Lindau will in der Altstadt nur Anwohnerparken
Stadtrat muss nächste Woche über umfangreiche Vorschlagliste der Stadtverwaltung entscheiden
- Größere Anwohnerparkzonen auf der Insel, auch tagsüber, in den verbleibenden Bereichen höhere Parkgebühren sowie ein zusätzlicher Auffangparkplatz in Zech – darüber soll Lindaus Stadtrat abstimmen.
Oberbürgermeisterin Claudia Alfons hatte es bei der digitalen Bürgerinformation angekündigt: Sie will mit der Verwaltung das Autofahren in Lindau erschweren. Vor allem in der Altstadt will sie offenbar den Verkehr beruhigen. Das geht aus der Sitzungsvorlage für die Stadträte hervor, in der es um das Parken während der Gartenschau im kommenden Jahr geht.
Eigentlich sollte der Hauptausschuss am Montag die Beschlüsse fassen. Doch die Räte sahen sich dazu nicht in der Lage. Andreas Reich (FW) klagte darüber, dass er die 24 Seiten umfassende Vorlage mit Vorschlägen für tiefgreifende Veränderungen erst am Samstagmorgen in seiner Mailbox gefunden habe: „Das ist kein bürgernahes und transparentes Vorgehen.“Das sei zu spät, um sich gut auf die Sitzung am Montagabend vorzubereiten. Eigentlich hätte die OB laut Geschäftsordnung diese Vorlage eine Woche vor der Sitzung zustellen müssen. Mehrheitlich folgten die Räte Reichs Vorschlag, deshalb über das Thema am Montag nicht zu sprechen, sondern die Entscheidung in den Stadtrat am kommenden Mittwoch zu verschieben.
Grundlage für die Entscheidung ist die Sorge, dass es im kommenden Jahr wegen Gartenschau, Kunstausstellung und Eröffnung der Therme zu einem Verkehr kommt, der den der vergangenen Sommer deutlich übertrifft. Die Auffangparkplätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark wurden laut Ordnungsamtsleiterin Tanja Bohnert, Michael Stiefenhofer vom Regiebetrieb Parken und dem Mobilitätsbeauftragten Jaime José Valdés Valverde nach anfänglichen Problemen gut angenommen. Dass an Wochenenden und in Ferien auf den Schulparkplätzen in Aeschach noch etwa 400 Stellplätze zur Verfügung standen, hätten Autofahrer
dagegen kaum wahrgenommen. Da seien weitere Schilder nötig.
Die Verwaltung sorgt sich angesichts des zu erwartenden Andrangs um die Einheimischen. Um die Insel, aber auch das Festland vom Verkehr zu entlasten, stellen Bohnert, Stiefenhofer und Valdés den Räten eine Reihe von Maßnahmen vor, die diese am Mittwoch beschließen sollen.
Anwohnerparkzonen in der Altstadt
Parkplätze, die nur Anwohnern vorbehalten sind, gibt es in Lindau bisher nur zwischen 18 und 7 Uhr. Die Verwaltung schlägt vor, abends und nachts alle Parkplätze hinter der Einfahrt zum Alten Schulplatz und zum Schrannenplatz zu Anwohnerplätzen zu machen. Wer nicht auf der Insel lebt und keinen Anwohnerparkausweis hat, dürfte dann auf der Insel nur noch im Parkhaus, auf den verbleibenden Stellplätzen der Hinteren Insel und entlang Zeppelinstraße und Bahnhofsplatz parken. Das soll Parksuchverkehr verhindern und damit zur Beruhigung der Insel beitragen.
Tagsüber gibt es bisher in Lindau keine Anwohnerparkzone, auch das will die Verwaltung ändern. Demnach soll es zwischen 7 und 18 Uhr jenseits des Barfüßerplatzes und am Schrannenplatz keine öffentlichen Parkplätze mehr geben. Damit wäre knapp die Hälfte der Stellplätze im Straßenraum der Insel allein den Anwohnern vorbehalten. Für Arztpraxen oder ähnliche Sonderfälle seien Ausnahmegenehmigungen nötig, schreibt die Verwaltung, ohne dies näher zu erläutern.
Parkgebühren auf der Insel
Damit Autofahrer möglichst erst gar nicht auf die Insel fahren, soll das Parken dort deutlich teurer sein als auf dem Festland. Die Verwaltung schlägt deshalb für die verbleibenden öffentlichen Stellplätze eine Parkgebühr von 1,30 Euro pro halbe Stunde vor – mehr ist laut Gesetz in Bayern im Straßenraum nicht erlaubt. Zum Vergleich: Im Parkhaus kostet eine halbe Stunde Parken 90 Cent, am Karl-Bever-Platz 80 Cent. In beiden Fällen können Geschäftsleute
ihren Kunden zudem mit einer Parkmünze das Parken pro Stunde um 50 Cent billiger machen. Diese Münze erhalten Einzelhändler oder Gastwirte für 30 Cent bei der Stadtverwaltung.
Zeitweise Erweiterung der Fußgängerzone
Als Verbindung zwischen Altstadt und Gartenschau sowie Sina-Kinkelin-Platz schlägt die Verwaltung vor, den Paradiesplatz zumindest von Mai bis September zur Fußgängerzone zu machen. Dort fallen dann sechs Stellplätze weg.
