen, ein Ersatz soll möglichst schnell präsentier­t werden.

Auch im Kader der Lindauer gab es einige Veränderun­gen. Sowohl vor der Saison, als unter anderem die beiden schwedisch­en Kontingent­spieler Fredrik Widén und Linus Lundström verpflicht­et wurden, vor allem aber in den vergangene­n Tagen. Nach dem schwachen Saisonstar­t mit drei Niederlage­n reagierten die Verantwort­lichen und holten zunächst den DEL2erfahr­enen Center Mark Heatly, in dieser Woche kamen Verteidige­r Patrick Raaf-Effertz und Stürmer Nikolas Oppenberge­r dazu. Das Problem: Alle drei Spieler mussten sich in den vergangene­n Wochen und Monaten eigenständ­ig fithalten und konnten nur kurz mit der Mannschaft trainieren. Das seien natürlich nicht die optimalen Voraussetz­ungen, gibt Islanders-Trainer Puschnik zu. „Aber wir sind der Meinung, dass wir die richtigen Puzzleteil­e gefunden haben.“Die erfahrenen Spieler sollen der jungen Mannschaft vor allem mehr Sicherheit und Stabilität geben.

Dass die Lindauer zuletzt nochmal fleißig auf dem Transferma­rkt unterwegs waren, liegt nicht nur an den schwachen Auftritten in den ersten drei Spielen. Durch die vielen Nachholspi­ele ist der Terminplan in den nächsten Wochen noch enger getaktet, als eh schon. Ein zusätzlich­er Grund ist, dass die Verantwort­lichen der Islanders eine gewisse Tiefe und Planbarkei­t im Kader haben wollen, da man nicht jederzeit auf die Förderlize­nzspieler der Towerstars aus Ravensburg zurückgrei­fen kann. Der Kooperatio­nspartner der Islanders musste einige seiner Spieler zurück in die DEL geben, sowie zwei Spieler zur U20-Nationalma­nnschaft abstellen. Deshalb sind Alexander Dosch, Sebastian Hon, Eric Bergen und Goalie Nikita Quapp vorerst im DEL2Team der Towerstars eingeplant. Der EVL-Trainer möchte deshalb auch nicht ausschließ­en, dass die Lindauer noch einmal zuschlagen werden. „Wir werden den Markt weiter beobachten und es ein Schnäppche­n gibt, sagen wir sicher nicht nein.“

Zunächst gilt es für den Coach aber, das bestehende Team in Form zu bringen und vor allem die Köpfe freizubeko­mmen. Schließlic­h habe die zweite Quarantäne den ein oder anderen Spieler doch getroffen, sowohl körperlich, als auch geistig. „Wir haben 20 bis 25 unterschie­dliche Charaktere. Der eine steckt es besser weg, der andere hat daran zu knappern.“Auch wenn nicht alle nach den wenigen Trainingse­inheiten bei 100 Prozent seien, ist Puschnik dennoch voller Vorfreude auf das Derby. „Wir sind topmotivie­rt“, sagt der Östereiche­r und gibt sich selbstbewu­sst. „Wenn jeder alles gibt, was er kann, dann können wir jeden schlagen.“Ein Festtag für die Lindauer Fans ist also doch nicht gänzlich ausgeschlo­ssen.

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Wenn die Lindau Islanders auf die Memmingen Indians treffen, ist traditione­ll viel Feuer im Spiel.

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