Lindauer Zeitung

Lindau will in der Altstadt nur Anwohnerpa­rken

Stadtrat muss nächste Woche über umfangreic­he Vorschlagl­iste der Stadtverwa­ltung entscheide­n

- Von Dirk Augustin

- Größere Anwohnerpa­rkzonen auf der Insel, auch tagsüber, in den verbleiben­den Bereichen höhere Parkgebühr­en sowie ein zusätzlich­er Auffangpar­kplatz in Zech – darüber soll Lindaus Stadtrat abstimmen.

Oberbürger­meisterin Claudia Alfons hatte es bei der digitalen Bürgerinfo­rmation angekündig­t: Sie will mit der Verwaltung das Autofahren in Lindau erschweren. Vor allem in der Altstadt will sie offenbar den Verkehr beruhigen. Das geht aus der Sitzungsvo­rlage für die Stadträte hervor, in der es um das Parken während der Gartenscha­u im kommenden Jahr geht.

Eigentlich sollte der Hauptaussc­huss am Montag die Beschlüsse fassen. Doch die Räte sahen sich dazu nicht in der Lage. Andreas Reich (FW) klagte darüber, dass er die 24 Seiten umfassende Vorlage mit Vorschläge­n für tiefgreife­nde Veränderun­gen erst am Samstagmor­gen in seiner Mailbox gefunden habe: „Das ist kein bürgernahe­s und transparen­tes Vorgehen.“Das sei zu spät, um sich gut auf die Sitzung am Montagaben­d vorzuberei­ten. Eigentlich hätte die OB laut Geschäftso­rdnung diese Vorlage eine Woche vor der Sitzung zustellen müssen. Mehrheitli­ch folgten die Räte Reichs Vorschlag, deshalb über das Thema am Montag nicht zu sprechen, sondern die Entscheidu­ng in den Stadtrat am kommenden Mittwoch zu verschiebe­n.

Grundlage für die Entscheidu­ng ist die Sorge, dass es im kommenden Jahr wegen Gartenscha­u, Kunstausst­ellung und Eröffnung der Therme zu einem Verkehr kommt, der den der vergangene­n Sommer deutlich übertrifft. Die Auffangpar­kplätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark wurden laut Ordnungsam­tsleiterin Tanja Bohnert, Michael Stiefenhof­er vom Regiebetri­eb Parken und dem Mobilitäts­beauftragt­en Jaime José Valdés Valverde nach anfänglich­en Problemen gut angenommen. Dass an Wochenende­n und in Ferien auf den Schulparkp­lätzen in Aeschach noch etwa 400 Stellplätz­e zur Verfügung standen, hätten Autofahrer

dagegen kaum wahrgenomm­en. Da seien weitere Schilder nötig.

Die Verwaltung sorgt sich angesichts des zu erwartende­n Andrangs um die Einheimisc­hen. Um die Insel, aber auch das Festland vom Verkehr zu entlasten, stellen Bohnert, Stiefenhof­er und Valdés den Räten eine Reihe von Maßnahmen vor, die diese am Mittwoch beschließe­n sollen.

Anwohnerpa­rkzonen in der Altstadt

Parkplätze, die nur Anwohnern vorbehalte­n sind, gibt es in Lindau bisher nur zwischen 18 und 7 Uhr. Die Verwaltung schlägt vor, abends und nachts alle Parkplätze hinter der Einfahrt zum Alten Schulplatz und zum Schrannenp­latz zu Anwohnerpl­ätzen zu machen. Wer nicht auf der Insel lebt und keinen Anwohnerpa­rkausweis hat, dürfte dann auf der Insel nur noch im Parkhaus, auf den verbleiben­den Stellplätz­en der Hinteren Insel und entlang Zeppelinst­raße und Bahnhofspl­atz parken. Das soll Parksuchve­rkehr verhindern und damit zur Beruhigung der Insel beitragen.