Auffangparkplätze P1 und P2 nur für Tagesgäste
Die Parkplätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark haben sich als ideal geeignet für Tagesgäste der Insel erwiesen. Deshalb sollten die Stellplätze dort für Tagesgäste freigehalten werden. Wer sein Auto länger dort abstellen will, soll ausweichen. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, die bisherige Höchstparkdauer von vier Tagen zu streichen und auf einen Tag zu beschränken. Es soll bei der Tagesgebühr von fünf Euro bleiben, dafür können Gäste ihr Auto abstellen und mit dem Shuttle im Viertelstundentakt auf die Insel und wieder zurück fahren.
Mobilitätsknoten Bahnhof Reutin
Am neuen Reutiner Bahnhof stehen 150 Stellplätze zur Verfügung. Da dort im kommenden Jahr nur die Eurocity und die Züge auf dem Weg zwischen Lindau und Bregenz halten, könnte es sein, dass auch dort freie Stellplätze bleiben, auf denen Gäste ihr Auto abstellen können, um mit dem Zug auf die Insel zu fahren.
Neuer Auffangparkplatz in Zech
Der Stadtrat hatte bisher zwar eine Nutzung des alten Hartplatzes in Zech für Wohnmobile abgelehnt.
Doch die Verwaltung schlägt den Platz jetzt erneut als Stellplatz für Autos vor, die einige Tage stehen bleiben. Das gelte auch für Radtouristen, die den Bodensee umrunden wollen. Auch für Wohnmobile sei der Platz geeignet. Die Zufahrt soll nicht über den Max-Halbe-Weg erfolgen, sondern über eine neue Zufahrt von der Bregenzer Straße her über das Rhomberg-Grundstück. Auf dem Platz könnten 182 Autos und 32 Wohnmobile stehen. Die Verwaltung prüft eine Nutzung der nahen Toiletten der TSG Zech und das Einrichten einer Schmutzwasserschüttstelle auf dem Platz.
Pkw sollen auf diesem Platz zwei Euro pro Tag, Wohnmobile drei Euro für zwei Stunden und für jede weitere Stunde einen Euro zahlen, die Tagesgebühr soll 20 Euro betragen. Die Höchstparkdauer beträgt 24 Stunden, damit dort kein Campingplatz entsteht. Wenn der Stadtrat zustimmt, will die Verwaltung eine Anhörung für Zecher Bürger veranstalten, um deren Belange zu berücksichtigen.
Parkplätze für Reisebusse
In der Ladestraße und in der Auenstraße stehen bisher 27 Abstellplätze für Reisebusse zur Verfügung. Das reiche für einen normalen Sommer, im kommenden Jahr aber wahrscheinlich nicht. Denn schon bisher hat es während der Hafenweihnacht nicht gereicht. Weil es keine anderen Flächen gibt, schlägt die Verwaltung vor, in der Robert-Bosch-Straße den Seitenstreifen zwischen Breite Straße und Heuriedweg als Bus-Parkplatz auszuweisen. Dort sei Platz für knapp 20 Busse.
Werbung für Bahn, Bus und Schiff
Gartenschau, Kulturamt und LTK sollen für die Anreise nach Lindau immer auf Bahn, Bus und Schiff hinweisen. Für die Gartenschau werde es deshalb günstige Kombitickets mit Bodo, Verkehrsverbund Vorarlberg und Bodensee-Schiffsbetrieben geben. Eine ähnliche Wirkung soll die Echt-Bodensee-Card haben, die im kommenden Jahr auch in Lindau gilt und mit der Urlauber kostenlos im Bodo-Gebiet Bahn und Bus fahren.
Stadtbus Lindau
Der Stadtbus erweitert bekanntlich am 11. Dezember sein Angebot auf fünf Linien, von denen drei den Reutiner Bahnhof anfahren. Die Stadt verspricht sich von dem System zudem mehr Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Das soll dazu führen, dass Lindauer und Gäste vor allem an Spitzentagen und bei Großereignissen mehr mit dem Bus fahren und ihr Auto stehenlassen. Zum 1. April soll es im Stadtbus zudem ein Kurzstreckenticket geben: Ein Kilometer Luftlinie soll 1,50 Euro kosten.
Vorteile für Radfahrer
Fahrradfahren soll vor allem im kommenden Jahr weiter Lindaus Straßen entlasten. Dazu soll die neue Unterführung Bregenzer Straße ebenso beitragen wie ein neues Mietsystem für Lastenräder und ein Fahrradverleih auf dem Hartplatz in Zech. Außerdem wird die Stadt an verschiedenen Stellen zusätzliche Fahrradständer errichten.
Verkehrslenkungskommission
Die Verwaltung geht davon aus, dass im Laufe des kommenden Jahres kurzfristig verschiedene Nachbesserungen und zusätzliche Maßnahmen nötig sein werden. Darum soll sich eine Kommission kümmern, in der die Straßenverkehrsbehörde der Stadt, Mobilitätsbeauftragter, GTL und Polizei zusammenarbeiten. Stadträte oder Verantwortliche von Gartenschau, Kulturamt oder LTK sollen je nach Anlass ebenfalls mitarbeiten. Ziel ist, die dauernde Erreichbarkeit der Insel sicherzustellen.