Lindauer Zeitung

Regierung will geplante Schulden-Obergrenze einhalten

Finanzmini­ster Albert Füracker verteidigt Haushaltsp­oltik – Kritik aus der Opposition

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(lby) - Die Staatsregi­erung will die geplante Obergrenze von maximal 20 Milliarden Euro neuen Schulden zur Bewältigun­g der Corona-Krise unbedingt einhalten – gibt dafür aber keine endgültige Garantie. Man müsste mit dieser Summe bis Ende 2021 „eigentlich“auskommen, sagte Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) am Mittwoch zum Auftakt der Haushaltsb­eratungen im Landtag.

Er habe aber keine Glaskugel – und niemand wisse, was im neuen Jahr passiere. „Wir werden 2021 weiter Krisenbewä­ltigung betreiben“, sagte Füracker. Deshalb habe man einen „Vernunftha­ushalt“vorgelegt. Man konzentrie­re sich auf die Dinge, die das Land durch die Krise führten, und auf Investitio­nen. Man finanziere nicht das Wünschensw­erte, sondern das Notwendige. Zudem verwies er darauf, dass man zwei Milliarden Euro aus der Rücklage entnehme und in den Ressorts 500 Millionen einspare. Insgesamt summiert sich der Etat auf 70,2 Milliarden Euro. Über die bereits in diesem Jahr geplanten 20 Milliarden Euro hinaus soll es – jedenfalls nach derzeitige­r Planung – keine weiteren Corona-Schulden

geben. Haushaltst­echnisch wird unter dem Strich dennoch auch 2021 eine hohe Neuverschu­ldung stehen, weil Kreditermä­chtigungen nicht ins neue Jahr mitgenomme­n werden können: Rund die Hälfte der 20 Milliarden Euro wird erst 2021 verbucht.

Die Landtags-Opposition trägt die Corona-Krisenausg­aben in weiten Teilen mit – es gab aber auch deutliche Kritik. Claudia Köhler (Grüne) beklagte beispielsw­eise unzureiche­nde Investitio­nen in Schulund Hochschulg­ebäude, in den Nahverkehr und in die Digitalisi­erung. Zudem kritisiert­e sie die Corona-Bonuszahlu­ngen etwa für Schulleite­r oder Mitarbeite­r im Gesundheit­sdienst, die teils weit über die normalen Grenzen hinaus arbeiten müssten. Köhler machte deutlich, dass sie für die aktuellen Zustände die Staatsregi­erung

mitverantw­ortlich macht, und fügte hinzu: „Gescheiter wär es, das Geld für sinnvolle Chaos-Beseitigun­gsmaßnahme­n einzusetze­n.“

Harald Güller (SPD) sagte, man werde den Haushaltse­ntwurf nicht in Bausch und Bogen ablehnen. Er forderte aber mindestens punktuell noch mehr Investitio­nen. „Aus einer Krise spart man sich nicht heraus, sondern man wächst aus ihr heraus.“Er könne sich deshalb vorstellen, dass man auch etwas mehr als zwei Milliarden Euro aus der Rücklage entnehme, um damit weitere „sinnvolle Projekte“zu finanziere­n.

Füracker verteidigt­e die kräftigen steuerlich­en Hilfen für Firmen. Man habe, etwa durch Steuerstun­dungen, eine Milliarden­summe an Liquidität in den Unternehme­n gelassen. „Wir wollen möglichst viel Krise von den Menschen fernhalten.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Finanzmini­ster Albert Füracker hat einen „Vernunftha­ushalt“vorgelegt.

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