Tagsüber gibt es bisher in Lindau keine Anwohnerpa­rkzone, auch das will die Verwaltung ändern. Demnach soll es zwischen 7 und 18 Uhr jenseits des Barfüßerpl­atzes und am Schrannenp­latz keine öffentlich­en Parkplätze mehr geben. Damit wäre knapp die Hälfte der Stellplätz­e im Straßenrau­m der Insel allein den Anwohnern vorbehalte­n. Für Arztpraxen oder ähnliche Sonderfäll­e seien Ausnahmege­nehmigunge­n nötig, schreibt die Verwaltung, ohne dies näher zu erläutern.

Parkgebühr­en auf der Insel

Damit Autofahrer möglichst erst gar nicht auf die Insel fahren, soll das Parken dort deutlich teurer sein als auf dem Festland. Die Verwaltung schlägt deshalb für die verbleiben­den öffentlich­en Stellplätz­e eine Parkgebühr von 1,30 Euro pro halbe Stunde vor – mehr ist laut Gesetz in Bayern im Straßenrau­m nicht erlaubt. Zum Vergleich: Im Parkhaus kostet eine halbe Stunde Parken 90 Cent, am Karl-Bever-Platz 80 Cent. In beiden Fällen können Geschäftsl­eute

ihren Kunden zudem mit einer Parkmünze das Parken pro Stunde um 50 Cent billiger machen. Diese Münze erhalten Einzelhänd­ler oder Gastwirte für 30 Cent bei der Stadtverwa­ltung.

Zeitweise Erweiterun­g der Fußgängerz­one

Als Verbindung zwischen Altstadt und Gartenscha­u sowie Sina-Kinkelin-Platz schlägt die Verwaltung vor, den Paradiespl­atz zumindest von Mai bis September zur Fußgängerz­one zu machen. Dort fallen dann sechs Stellplätz­e weg.

Auffangpar­kplätze P1 und P2 nur für Tagesgäste

Die Parkplätze auf der Blauwiese und neben dem Lindaupark haben sich als ideal geeignet für Tagesgäste der Insel erwiesen. Deshalb sollten die Stellplätz­e dort für Tagesgäste freigehalt­en werden. Wer sein Auto länger dort abstellen will, soll ausweichen. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, die bisherige Höchstpark­dauer von vier Tagen zu streichen und auf einen Tag zu beschränke­n. Es soll bei der Tagesgebüh­r von fünf Euro bleiben, dafür können Gäste ihr Auto abstellen und mit dem Shuttle im Viertelstu­ndentakt auf die Insel und wieder zurück fahren.

Mobilitäts­knoten Bahnhof Reutin

Am neuen Reutiner Bahnhof stehen 150 Stellplätz­e zur Verfügung. Da dort im kommenden Jahr nur die Eurocity und die Züge auf dem Weg zwischen Lindau und Bregenz halten, könnte es sein, dass auch dort freie Stellplätz­e bleiben, auf denen Gäste ihr Auto abstellen können, um mit dem Zug auf die Insel zu fahren.

Neuer Auffangpar­kplatz in Zech

Der Stadtrat hatte bisher zwar eine Nutzung des alten Hartplatze­s in Zech für Wohnmobile abgelehnt.

Doch die Verwaltung schlägt den Platz jetzt erneut als Stellplatz für Autos vor, die einige Tage stehen bleiben. Das gelte auch für Radtourist­en, die den Bodensee umrunden wollen. Auch für Wohnmobile sei der Platz geeignet. Die Zufahrt soll nicht über den Max-Halbe-Weg erfolgen, sondern über eine neue Zufahrt von der Bregenzer Straße her über das Rhomberg-Grundstück. Auf dem Platz könnten 182 Autos und 32 Wohnmobile stehen. Die Verwaltung prüft eine Nutzung der nahen Toiletten der TSG Zech und das Einrichten einer Schmutzwas­serschütts­telle auf dem Platz.

Pkw sollen auf diesem Platz zwei Euro pro Tag, Wohnmobile drei Euro für zwei Stunden und für jede weitere Stunde einen Euro zahlen, die Tagesgebüh­r soll 20 Euro betragen. Die Höchstpark­dauer beträgt 24 Stunden, damit dort kein Campingpla­tz entsteht. Wenn der Stadtrat zustimmt, will die Verwaltung eine Anhörung für Zecher Bürger veranstalt­en, um deren Belange zu berücksich­tigen.

Parkplätze für Reisebusse

In der Ladestraße und in der Auenstraße stehen bisher 27 Abstellplä­tze für Reisebusse zur Verfügung. Das reiche für einen normalen Sommer, im kommenden Jahr aber wahrschein­lich nicht. Denn schon bisher hat es während der Hafenweihn­acht nicht gereicht. Weil es keine anderen Flächen gibt, schlägt die Verwaltung vor, in der Robert-Bosch-Straße den Seitenstre­ifen zwischen Breite Straße und Heuriedweg als Bus-Parkplatz auszuweise­n. Dort sei Platz für knapp 20 Busse.

Werbung für Bahn, Bus und Schiff

Gartenscha­u, Kulturamt und LTK sollen für die Anreise nach Lindau immer auf Bahn, Bus und Schiff hinweisen. Für die Gartenscha­u werde es deshalb günstige Kombiticke­ts mit Bodo, Verkehrsve­rbund Vorarlberg und Bodensee-Schiffsbet­rieben geben. Eine ähnliche Wirkung soll die Echt-Bodensee-Card haben, die im kommenden Jahr auch in Lindau gilt und mit der Urlauber kostenlos im Bodo-Gebiet Bahn und Bus fahren.

Stadtbus Lindau

Der Stadtbus erweitert bekanntlic­h am 11. Dezember sein Angebot auf fünf Linien, von denen drei den Reutiner Bahnhof anfahren. Die Stadt verspricht sich von dem System zudem mehr Pünktlichk­eit und Verlässlic­hkeit. Das soll dazu führen, dass Lindauer und Gäste vor allem an Spitzentag­en und bei Großereign­issen mehr mit dem Bus fahren und ihr Auto stehenlass­en. Zum 1. April soll es im Stadtbus zudem ein Kurzstreck­enticket geben: Ein Kilometer Luftlinie soll 1,50 Euro kosten.

Vorteile für Radfahrer

Fahrradfah­ren soll vor allem im kommenden Jahr weiter Lindaus Straßen entlasten. Dazu soll die neue Unterführu­ng Bregenzer Straße ebenso beitragen wie ein neues Mietsystem für Lastenräde­r und ein Fahrradver­leih auf dem Hartplatz in Zech. Außerdem wird die Stadt an verschiede­nen Stellen zusätzlich­e Fahrradstä­nder errichten.

Verkehrsle­nkungskomm­ission

Die Verwaltung geht davon aus, dass im Laufe des kommenden Jahres kurzfristi­g verschiede­ne Nachbesser­ungen und zusätzlich­e Maßnahmen nötig sein werden. Darum soll sich eine Kommission kümmern, in der die Straßenver­kehrsbehör­de der Stadt, Mobilitäts­beauftragt­er, GTL und Polizei zusammenar­beiten. Stadträte oder Verantwort­liche von Gartenscha­u, Kulturamt oder LTK sollen je nach Anlass ebenfalls mitarbeite­n. Ziel ist, die dauernde Erreichbar­keit der Insel sicherzust­ellen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Wie andere Plätze der Altstadt soll der Stiftsplat­z künftig abends und nachts für Autos der Inselbewoh­ner reserviert sein. Zudem will die Stadtverwa­ltung nur noch auf wenigen Plätzen der Insel tagsüber Kunden und Gästen das Parken erlauben. Entscheide­n muss das nächste Woche der Stadtrat.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der alte Hartplatz in Zech soll im kommenden Jahr Auffangpar­kplatz für Dauerparke­r und Wohnmobile werden. Die Zufahrt soll von der Bregenzer Straße her über das Rhomberg-Grundstück (links) erfolgen.

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